Der Entscheid ist gefallen
Rishi Sunak und Liz Truss kämpfen um Boris Johnsons Posten

Die letzten Abstimmungen sind abgeschlossen: Rishi Sunak und Liz Truss werden im Kampf um den britischen Premierminister-Posten gegeneinander antreten. Die Entscheidung fällt am 5. September.
Publiziert: 20.07.2022 um 17:03 Uhr
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Aktualisiert: 20.07.2022 um 17:09 Uhr
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Boris Johnson hat sich verabschiedet – noch zwei Kandidaten um sein Amt sind im Rennen.
Foto: imago/i Images
Chiara Schlenz

«Die Mission ist erfüllt. Für den Moment heisst es jetzt: Hasta la vista, Baby.» So verabschiedet sich der zurückgetretene britische Premierminister Boris Johnson (58) nach seiner letzten Befragung am Mittwoch im Repräsentantenhaus. Ganz nach Johnson-Manier also.

Denn es wurde entschieden: Der erst kürzlich zurückgetretene Finanzminister Rishi Sunak (42) und Aussenministerin Liz Truss (46) werden mit je 137 und 113 im Rennen um den freigewordenen Platz als Premierminister oder -ministerin gegeneinander antreten. Das haben die konservativen Abgeordneten durch eine Abstimmung am Mittwoch entschieden. Penny Mordaunt (49) ist mit 105 Stimmen aus dem Rennen ausgeschieden.

Auch wenn die beiden die Abstimmungen gewonnen haben – der Ausgang des Rennens ist noch offen. Blick stellt die Kandidaten vor.

Rishi Sunak: Der Spitzenkandidat, der «Johnson in den Rücken fiel»

Sunak wurde 2015 zum konservativen Abgeordneten für Richmond in Yorkshire gewählt. Bekannt wurde er aber erst im Februar 2020, als er zum Kanzler ernannt wurde – kurz bevor die Corona-Pandemie ausbrach.

Er hat sich als einer Spitzenkandidat im Auswahlverfahren der Tory-Abgeordneten für die Nachfolge von Johnson herauskristallisiert. Sein Rücktritt als Finanzminister vor weniger als zwei Wochen führte zu der britischen Regierungskrise, als eine Reihe von weiteren Parlamentsmitgliedern ihm aus Protest gegen die Führung des Premierministers folgte – und ihm Illoyalität gegenüber Johnson vorgeworfen wurde, wie britische Medien berichten.

Obwohl er bei den Tory-Abgeordneten derzeit sehr beliebt ist, zeigen Umfragen, dass er bei den konservativen Parteimitgliedern, die das letzte Wort bei der Wahl des Parteivorsitzenden haben werden, nicht so gut ankommt.

Sunak sieht sich zunehmend mit der Frage konfrontiert, ob er aufgrund seines enormen persönlichen Reichtums – er ist einer der reichsten Abgeordneten und seine Frau ist die Tochter eines indischen Milliardärs – nicht ein ungeeigneter Kandidat für die Nachfolge von Johnson und die Bewältigung der Lebenskostenkrise ist.

Ausserdem wurde er zu einer Geldstrafe verurteilt, weil er an der Geburtstagsparty des Premierministers während des Lockdowns – auch bekannt unter dem Spitznamen «Partygate»-Affäre – teilgenommen hatte.

Trotzdem liegt Sunak in den Abstimmungen der Tory-Abgeordneten weiterhin vorne. Zu den prominenten Unterstützern von Sunak gehören Steve Barclay (50), der frühere Stabschef der No. 10, der nach dem Rücktritt von Sajid Javid (52) zum Gesundheitsminister ernannt wurde, Justizminister Dominic Raab (48) und Verkehrsminister Grant Shapps (53).

Liz Truss: Wird sie die neue Margaret Thatcher?

Aussenministerin Truss wurde schon lange vor Johnsons Rücktritt als Spitzenkandidatin für die Nachfolge gehandelt. Doch nun, da das Rennen um seine Nachfolge in vollem Gange ist, wurde ihr vorgeworfen, einen schlechten Wahlkampf zu führen, und lag nach den ersten vier Abstimmungsrunden hinter Sunak und Mordaunt – was sich nun geändert hat.

Truss, die seit 2010 Abgeordnete für South West Norfolk ist, begann schon bald nach ihrem Einzug ins Parlament die Karriereleiter in der Ministerriege zu erklimmen und bekleidete verschiedene Kabinettsposten unter David Cameron (55), May und auch Johnson.

Im September letzten Jahres wurde sie durch Johnson zur zweiten weiblichen Aussenministerin in der Geschichte befördert. Zu ihren wichtigsten Errungenschaften in dieser Funktion gehören die Freilassung von Nazanin Zaghari-Ratcliffe (44) aus der iranischen Haft und die Einführung einer Reihe strenger Sanktionen gegen Russland wegen dessen Krieg in der Ukraine.

Einige Fans bezeichnen sie als «neue Eiserne Lady» und Truss schien während der ersten Debatte über die Parteiführung sogar Margaret Thatchers (1925–2013) Stil zu imitieren, wie «Sky News» schreibt. Sie nennt Thatcher seit langem als Inspiration und ist für ihre liberalen Ansichten zu Wirtschaft und Handel bekannt.

Einige sind der Meinung, dass sie der «Todesstoss» für eine Fraktion sein könnte, die einen klaren Bruch mit der Vergangenheit wünscht. Truss hat allerdings argumentiert, dass sie nicht wegen Johnsons Führung zurückgetreten ist, während Dutzende anderer Kollegen dies taten, weil sie eine «loyale Person» ist, und deutete sogar an, dass sie ihn nicht in ihr Kabinett lassen wird, wenn sie das Rennen um die Führung gewinnt.

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