Der erfolgreiche Waleri Saluschni wird ihm zu gefährlich
Darum will Selenski seinen bewährten Armeechef feuern

Anfang Woche wollte Wolodimir Selenski seinen Armeechef Waleri Saluschni entlassen. Die USA stoppten den ukrainischen Präsidenten aber. Wir zeigen, warum es zu diesem heiklen Machtkampf auf höchster Ebene gekommen ist.
Publiziert: 31.01.2024 um 16:07 Uhr
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Aktualisiert: 31.01.2024 um 16:49 Uhr
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Bei einem Treffen mit hohen Offizieren schenkte Präsident Wolodimir Selenski Armeechef Waleri Saluschni eine Pistole.
Foto: IMAGO/ZUMA Wire
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Guido FelderAusland-Redaktor

In der obersten Militär-Etage der Ukraine fliegen die Fetzen. Präsident Wolodimir Selenski (46) soll versucht haben, Oberbefehlshaber Waleri Saluschni (50) zu entlassen. Saluschni hatte die Armeeführung wenige Monate vor der russischen Invasion übernommen und ist massgeblich dafür verantwortlich, dass die Ukraine die Aggressoren weitgehend in Schach halten und sogar Rückeroberungen machen konnte. 

Warum will der ukrainische Präsident einer seiner besten Militärstrategen loswerden? Die Kurzversion: Es handelt sich um einen typischen Hahnenkampf. Saluschni ist ihm zu kritisch, zu beliebt und zu gefährlich geworden.

Zu kritisch

Im vergangenen Herbst widersprach Saluschni dem optimistischen Selenski. Er sagte, dass die Kämpfe zu einem Stillstand gekommen und nicht – wie Selenski behauptete – erfolgreich gewesen seien. Gemeint war vor allem die Gegenoffensive der Ukrainer, die im Frühjahr 2023 begonnen hatte. Sie brachte trotz neuer Waffen aus dem Westen wohl wegen der Verteilung auf zu viele Achsen nicht den gewünschten Erfolg, dafür Tausende ukrainischer Opfer. 

Am Montag hatte Saluschni seine Kritik wiederholt. Laut «Times» hat er Selenskis Präsidentenberatern mitgeteilt, dass ihre Einschätzungen der militärischen Lage eher positiv als realistisch seien. Danach sei er zum Rücktritt aufgefordert worden.

Zu beliebt

In manchen Umfragen gilt der Armeechef als beliebter als Selenski. Der ehemalige ukrainische Präsident und Oppositionspolitiker Petro Poroschenko (58) lobte Saluschni als Verkörperung der Einheit, die das Land vor der Unterwerfung durch Moskau rette. Der geplante Rauswurf erfolge nicht aus militärischen und strategischen Gründen, sondern aus «Emotionen und Eifersucht». 

Auch Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko (52) unterstützt Saluschni und kritisiert Selenski im «Spiegel»: «Ab einem gewissen Moment werden wir nicht anders sein als Russland, wo alles von den Launen eines einzelnen Mannes abhängt.»

Saluschni geniesst bei den Soldaten grosse Anerkennung. Immer mehr mischt sich Selenski laut Medienberichten daher in militärische Entscheidungen ein und kommuniziert direkt mit Kommandeuren. 

Zu gefährlich

Im März stünden in der Ukraine Präsidentschaftswahlen an. Wegen des aktuell geltenden Kriegsrechts wurden diese aber verschoben. Saluschni hat zwar nie öffentlich gesagt, dass er antreten wolle, aber in der Ukraine geht man davon aus, dass ihn das Präsidentenamt reizen würde. Ukrainische Medien schreiben, dass Saluschni der einzige Herausforderer wäre, der Selenski gefährlich werden könnte. Laut einer Umfrage von Rating im Dezember liegt Saluschni sogar vor Selenski. 

Präsident Selenski hatte seinen Armeechef im November indirekt vor politischen Ambitionen gewarnt. Es sein «ein grosser Fehler», wenn Kommandeure einen Krieg «mit den Gedanken führten, dass sie morgen Politik machen oder sich zur Wahl stellen könnten». 

Auftrieb für Moskau

Mit seinem versuchten Rauswurf wollte Selenski vor allem eines: einen Konkurrenten loswerden. Interessant ist, dass er es nicht gemacht hat, weil die USA das Veto eingelegt haben. Das zeigt, wie das Weisse Haus als grösster Waffenlieferant auch auf Kiew Einfluss nimmt, wenn es um politische Entscheidungen geht. 

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