Hat er das Unmögliche möglich gemacht? US-Aussenminister Antony Blinken (62), teilte am Montag mit, dass Israel einer Waffenruhe im Gazastreifen zugestimmt hat. Sechs Wochen lang sollen die Kämpfe eingestellt werden, um israelische Geiseln aus dem Gazastreifen zu retten. So weit, so gut. Blinken warnt aber: «Es ist wahrscheinlich die beste Chance auf einen Deal. Es könnte aber auch die Letzte sein.» Blick erklärt dir, was der Deal bedeutet – und warum noch nichts in trockenen Tüchern ist.
Was sagen Israel und die Hamas zum Deal?
Benjamin Netanyahu (74), der israelische Ministerpräsident, ist mit dem Deal zufrieden. «Ich schätze es, dass die USA unsere lebenswichtigen Sicherheitsinteressen respektieren», erklärt er am Montag. Doch genau das ist ein Dorn im Auge der Terrororganisation Hamas – und könnte den Deal zum Platzen bringen.
Osama Hamdan (59) gehört zum politischen Flügel der Hamas. Er ist nicht zufrieden mit dem amerikanischen Vorschlag. «Dass Netanyahu dem aktualisierten Vorschlag zustimmen will, bedeutet, dass es den USA nicht gelungen ist, den eigentlichen Deal durchzubringen.» Die Rede ist von einem Deal, der im Mai von US-Präsident Joe Biden (81) vorgeschlagen und von beiden Seiten in einem ersten Schritt akzeptiert wurde. Die jetzigen Änderungen seien laut den Hamas aber zu nahe an der Position Israels und daher inakzeptabel.
Für die Hamas ist klar: Die jüngste Runde der Verhandlungen sind ein «Bluff» Israels, um Zeit für ihre Militäroffensive im Gazastreifen zu schinden. Das sagte Hamas-Chef Jahia Sinwar (61), wie das «Wall Street Journal» unter Berufung auf arabische Vermittler berichtet.
Ist die Umsetzung eines Waffenstillstands überhaupt realistisch?
Es sieht schlecht aus für den von Blinken ausgehandelten Deal. US-Präsident Biden teilte am Dienstag mit, dass sich die Hamas immer weiter von dem Abkommen distanzieren. «Es könnte immer noch klappen, aber man kann es nicht wissen.»
Am Mittwoch und am Donnerstag sollen die involvierten Parteien unter der Leitung von Katar in Ägypten weiter verhandeln. Allerdings werden die Hamas nicht direkt vor Ort sein – sondern lediglich von Ägypten über den Verlauf der Verhandlungen informiert werden. Das sind keine guten Voraussetzungen für die Umsetzung des Deals.
Woran sind die letzten Deals gescheitert?
Die Gespräche zwischen Israel und der islamistischen Hamas sind seit Monaten in einer Sackgasse. Die beiden Seiten legen einen Deal für einen Waffenstillstand unterschiedlich aus. Für die Hamas ist die Feuerpause ein Vorbote für ein baldiges Kriegsende. Israel hingegen weigert sich, ein Ende der Kämpfe zu versprechen.
Als besonders umstritten in den Verhandlungen galt zuletzt die Frage, ob Israel sich wieder von der im Mai eroberten Grenze zwischen dem Gazastreifen und Ägypten zurückziehen wird. Die Hamas fordert einen kompletten Abzug Israels. Netanyahu dagegen verlangt, dass die israelische Armee den sogenannten Philadelphi-Korridor auch nach einer Waffenruhe weiter kontrolliert, etwa um den Schmuggel von Waffen zu verhindern.
Wieso ist es die «letzte Chance» auf einen Deal?
Es klingt bedrohlich: Die jetzigen Gespräche sind laut Blinken «die letzte Chance» auf einen Deal. Nahost-Experte Erich Gysling (88) erklärt gegenüber Blick: «Es gibt keinen Verhandlungsspielraum mehr.» Beide Seiten haben ihre Bedingungen mehrmals genannt – jetzt ginge es laut Gysling ums Handeln. Bisher stellte sich allerdings immer wieder eine der beiden Seiten quer.
Hinzu kommt die drohende Eskalation im Nahen Osten. Der Hamas-Freund Iran droht damit, Israel anzugreifen. Der Grund: Ende Juli tötete die israelische Armee Ismail Hanija (†62), den politischen Führer der Hamas, bei einem Staatsbesuch im Iran. Je weiter weg ein Waffenstillstand zwischen den Hamas und Israel ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass der Iran zum Vergeltungsschlag ansetzt. «Wenn es jetzt zu einem Deal kommt, kann und muss sich der Iran von einem Vergeltungsschlag distanzieren.»