Plant Kremlchef Wladimir Putin (71) einen Angriff auf ein Nato-Land? Laut dem amerikanischen Militärhistoriker Philipp Petersen hat das der Kreml bereits entschieden. Weitere internationale Experten warnen nun: Europa ist in keiner Weise auf einen solchen Angriff vorbereitet – und hat nur eine einzige Möglichkeit, Russland in einem Krieg mit der Nato zu besiegen.
Russland möchte Baltikum angreifen
An der Verteidigungsmesse «Defence 24 Days» schlagen die Experten Alarm – es droht ein Angriff Russlands auf Nato-Staaten in Europa. «Es wurde bereits entschieden, dass das Baltikum angegriffen wird, sobald die Ukraine besiegt ist», so der amerikanische Militärhistoriker Philipp Petersen. Auch der estnische Generalstabschef Martin Herem warnt: Russland habe die Waffen, Munition und Soldaten für einen Angriff auf die Nato. «Auch nach zwei Jahren Krieg in der Ukraine.»
Vergangene Woche erreichte den Westen bereits die Nachricht, dass Russland und Belarus die Träger ihrer Atomwaffen überprüfen. Kurz nach seinem erneuten Amtsantritt kündigte Kremlchef Putin auch eine Übung mit nicht strategischen Nuklearwaffen nahe der Grenze zur Ukraine an. Macht er also ernst?
Herem betont: «Es nützt nichts, ihn weiter nur abschrecken oder davon überzeugen zu wollen, nicht anzugreifen. Wir müssen in der Lage sein, den Feind zu vernichten.» Nur – das ist leichter gesagt als getan. Denn: Um sich gegen Russland adäquat zu verteidigen, gibt es laut den Experten nur ein einziges (kostspieliges) Mittel: die Luftüberlegenheit. Man müsse, so ein Experte laut «Bild», die russische Armee derart mit Luftangriffen «schockieren», dass Russland nichts anderes als ein Rückzug bleibe. Das beste Mittel dafür: moderne Kampfflugzeuge wie die F-35 und Marschflugkörper wie Taurus, Tomahawk oder Storm Shadow.
Westliche Waffen schockieren Russland
Einige dieser Waffen sind bereits in der Ukraine im Einsatz – und zeigen dort ihre Wirkung gegen die russische Armee. Die ukrainischen Streitkräfte haben beispielsweise die Marschflugkörper «Storm Shadow» bereits erfolgreich gegen die Chongar-Brücke eingesetzt, die die besetzten Gebiete der Krim und Cherson verbindet. Auch am 11. Juli waren sie erfolgreich gegen das Hauptquartier der 58. russischen Armee im besetzten Berdjansk im Einsatz.
Waffen wie die Tomahawk- und Taurus-Marschflugkörper werden immer wieder von der Ukraine angefragt. Zurecht: Sie würden die russischen Truppen in Angst und Schrecken versetzen, sofern sie gegen die Russen im Einsatz stünden. Es ist klar: Die Luftverteidigung ist Russlands Achillesferse. Nach ukrainischen Angaben wurden seit Beginn der gross angelegten Invasion im Februar 2022 insgesamt 342 russische Flugzeuge und 325 Hubschrauber abgeschossen. Das heisst auch: Russland könnte sich gar nicht gegen einen grossen europäischen Luftangriff wehren.
Zudem können Erkenntnisse aus russischen Flugzeugen, die über ukrainisch kontrolliertem Gebiet abgeschossen wurden, auch dazu genutzt werden, die Wirksamkeit westlicher Luftabwehrsysteme und Raketen weiter zu verbessern – und sich so auf einen Angriff aus Russland vorzubereiten. Schon im Sommer 2023 trainierten über 25 Nationen im Namen der Nato gemeinsam für allfällige Luftangriffe auf Feinde.
Luftverteidigung ist teuer
Also: Luftverteidigung gut, alles gut? Nein, denn es gibt ein Problem: Diese Waffen sind teuer. Die drei Länder, die binnen zwei bis drei Jahren überfallen werden könnten – Estland, Lettland und Litauen –, unternehmen laut Herem zu wenig Anstrengungen, um sich verteidigungsfähiger zu machen. «Wir sind nicht auf einen Krieg mit Russland vorbereitet. Weder Estland noch die Nato», so Herem. Deshalb sollten alle Nato-Staaten fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts in die Verteidigung stecken. Denn nur so könne ein russischer Angriff auf Europa erfolgreich abgewehrt werden.