Diese Vorerkrankungen sind verantwortlich
Darum landen auch zweifach Geimpfte im Spital

In seltenen Fällen müssen Menschen trotz vollständigem Impfschutz nach einer Coronainfektion hospitalisiert werden. Israelische Forscher haben nun herausgefunden, dass die meisten von ihnen Vorerkrankungen oder ein geschwächtes Immunsystem haben.
Publiziert: 20.07.2021 um 11:04 Uhr
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Aktualisiert: 17.01.2022 um 15:49 Uhr
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Wenn Menschen trotz zweiter Impfung nach einer Corona-Infektion ins Spital kommen, ist meist eine Vorerkrankung schuld.
Foto: Keystone

Keine Impfung ist perfekt. Die Hersteller von Corona-Impfungen versprachen, dass man nach dem zweiten Piks zu 94 Prozent gegen schwere Krankheitsverläufe geschützt ist. Bisherige Zahlen zeigen, dass die Werte sogar eher noch höher liegen dürften.

Bluthochdruck und Diabetes

Trotzdem gibt es zweifach Geimpfte, die wegen Corona im Spital landen. Warum das so ist, könnten nun israelische Forscher herausgefunden haben. Sie haben 152 Personen untersucht, die trotz zweiter Pfizer-Impfung und mindestens acht Tage nach dem zweiten Piks hospitalisiert wurden. Ihr Ergebnis: Nur 6 Betroffene waren zuvor kerngesund.

Bei den anderen 146 wurde mindestens eine Grunderkrankung diagnostiziert, berichtet der «Spiegel». Am weitesten verbreitet waren Bluthochdruck (71 Prozent der Erkrankten), Diabetes (48 Prozent) sowie chronisches Nierenversagen (32 Prozent). Ausserdem zählten Herzleiden (28 Prozent), Lungenleiden (24 Prozent), Krebs (24 Prozent) und Demenz (19 Prozent) zu den häufigen Vorerkrankungen.

Immunschwäche als Problem

Bei rund 40 Prozent der Betroffenen war laut Forschern zudem das Immunsystem herunterreguliert. Kann dieses nur eingeschränkt arbeiten, kann es nach einer Impfung auch nur einen eingeschränkten Schutz aufbauen. Gründe dafür sind etwa beispielsweise eine langfristige Kortison-Behandlung, eine Chemotherapie oder eine Organtransplantation.

Mussten diese zweifach Geimpften ins Spital, waren die Folgen ähnlich wie bei ungeimpften Corona-Patienten. 61 Prozent entwickelten einen schweren oder kritischen Krankheitsverlauf, 22 Prozent starben an den Folgen.

Weitere Studien geplant

Allerdings sind 152 Personen eine zu kleine Zahl, um daraus definitive Aussagen abzuleiten. Die Forscher hoffen darum, dass künftige Studien dazu führen, besonders gefährdete Menschen zu erkennen, Handlungsempfehlungen für sie zu entwickeln und sie besser zu schützen. Israel hat Anfang Juli begonnen, Patientinnen und Patienten mit einem geschwächten Immunsystem Auffrischimpfungen anzubieten.

In der Schweiz sind rund 100’000 Menschen von einer Immunschwäche betroffen. Derzeit debattieren Experten darüber, ob noch dieses Jahr eine Empfehlung für eine Drittimpfung dieser Personen ausgesprochen werden soll.

Delta könnte Zahlen verändern

Bis vor zwei Wochen mussten hierzulande 218 Personen, die sich zwei Wochen nach der zweiten Impfung mit dem Virus ansteckten, ins Spital gebracht werden. Das sind ungefähr 0,01 Prozent aller doppelt Geimpfter.

Bei den Impfschutz-Zahlen der Hersteller ist die Delta-Variante noch nicht berücksichtigt, sie existierte nicht, als die Studien erstellt wurden. Wie sie sich auf die Hospitalisierungen auswirkt, muss abgewartet werden. Derzeit geht die Wissenschaft generell davon aus, dass Impfungen auch bei Delta schwere Krankheitsverläufe sehr effektiv verhindern, auch wenn der Schutz vor Ansteckung tiefer liegen dürfte. Bisherige Hospitalisierungszahlen in Ländern mit grossen Delta-Ausbrüchen wie Grossbritannien oder Israel bestätigen diese ersten Einschätzungen. (vof)

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