Seit Monaten kursierten die Gerüchte rund um ein neues Kampfflugzeug der US-Armee. Animationen und Zeichnungen zeigten das Bild eines futuristisch anmutenden Kampfjets. Wirklich viel bekannt war nicht.
Nun wurde der Northrop Grumman B-21 «Raider» erstmals in der Öffentlichkeit gesichtet. Am vergangenen Freitag absolvierte der strategische Langstreckenbomber den ersten Testflug. Amateurvideos zeigen, wie der «Raider» von einem Militärflughafen im US-Bundesstaat Kalifornien abhebt.
Dabei zeigte sich: Die futuristischen Animationen stimmen tatsächlich mit der Realität überein. Es handelt sich um einen Nurflügler, ein Flugzeug ohne traditionellen Rumpf. Auch die B-2 «Spirit», das Vorgängermodell des B-21, kam bereits ohne Rumpf daher.
«Fortschrittliche Systeme»
Obwohl das neuste Modell praktisch gleich aussieht wie sein 34 Jahre alter Vorgänger, veränderte Hersteller Northrop Grumman das gesamte Innenleben. So verfüge der «Raider» über «bisher unerreichte Tarnkappeneigenschaften», schreibt der Hersteller auf seiner Webseite, ohne genauer ins Detail zu gehen. So sollen feindliche Radarsysteme ausgetrickst werden können.
Der «Raider» soll zudem über «fortschrittliche Präzisionssysteme zu Offensivschlägen» verfügen, wie es auf der Webseite weiter heisst. Damit dürften moderne Angriffssysteme gemeint sein. Ausserdem soll der «Raider» auch Nuklearwaffen an Bord führen und «Ziele überall auf der Welt treffen» können, behauptet der Hersteller.
Laut dem Portal «The War Zone» trägt das erste Modell auf einer Fahrwerksklappe die Bezeichnung «Cerberus» – eine Anspielung auf den griechischen Höllenhund, der den Eingang zur Unterwelt bewacht. Ausserdem zog der «Raider» bei seinem Flug ein langes Kabel hinter sich her. Vermutlich wurden damit Daten von verschiedenen Sensoren gesammelt.
Geheimnisvolle Schächte
Besonders gross ist das Flugzeug gemäss ersten Erkenntnissen nicht. Es weist nach Auswertung der ersten Flugbilder eine Länge von rund 17 Metern und eine Spannweite von ungefähr 42 Metern auf. Genaue Angaben vom Hersteller gibt es bislang nicht.
Beim Erstflug stellten Analysten ausserdem kleine Schächte an den Rändern der Flügel fest. Diese könnten in Zukunft für kleinere Sekundärwaffen, etwa Drohnen oder kleine Raketen, genutzt werden. Auch vorn am Flugzeug sind Schächte angebracht, die für eine bessere Luftzufuhr bei den Triebwerken dienen könnten, so die Mutmassung.
Laut US-Armee soll der «Raider» dereinst seine Vorgänger B-2 und B-1 ersetzen. Quellen aus dem Pentagon zufolge ist die Anschaffung von rund 100 Stück geplant. Ein Exemplar des «Raider» soll dabei mit rund 620 Millionen Dollar zu Buche schlagen. Das ist deutlich günstiger als der Stückpreis seines Vorgängermodells, das rund zwei Milliarden Dollar pro Einheit kostete. Deswegen wurden davon auch nur 21 Stück hergestellt.
Einsatz ab 2025?
Laut einer Sprecherin der US Air Force seien in den kommenden Monaten weitere Testflüge und allenfalls Verbesserungen geplant. Wie genau das Flugzeug dann aussieht, ist unklar. Bis zum finalen Modell dürften noch einige Umstellungen erfolgen, vermuten Experten.
Ab 2025 sollen die Bomber dann schrittweise in die bestehende Flotte integriert werden und ihre Vorgänger ersetzen.