Der Klimagipfel bringt nichts, erhöht aber die Kriegsgefahr
Streit um Billionen-Deal bringt Welt aus den Fugen

Es gibt nicht nur den Konflikt zwischen Ost und West. Der Klimagipfel COP 29 enthüllt eine wachsende Kluft auch zwischen Nord und Süd. Die Gefahr für weitere Konflikte steigt. Eine Analyse.
Publiziert: 24.11.2024 um 20:11 Uhr
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Aktualisiert: 27.11.2024 um 10:05 Uhr
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In Aserbaidschan kam es zu Protesten gegen die Zögerlichkeit der Industriestaaten.
Foto: IMAGO/ZUMA Press Wire

Auf einen Blick

  • 197 Staaten ringen um Klimawandel-Lösungen. Billionen-Deal für gefährdete Länder geplant
  • Klimawandel erhöht Risiko für Konflikte und Kriege weltweit
  • 300 Milliarden Dollar jährlich bis 2035 für Klimawandel-Bekämpfung vereinbart
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Guido FelderAusland-Redaktor

In der Gas- und Erdölrepublik Aserbaidschan haben am Wochenende 197 Staaten um Lösungen gegen den Klimawandel gerungen. Im Zentrum der COP 29, der 29. Conference of the Parties, stand ein Billionen-Deal, den die reichen Staaten den vom erwärmten Klima gefährdeten Staaten zahlen sollen. Nach heftigen Wortgefechten und 32 Stunden Verlängerung einigten sich die Teilnehmer darauf, bis 2035 jährlich 300 Milliarden Dollar in die Bekämpfung des Klimawandels zu investieren. 

Viele Fragen bleiben offen. Die Hauptpunkte: Wie soll das finanziert werden? Und werden zukünftige Regierungen die gigantischen Summen überhaupt überweisen, die aktuelle Regierungsvertreter wie die grüne deutsche Aussenministerin Annalena Baerbock (43) versprochen haben? Zurzeit gibt es keine verlässlichen Antworten darauf. 

Wut bei den Inselstaaten

Eines ist am 29. Klimagipfel allerdings klar geworden: Die Welt ist definitiv nicht mehr nur in Ost und West eingeteilt, auch zwischen dem Norden und dem Globalen Süden – damit sind die Entwicklungs- und Schwellenländer gemeint – driftet der Graben immer weiter auseinander. 

So haben die Gruppen der Inselstaaten und am wenigsten entwickelten Länder wutentbrannt die Sitzung verlassen, als die Industriestaaten mit der Finanzierungszusage zögerten. Die Vertreter der bedrohten Staaten schimpften die 300 Milliarden einen «Witz» und eine «Beleidigung». Sie hatten 1,3 Billionen gefordert. 

Kriegsgefahr wächst

Mit dem Unmut der betroffenen Länder sowie dem Klimawandel steigt das Risiko von neuen Konflikten. Das hat das schwedische Friedensforschungsinstitut Sipri erforscht. Florian Krampe, Direktor des Sipri-Programms «Klimawandel und Risiken», sagte gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND), dass bisher Armut, politische Instabilität, soziale Ungleichheit und frühere Kämpfe in einer Region den stärksten Einfluss auf das Risiko von Konflikten hatten. 

Das habe sich nun geändert: Man sehe immer häufiger, dass der Klimawandel diese Faktoren beeinflusse und zu Konflikten oder gar Kriegen führe. Grund sei zum Beispiel, dass die Spannung wegen Minderertrags in der Landwirtschaft steige. 

Eine auf sciencedirect.com veröffentlichte Studie hält fest, dass innerhalb von zehn Jahren fast einem Drittel aller Konflikte wenige Tage zuvor eine klimabedingte Katastrophe vorausgegangen war. 

Abdriften Richtung Peking und Moskau

Die Diskussionen ums Klima sorgen für weitere Unruhe auf der Welt. Unzufriedene Staaten, die vielleicht lange auf versprochene Zahlungen warten müssen, könnten sich vermehrt Richtung Moskau oder Peking ausrichten. Schon jetzt verzeichnet die von China und Russland angeführte anti-westliche Vereinigung der Brics-Staaten reges Interesse von Ländern des Globalen Südens.

Überhaupt: Wie weit die COP 29 den bedrohten Staaten hilft, ist offen. Experten malen schwarz. Mojib Latif vom Geomar-Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel zweifelt generell am Sinn dieser Konferenzen. Gegenüber der Rheinischen Post sagte er: «Wir haben 28 Konferenzen hinter uns und die Emissionen sind explodiert. Die COP ist ein Spektakel, das dem Klima bisher nichts gebracht hat.»

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