Auf einen Blick
Am 11. November beginnt in Baku die 29. Uno-Weltklimakonferenz. Prominente Vertreter der Schweizer Finanzindustrie aber werden bei COP29 in der aserbaidschanischen Hauptstadt fehlen. Weder UBS noch Swiss Re noch der Versicherungskonzern Zurich entsenden hochrangige Vertreter. Die Grossbanker Sergio Ermotti und Colm Kelleher, aber auch Rückversicherer Andreas Berger planen nicht, im nächsten Monat ans Kaspische Meer zu reisen.
Topmanager anderer Finanzkonzerne haben sich ebenfalls abgemeldet: Spitzenvertreter der Deutschen Bank, Bank of America, von Blackrock und Standard Chartered verzichten auf eine Teilnahme. Das erstaunt: Immerhin wurde die COP29 von den Veranstaltern als «Finance COP» angekündigt. In Baku ist unter anderem geplant, ein neues globales Finanzziel festzulegen, um Entwicklungsländer bei der Bewältigung von Folgen des Klimawandels zu unterstützen. Der Finanzsektor soll dabei eine wichtige Rolle spielen.
Weshalb dieses Desinteresse? Zum einen beginnt die Veranstaltung nur wenige Tage nach den US-Präsidentschaftswahlen. Deren Ausgang beeinflusst auch die Zukunft der globalen Klimapolitik. Donald Trump hat für den Fall seines Wahlsiegs – wie bereits in seiner ersten Amtszeit – den Ausstieg der USA aus dem Pariser Klimaabkommen versprochen. Zum andern, und das ist keine Nebensache: Baku hat als Networking-Plattform weniger zu bieten als etwa Dubai, wo die Konferenz letztes Jahr stattfand. «Baku ist nicht der Hotspot, an dem sich die internationale Finanzelite trifft», sagt ein Beobachter.
Bei der nächsten Auflage in Brasilien dürfte die Finanzindustrie wieder prominenter vertreten sein. Wie zu hören ist, laufen bei der UBS bereits Vorbereitungen für COP30. Die Grossbank hat mit der Übernahme der CS ihre Präsenz im grössten südamerikanischen Land ausgebaut.
Im Übrigen sind die fehlenden Anmeldungen für COP29 ein klares Signal für einen nachlassenden Nachhaltigkeitshype. Zwar halten viele Unternehmen in der Schweiz an ihren Klimazielen fest und bemühen sich, den Ausstoss schädlicher Klimagase zu reduzieren. Doch Nachhaltigkeit scheint keine guten Geschäfte mehr zu versprechen.
Versprechen zurückgenommen
In Glasgow 2021 überbot sich die Finanzindustrie noch mit Versprechungen, die Welt in eine nachhaltige Zukunft zu führen. Banker erzählten, dass Anleger durch gezielte Lenkung der Finanzströme Gutes für die Umwelt bewirken könnten. Um sich nicht dem Vorwurf des Greenwashings auszusetzen, aber auch aus politischen Gründen haben die Banken inzwischen ihre Versprechen deutlich reduziert.
Bei der Genfer Privatbank Lombard Odier, die Nachhaltigkeit gross auf die Fahnen geschrieben hat, scheinen sich die Prioritäten ebenfalls zu verschieben. Man werde wohl niemanden nach Baku schicken, heisst es dort. Die meisten Finanzinstitute und Unternehmen würden Baku zugunsten der COP16 in diesem und der COP30 im nächsten Jahr zurückstellen, sagt ein Sprecher.
Bei der COP16 Ende Oktober in Kolumbien steht der Schutz der biologischen Vielfalt im Mittelpunkt. Mit der Biodiversität hat die Finanzindustrie, wie es scheint, bereits ihren nächsten Trend gefunden.