Die Epidemie ist noch lange nicht besiegt: Weltweit sterben derzeit täglich rund 10'000 Menschen am Coronavirus. Aber zumindest die Schweiz ist auf gutem Weg, die schlimmsten Fälle nachhaltig zu verhindern. Denn exklusive Blick-Zahlen zeigen: Wer sich impfen lässt, landet praktisch nie im Spital. Auf der Intensivstation schon gar nicht.
Am 23. Dezember 2020 wurde erstmals eine Person in der Schweiz gegen Corona geimpft. Seither sind mehr als sieben Millionen Impfdosen verabreicht worden, 2'794'266 Menschen sind vollständig geimpft. Nur 213 von ihnen haben sich trotzdem mit Corona angesteckt.
Schwerer Verlauf verhindert
Doch viel wichtiger ist der Blick in die Spitäler. Dort landen die schweren Fälle – seit Beginn der Impfkampagne waren dies 10’696 Personen. Von diesen ist bei 4357 Hospitalisierten bekannt, ob sie geimpft sind oder nicht. 4081 waren es nicht, 232 waren unvollständig geimpft.
Lediglich 44 Patienten galten als vollständig geimpft, das heisst, sie hatten mehr als zwei Wochen nach ihrer zweiten Impfdosis eine positive Corona-Infektion. Das ist nicht einmal 1 Prozent aller Hospitalisierten und nur 0,00157 Prozent aller Personen, die per 23. Juni in der Schweiz als vollständig geimpft gelten.
Schweizer Impf-Chef begeistert
Sogar noch deutlicher wird der Impfvorteil, wenn die Zahlen auf den Intensivstationen angeschaut werden. Also dort, wo diejenigen Patienten hinkommen, die mit dem Leben ringen. Seit Beginn der Impfkampagne mussten 760 Corona-Patienten auf einer Intensivstation behandelt werden. Von 634 ist der Impfstatus bekannt. Genau eine Person war vollständig geimpft – der Rest ungeimpft.
Der Schweizer Impf-Chef Christoph Berger zeigt sich über die Zahlen erfreut. «Das ist genau das, was wir uns von den Impfungen erhofft haben! Diese Daten zeigen, dass sich besonders Risikopatienten zweimal impfen lassen sollten. Aber auch bei Personen mit geringem Risiko kann es zu schweren Krankheitsverläufen kommen, weshalb auch hier die vollständige Impfung dringend zu empfehlen ist.»
Impfung schützt auch gegen Delta
Die Zahlen zeigen zudem zwei weitere Dinge: Die Impfungen schützen so gut vor schweren Verläufen, wie die Impfhersteller versprochen hatten. Und es gibt einen erheblichen Unterschied, ob man einmal oder zweimal geimpft ist (bei Personen, die eine Corona-Infektion hatten, reicht eine Impfung). So landeten beispielsweise nach der ersten Impfung immerhin 24 Personen auf der Intensivstation, nachdem sie sich mit Corona angesteckt hatten.
Bevölkerung und Behörden sind derzeit aber vor allem wegen der Delta-Variante (ehemals: Indische Variante) besorgt. Diese lässt in England die Fallzahlen in die Höhe schnellen und dürfte auch in der Schweiz laut Experten im Spätsommer dominierend sein. Aber sind die Sorgen berechtigt? In England lässt sich beobachten, dass die Hospitalisierungen mindestens derzeit auf relativ tiefem Niveau stabil bleiben.
Studie macht Hoffnung
Zudem kam vor wenigen Tagen eine Studie des englischen Gesundheitsdepartements mit über 14'000 Teilnehmern zum Schluss, dass eine zweite Dose Pfizer zu 96 Prozent vor Hospitalisierungen nach einer Delta-Infektion schützt. Bei Astrazeneca waren es 92 Prozent. Zu Moderna gibt es keine Daten, diese sind bisher aber in allen Studien sehr vergleichbar mit denjenigen Pfizers. Jan-Egbert Sturm (52), Vizepräsident der Covid-19-Taskforce des Bundes, sagte vor wenigen Tagen: «Nach der zweiten Impfung ist die Immunität gegen Delta hoch und vergleichbar mit der gegen die aktuell noch in der Schweiz dominierenden Alpha-Variante.»
Trotz dieser guten Nachrichten: Es ist möglich, dass die Epidemie nie vollständig besiegt werden wird. Bundesrat Alain Berset (49) sagte diese Woche, das Virus werde «wohl nie mehr verschwinden». Doch wenn die Impfkampagne auch weltweit Erfolg hat, kann zumindest sorgenfreier damit gelebt werden. 10'000 Corona-Tote pro Tag dürfte es dann jedenfalls nicht mehr geben.