Welche Corona-Massnahmen helfen wirklich, um das Virus in Schach zu halten? Seit Beginn der Pandemie vor knapp zweieinhalb Jahren ist das ein riesiger Streitpunkt, nicht nur in der Schweiz.
Die Gastrobranche unter Präsident Casimir Platzer (60) war stets überzeugt: Beizenschliessungen seien unnütz gewesen – denn schliesslich habe es nie grosse Ausbrüche gegeben, die sich auf den Besuch von Restaurants und Bars habe zurückführen lassen. Ganz ähnlich argumentierten der Detailhandel, die Bergbahnen und die Fitnesscenter. Doch hatten sie auch recht damit?
Untersuchung der zweiten Welle
Dieser Frage widmet sich nun eine Untersuchung im Auftrag des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco). Konkret schauten sich die Autoren an, wie sich einzelne Massnahmen wie eben die Schliessung von Gastrobetrieben und Läden, die Maskenpflicht oder auch die Schulferien auf die Spitaleinweisungen auswirkten.
Dies für den Zeitraum von August 2020 bis März 2021, als die zweite Welle die Schweiz überrollte und das Gesundheitswesen an den Anschlag brachte. Gut für die Studie: In dieser Zeit gab es einen kantonalen Flickenteppich – so schlossen etwa die Westschweizer Kantone die Restaurants, die Deutschschweizer nicht. Und das Wallis war strenger als der Rest des Landes.
Keine Aussagen zu Läden
Was sind nun die Ergebnisse? Die Autoren können durchaus ein paar Massnahmen identifizieren, die den Pandemieverlauf abgeschwächt haben. Besonders wirksam waren – Casimir Platzer wird keine Freude haben – demnach:
- die Einschränkung und die Schliessung von Restaurants und Bars: Diese hätten die Zahl der Spitaleinweisungen je nach verwendetem Modell um 28 bis 41 Prozent reduziert. Allerdings raten die Autoren zu einer zurückhaltenden Interpretation. Für die Frage der Maskenpflicht in Restaurants und Bars hingegen lasse sich keine Aussage treffen.
- die Einschränkung und das Verbot von Veranstaltungen: «Die Massnahmen zu Verboten von Veranstaltungen haben in der Regel den zu erwartenden negativen Effekt auf die Zahl der Hospitalisierungen», schreiben die Autoren. Diese Massnahmen seien jeweils eher spät und als Folge einer Eskalation des Pandemieverlaufs ergriffen worden – was die Ergebnisse verzerren könne.
Anders sieht es für Massnahmen in den Läden aus. Die Beschränkung der Öffnungszeiten und zugelassenen Personen lasse sich nicht eindeutig interpretieren, so die Studie.
Super-Spreader Weihnachtsferien
Auch die Sportferien im Winter verringerten gemäss der Studie die Pandemie – zum einen, weil die Übertragungsketten in den Schulen unterbrochen worden seien, zum anderen, weil man sich zwar getroffen habe, aber eher draussen auf der Piste. Für die Herbstferien lasse sich kein Trend ausmachen, während die Weihnachtsferien mit vielen Familientreffen in Innenräumen hingegen die Pandemie eher befeuert hätten.