Thailändische Polizei hat Verdächtigen geschnappt
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Schweizerin in Phuket ermordet:Thailändische Polizei hat Verdächtigen geschnappt

Täter war Profi-Kickboxer
Schweizerin in Thailand wegen 8.20 Franken getötet

Die thailändische Polizei hat einen Mann festgenommen, der gestanden hat, die Schweizerin Rita N. (†57) getötet zu haben. Nun hat er auch gesagt, warum er es getan hat.
Publiziert: 08.08.2021 um 07:55 Uhr
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Aktualisiert: 08.08.2021 um 14:47 Uhr
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Die Polizei veröffentlichte ein Bild des Verhafteten.
Foto: Zvg

Nach dem Tötungsdelikt an der 57-jährigen Schweizerin Rita N.* ist in Thailand am Samstag ein 27-jähriger Mann verhaftet worden. Wie die Polizei am Sonntag mitteilte, hat Teerawat T.** die Tat gestanden.

Beweise und Zeugenaussagen hätten zur Festnahme des Thailänders geführt, sagte Polizeisprecher Krisana Pattanacharoen. Dem Mann werde auch Raub mit Todesfolge vorgeworfen.

Offizielle Angaben zur Todesursache der Frau gab es zunächst nicht. Demnach stand die Veröffentlichung eines Autopsie-Berichts vorerst aus.

Frau beobachtet

Die Ermittlungen der Beamten konzentrierten sich bald auf den 27 Jahre alten Verdächtigen. Die Polizei hatte Videoaufzeichnungen ausgewertet und fand heraus: Der Täter kam etwa zwölf Minuten vor der Schweizerin am Wasserfall an und fuhr etwa drei Stunden später vom Tatort zurück.

Die Beamten suchten Teerawat T. darauf zu Hause auf. Zunächst sei er nicht sehr kooperativ gewesen und habe verwirrende Angaben gemacht. «Nach vielen Beweisen und einem langen Verhör weinte er schliesslich und gestand, dass er die Touristin getötet hatte», sagte ein Polizeisprecher an einer Pressekonferenz am Sonntag.

Teerawat T. wurde per Telefon der Pressekonferenz der thailändischen Polizei zugeschaltet und gestand die Tat. Er habe durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie seinen Job verloren und das Geld der Frau nehmen wollen. Der 27-Jährige entschuldigte sich bei der Familie der Schweizerin und bat um Vergebung.

Der Mann ist seit zwei Jahren arbeitslos. Im vergangenen Jahr wurde er von der Polizei wegen Drogenbesitzes festgenommen.

Das Geständnis des Täters

Der Täter erzählte selber, wie es zur Tötung kam. Er war zum Wasserfall gefahren, um Orchideen zu finden. Teerawat T.: «Ich ging bis zum höchsten Punkt des Wasserfalls, fand aber nicht, was ich wollte. Dann ging ich hinunter und sah die Ausländerin, die von der Taille abwärts nackt war, neben dem Wasserfall sitzen. In ihrer Nähe befand sich ein schwarzer Rucksack, in dem ich wertvolle Gegenstände vermutete», sagte er.

«Ich ging nahe an sie heran und nahm sie von hinten in den Schwitzkasten. Die Ausländerin versuchte, sich unter meinem Arm zu befreien und wehrte sich, so dass wir ins Wasser fielen. Ich nahm sie erneut in den Schwitzkasten, bis sie bewusstlos wurde.» Den Körper der Frau habe er mit einer schwarzen Plane bedeckt und sei anschliessend geflohen.

Die Schweizerin hatte keine Chance: «Bang Lee», wie der Mann von Bekannten genannt wird, war früher professioneller Kickboxer.

Aus dem Rucksack stahl er 300 Baht, was rund 8.20 Franken sind. Der Täter weiter: «Auf dem Weg zur Hütte gab ich das gestohlene Geld für eine Flasche Softdrink und Eis aus. Dann traf ich meine Freunde in der Hütte und kaufte mit dem Geld Marihuana und Zigaretten.»

Thailänder organisieren Mahnwache

Die Tat löste in Thailand Betroffenheit aus. Auf der Ferieninsel Phuket organisierten Hotelangestellte und Geschäftsleute eine Mahnwache, um nach dem Tod der Touristin auf der Insel ihr Beileid auszudrücken, wie der Sprecher des thailändischen Aussenministeriums auf Twitter mitteilte. Ministerpräsident Prayuth Chan-o-cha verlangte eine rasche Aufklärung des Falles und ordnete verstärkte Sicherheitsmassnahmen an.

Die Schweizer Botschafterin in Bangkok, Helene Budliger Artieda, sprach von «sehr traurigen und verstörenden Momenten». Sie lobte die örtlichen Behörden für deren rasches Handeln.

Die Schweizerin war Mitte Juli im Rahmen eines Modellprojekts für Tourismus in Corona-Zeiten auf die grösste Insel des Königreichs gereist. Vollständig Geimpfte aus knapp 70 Ländern dürfen seit dem 1. Juli wieder nach Phuket reisen. Im Rahmen des sogenannten «Sandbox»-Projekts gelten für die Gäste strenge Regeln, aber sie dürfen sich frei auf der Insel bewegen.

Die Regierung will so versuchen, den durch die Corona-Pandemie seit eineinhalb Jahren am Boden liegenden Tourismussektor zumindest teilweise wiederzubeleben. (gf/kes/SDA)

*Name geändert
**Name der Redaktion bekannt

«Das ist ein trauriger Tag für Phuket»
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