Deutsche Experten beurteilen Corona-Regeln
So effektiv waren Masken und Schulschliessungen

Während der Corona-Pandemie mussten die Regierungen schnell handeln und Massnahmen beschliessen, um das Virus zu bekämpfen. Wie erfolgreich und wirksam die einzelnen Regeln waren, haben nun deutsche Experten analysiert.
Publiziert: 01.07.2022 um 18:58 Uhr
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Während der Pandemie wurden verschiedene Corona-Massnahmen verhängt, um das Virus zu bekämpfen.
Foto: keystone-sda.ch

Ein 18-köpfiges Expertengremium in Deutschland hat die von der Regierung beschlossenen Massnahmen, die während der Corona-Pandemie festgelegt wurden, beurteilt.

Fachkräfte, wie Virologe Hendrik Streeck (44) oder die Soziologin Jutta Allmendinger (65), erklären, welche Regeln sich wie auf die Eindämmung der Virusverbreitung ausgewirkt haben.

Die «Bild» publiziert einige Auszüge aus dem 165-seitigen Papier.

Lockdown wirkt am Anfang

Die Lockdowns stufen die Fachkräfte als eine positive Massnahme ein. Allerdings nur im Anfangsstadium der Pandemie. Auf Dauer würden die Massnahmen von der Bevölkerung «weniger akzeptiert werden und ihre Wirkung verlieren».

Ein Lockdown habe zudem einige «nicht-intendierte» Folgen, die mit der Länge eines solchen Lockdowns zunehmen. Dazu gehören unter anderem die «Steigerung der häuslichen Gewalt gegenüber Frauen und Kindern», die «Zunahme von psychischen Erkrankungen» sowie «existenzielle Nöte».

Zertifikatspflicht kontraproduktiv

Auch die 2G- und 3G-Regel in den Beizen und Läden hat laut Experten nur «in den ersten Wochen nach der Boosterimpfung oder der Genesung» einen hohen positiven Effekt. «Der Schutz vor einer Infektion lässt mit der Zeit jedoch deutlich nach.»

Die Zertifikate, die am Eingang vorgezeigt werden mussten, halten die Gremiumsmitglieder für kaum wirksam. Dazu kommt, dass eine Zertifikatspflicht auf psychologischer Ebene kontraproduktiv sein könne. Befragungen in diversen Ländern hätten gezeigt, dass dadurch die Lust, sich impfen zu lassen, eher sinkt. Nur bei jüngeren Menschen konnte die Impfquote mit dieser Massnahme teilweise etwas erhöht werden.

Immense Folgen von Schulschliessungen

Hart ins Gericht gehen die Experten auch mit Schulschliessungen. Zwar sei die genaue Wirksamkeit von Schulschliessungen auf die Eindämmung der Ausbreitung des Coronavirus «weiterhin offen», doch die unbeabsichtigten Wirkungen dafür umso fataler. «Die Folgen dieser Massnahme auf das psychische Wohlbefinden» der Schüler seien «immens».

Dass Kinder Superspreader seien und das Virus besonders häufig weitergeben, stimme so nicht, sagen die Experten. Kinder würden Erwachsene gar seltener infizieren als umgekehrt.

Die vermeintlich hohen Inzidenzwerte unter Schülern würden bloss daher kommen, dass an Schulen häufiger getestet worden sei.

Scheinsicherheit durch Maske

Auch bei den Masken sieht es nicht so eindeutig aus. Zwar habe die Wirksamkeit des Mund-Nasen-Schutzes im Labor nachgewiesen werden können. Doch in der Praxis sieht die Situation anders aus. «Eine schlechtsitzende Maske hat auch keinen, ggf. sogar einen negativen Effekt.»

Auch bärtige Männer sind mit einer Maske weniger gut geschützt als glattrasierte Genossen, weil sie nicht eng anliegt. (man)

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