Der Bundesrat hat bis jetzt die Weitergabe von insgesamt 19 Millionen Corona-Impfdosen beschlossen. Das sagte der Gesundheitsminister Alain Berset (50) am Dienstag im Nationalrat. Der Bund setze «alles daran, überschüssige Dosen an andere Länder abzutreten». Die Weitergabe bedinge jedoch eine Nachfrage. «Diese nimmt seit Anfang 2022 auch in einkommensschwachen Ländern ab», so Berset.
Die Schweiz hat nun deutlich mehr Dosen vernichtet als gespendet. Wie das Westschweizer Fernsehen RTS vor einigen Tagen berichtete, muss die Schweiz demnächst über 620'000 Impfdosen zerstören. Es handelt sich um Corona-Impfstoffe von Moderna, die ihr Haltbarkeitsdatum bereits überschritten haben und nicht abgegeben werden konnten.
Das stiess der grünen Nationalrätin Katharina Prelicz-Huber (62) sauer auf. Es sei unhaltbar, dass viele Länder in Afrika noch immer wenige Impfungen durchführen könnte, weil der Impfstoff zu teuer sei, während man diese in der Schweiz vernichte, bedauerte sie in ihrer Anfrage an den Bundesrat. Doch Berset machte ihr da wenig Hoffnungen, dass sich das ändern liesse. «Es ist auch mit der Vernichtung weiterer Impfdosen zu rechnen», antwortete der Gesundheitsminister.
NGO sind anderer Meinung
Berset will aber noch einmal überprüfen, ob es nicht doch eine Nachfrage aus dem Ausland gebe. Prelicz-Huber nämlich hatte auf Informationen von Nichtregierungsorganisationen (NGO) verwiesen, wonach es sehr wohl Länder gebe, «die froh wären, wenn Impfdosen kommen würden».
Die Spende von überschüssigen Dosen läuft in der Schweiz mehrheitlich via Covax-Initiative. Dieses internationale Programm wurde von der WHO ins Leben gerufen und soll dabei helfen, einen gerechten Zugang zu Covid-19-Impfstoffen zu gewährleisten. Covax hat sich zum Ziel gesetzt, bis zum Ende des Jahres genügend Dosen bereitzustellen, um 20 Prozent der Bevölkerung in den an der Initiative teilnehmenden Ländern zu impfen.
2022 stehen 33 Millionen Impfdosen zur Verfügung
Bis anhin wurden in der Schweiz 15,7 Millionen Impfdosen verimpft. Der Bundesrat will aber weiter für genügend Impfstoff sorgen. So schlägt er für das Jahr 2023 vor, weitere 14 Millionen MRNA-Impfdosen zu beschaffen, je 7 Millionen von Moderna und Pfizer. «Bei diesen Herstellern bestehen zudem Optionen für je 7 Millionen, falls weitere Auffrischimpfungen als notwendig erachtet werden», so Berset.
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Berset verteidigte den Entscheid des Bundesrats, so viele Impfstoffe zu reservieren. «Sicherheit hat ihren Preis.» Der Mitte-Fraktionschef Philipp Matthias Bregy (43) hatte ihn zu einer Erklärung aufgefordert, ob das nicht zu viele Bestellungen seien.
Der Bundesrat wolle nie mehr in eine Situation kommen, drastische Massnahmen verhängen zu müssen, sagte Berset. Die Impfung sei in dieser Hinsicht sehr wichtig. «Wir wollen die Schweizer Bevölkerung jederzeit mit den neusten und wirksamsten Impfstoffen versorgen können.» 2022 stehen Schweizerinnen und Schweizern 33 Millionen Impfdosen zur Verfügung. (sie)