Im Dschungel bei einem Wasserfall geschieht im thailändischen Phuket das schreckliche Verbrechen: Der Einheimische Teerawat T.* (27) tötet die Schweizer Bundesangestellte Rita N. (†57).
Der mutmassliche Mörder beteuert, er habe Rita N. ausrauben wollen: «Ich wollte sie nicht töten.» Seine Erklärung: Corona habe ihn um seinen Job und in Geldnot gebracht. In der Tasche der Touristin fand er umgerechnet 8.20 Franken.
«Arbeitslosigkeit, Drogenprobleme und Kriminalität»
Somkid Sriphanich (42) kennt Land und Leute. Die Schweiz-Thailänderin ist Dolmetscherin und Kulturvermittlerin. Sie denkt nicht, dass das Motiv des Täters tatsächlich die Corona-Krise allein war. «Arbeitslosigkeit, Drogenprobleme und Kriminalität sind Probleme in Thailand, die schon länger existieren als Covid», sagt sie. «Der Täter hat ja bestätigt, dass er mit einem grossen Teil des erbeuteten Gelds Marihuana gekauft hat.»
Die Corona-Version sei eher jene der Polizei und der Behörden, denkt Sriphanich. «Die Behörden müssten ehrlich sein und sagen, dass Arbeitslosigkeit ein grosses Problem in Thailand ist.» Doch die Regierung habe Probleme damit, ehrlich und offen mit dieser Thematik umzugehen.
Gut informieren vor Phuket-Reise
Sie denkt, dass jene Touristen, die Medien lesen und vom Mord erfahren haben, sich nun zweimal überlegen, ob sie nach Phuket oder nach Thailand allgemein in die Ferien gehen. Aber: «Momentan ist Thailand für Touristen trotz des Vorfalls in Phuket nicht sehr gefährlich. Ich denke, dieser schreckliche Mord ist eher ein Einzelfall.»
Schweizer Thailand-Reisenden, die nach Phuket wollen, empfiehlt die Expertin, sich im Vorfeld gut zu informieren. «Man sollte sich auf jeden Fall dort bewegen, wo Sicherheit gegeben ist.» Sprich: in der Nähe eines Hotels oder eines Restaurants oder dort, wo es einfach viele Leute hat.
«Leute haben keinen Job und müssen stehlen gehen»
Allgemein glaubt Sriphanich, die Kriminalität in ihrem Heimatland werde weiter steigen. Thailand habe Corona zurzeit nicht im Griff. «Die Corona-Krise hat in Thailand auch einen Einfluss auf die Kriminalität: Die Leute haben keinen Job und müssen stehlen gehen. Oder sie sterben auf der Strasse an Covid, weil es nicht genügend Spitalbetten und Impfungen hat.»
Eine Möglichkeit, um die Leute zu retten, die vor dem Nichts stehen, wäre eine neue Regierung, wie die Bernerin sagt. «Diese Regierung müsste aus Leuten aus dem Volk bestehen und am Volk auch Interesse zeigen und sich mit diesem auseinandersetzen.»
Ihr Fazit: «Die Regierungsform, Korruption, Kriminalität und die schlechte Ausbildung sind die grössten Probleme Thailands. Der Mord an der Schweizerin hat genau diese Probleme aufgezeigt und an die Öffentlichkeit gebracht.»
* Name geändert