Sie gelten als skrupellos, berechnend und eiskalt: Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin (61) und Tschetschenenführer Ramsan Kadyrow (46). Beide haben je einen besonderen Spitznamen. Prigoschin wird als «Putins Koch» bezeichnet, weil er als Catering-Lieferant für die russische Armee reich wurde. Kadyrow gilt wegen seiner Kreml-Treue und seiner Bereitschaft, für den russischen Präsidenten in den Krieg zu ziehen, als «Putins Bluthund».
Eigentlich müssten sie Putin den Rücken stärken, doch in Wahrheit nutzen die beiden Männer die Gelegenheit, um ihre Macht auszubauen.
Laut Militärexperten des Institute for the Study of War (ISW) vergrössern gerade die «Silowiki», ranghohe Geheimdienstler und Militärs, ihren Einfluss. Nicht etwa, um den Krieg zu gewinnen. Ihnen gehe es um «persönliche Interessen». Allen voran «Putins Koch» und «Putins Bluthund».
Millionen auf dem Konto, US-Wahlen manipuliert
Der Wagner-Chef baut laut dem ISW in der Ukraine gerade mehrere Ausbildungszentren auf, um weitere Kämpfer für sich zu gewinnen. Die Männer sollen nicht in der russischen Armee kämpfen, sondern an der Seite von Prigoschin. Ende Oktober begann «Putins Koch» ausserdem mit dem Bau einer unabhängigen Befestigungsanlage in der Oblast Belgorod, die als «Wagner-Linie» bezeichnet wird.
Zudem greife er immer wieder den Gouverneur von St. Petersburg, Alexander Beglow (66), an und habe in der Stadt ein eigenes Zentrum eröffnet. Das ISW vermutet, dass er damit «versucht, die Geschäftswelt der Stadt zu infiltrieren». «Putins Koch» ist schon jetzt ein mächtiger Unternehmer und hat Millionen auf dem Konto. Nun soll noch mehr Geld dazukommen.
«Putins Koch» – Jewgeni Prigoschin
Prigoschin stelle sich weiterhin als starker russischer Mann in der Aussenpolitik dar. Erst am Montag gestand er, sich in den US-Wahlkampf eingemischt zu haben. «Wir haben uns eingemischt, wir tun es und wir werden es weiter tun», wurde Prigoschin am Montag im Online-Netzwerk seines Unternehmens Concord zitiert. Die Erklärung erfolgte einen Tag vor den Kongress-Zwischenwahlen in den Vereinigten Staaten. Moskau wird seit Jahren Einmischung in Wahlen vorgeworfen. Gegen Prigoschin wurden deshalb Sanktionen verhängt.
Beide Männer sind aktuell unantastbar
Auch Ramsan Kadyrow versucht, sich zu bereichern. «Putins Bluthund» und seine Schergen bauen laut dem ISW «Geschäftsnetzwerke in den besetzten Gebieten auf». Zudem soll der Tschetschenenführer und seine Männer in der Ukraine mit Plünderungen ordentlich verdienen.
Kadyrow verhalte sich ähnlich wie Prigoschin. Beide würden für ihre eigene Armee werben und damit das russische Militär untergraben. Sie hätten im Gegensatz zu Putins Truppen eine gute Ausrüstung und Ausbildung. Gleichzeitig sind die Zustände beim russischen Militär katastrophal. Genau das spiele Kadyrow und Prigoschin in die Hände.
Sowohl «Putins Koch» als auch «Putins Bluthund» könnten laut dem ISW ungestört so weiter machen. Der Kreml-Chef sei dringend auf sie angewiesen und könne sie gar nicht bestrafen oder ihre Macht beschneiden. Sie seien aktuell unantastbar. Das könnte Putin am Ende sogar das Genick brechen. Prigoschin wird als nächster Präsident Russland und damit Putins Nachfolger gehandelt. (jmh)