Ärzte an der Front verweigern Hilfeleistung
Wagner rekrutiert HIV-positive Soldaten – das kann gefährlich werden

Bei der Rekrutierung neuer Soldaten nimmt Wagner-Boss Jewgeni Prigoschin auf wenig Rücksicht – sogar Menschen, die an HIV oder Hepatitis C erkrankt sind, werden einberufen.
Publiziert: 28.10.2022 um 19:07 Uhr
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Wagner-Boss Prigoschin rekrutiert auch kranke Häftlinge.
Foto: keystone-sda.ch

Bei der Mobilisierung neuer Soldaten schreckt Russland vor nichts zurück. Bereits zu Beginn der Teilmobilmachung wurden alte, kranke und nicht wehrfähige Männer an die Front in der Ukraine geschickt. Der Finanzier und Gründer der Gruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin (61), heuerte sogar in Gefängnissen an.

Zu Beginn dieser Woche machte die ukrainische Regierung publik, dass auch Häftlinge mit ansteckenden und gefährlichen Krankheiten in den Krieg geschickt werden – darunter Hepatitis C oder HIV. Auch das «Institute for the Studies of War» (ISW) berichtete darüber.

Nach Angaben der Ukrainer werden Kranke mit Armbändern gekennzeichnet – wer HIV hat, trägt ein rotes Armband, Personen mit Hepatitis C ein bekommen ein weisses.

Wagner-Gründer bestätigt Rekrutierung von Kranken

«Aus einer einzigen Strafkolonie im Dorf Metalostroy im Leningrader Gebiet wurden über hundert Gefangene mit nachgewiesenem HIV oder Hepatitis C für Wagner rekrutiert», heisst es auf der ukrainischen Regierungswebsite. «Es ist bekannt, dass russische Ärzte sich systematisch weigern, Verwundeten mit Hepatitis oder HIV Hilfe zu leisten.» Ukrainische Soldaten sollen zudem bereits russische Kämpfer mit entsprechenden Erkrankungen gefangen genommen haben.

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Auch Prigoschin höchstpersönlich bestätigt die Meldung, wie ein CNN-Journalist auf Twitter schreibt. «In der russischen Gesetzgebung gibt es keine Einschränkungen für Patienten mit Hepatitis C oder HIV-Infektion», so der Wagner-Boss zum Journalisten. «Ich sehe nichts Unmoralisches darin, wenn Soldaten mit Hepatitis C und HIV andere Soldaten töten, ohne zu wissen, ob sie zu Lebzeiten Träger irgendwelcher Viren waren.»

Einsatz von HIV-Positiven birgt grosse Gefahr

Unmoralisch ist der Einsatz erkrankter Soldaten aber allemal. Wie der deutsche Politikwissenschaftler Carlo Masala (54) bereits in seinem Buch «Weltunordnung» (aktualisierte Version 2022 erschienen) erklärt, kann ein Einsatz von HIV-positiven Soldaten schlimme Auswirkungen haben.

Am Beispiel von infizierten Soldaten in afrikanischen und asiatischen Staaten erklärt er, dass der Einsatz der Kranken dazu führen kann, dass sich «HIV im Einsatzgebiet weiter ausbreitet». Doch auch für die eigenen Truppen kann das problematisch werden: «Je höher der Anteil von Infizierten ist, desto schlechter lassen sich Streitkräfte einsetzen.»

Wie sich der Einsatz von Soldaten, die an HIV oder Hepatitis C erkrankt sind, auf den russischen Krieg in der Ukraine auswirken wird, kann zum aktuellen Zeitpunkt nicht gesagt werden. (chs)

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