Am Mittwoch hat die Schweiz in Baku einen Schmähpreis erhalten: Die Eidgenossenschaft ist laut Klimaaktivisten «Fossil of the Day». Auch wenn die Schweiz beim Klimaschutz mehr macht als andere Länder: Sie hat keine Vorreiterrolle. Für eines der reichsten Länder der Welt ist dies ein Armutszeugnis. Die innovative Schweiz müsste den Anspruch haben, bei der Versöhnung von Ökologie und Ökonomie Vorreiterin zu sein. Davon ist jedoch immer weniger zu merken.
Statt zusätzlich mehr Geld fürs Klima in die Hand zu nehmen, leitet die Schweiz Gelder um – etwa aus dem Topf für internationale Zusammenarbeit. Als ob die Probleme der Welt gelöst wären und man sich nun ganz dem Thema Klima widmen könnte. Wer weniger Migration will, darf nicht bei der internationalen Zusammenarbeit kürzen.
Gesamtbundesrat in der Pflicht
Auch hat die Schweiz keine überzeugende Strategie für einen grünen Finanzplatz. Es wird viel versprochen, am Ende gewinnt oft das Greenwashing. Finanzprodukte werden nachhaltiger dargestellt, als sie tatsächlich sind. Mit den wirtschaftsfreundlichen Rahmenbedingungen von Dubai und Singapur kann die Schweiz nicht konkurrieren. Ein grüner Finanzplatz in der demokratischen Schweiz könnte jedoch gerade in geopolitisch angespannten Zeiten ein Alleinstellungsmerkmal sein.
Die Schweiz braucht mehr Klima-Leadership. Wer ohne Ambition zu Klimagipfeln reist, trägt zu deren Scheitern bei. Was spricht dagegen, dass der Gesamtbundesrat nächstes Jahr zur Klimakonferenz nach Brasilien reist? Für alle Departemente gibt es viel zu tun.