Pablo Escobar (1949–1993) galt in den 1980er-Jahren als der mächtigste Drogenkönig der Welt. Er kontrollierte 80 Prozent des amerikanischen Drogenmarkts und schmuggelte bis zu 15 Tonnen Kokain täglich. Sein Stundenlohn für seine schmutzigen Geschäfte betrug damals rund 2,5 Millionen Dollar.
Vor 27 Jahren starb Escobar als siebtreichster Mensch der Welt bei einer Schiesserei mit der Polizei. Er soll ein Vermögen von – inflationsbereinigt – gegen 60 Milliarden Dollar besessen haben.
Vergammelte Noten in der Wand
Nun bringt ihn ein angeblich spektakulärer Fund wieder in die Schlagzeilen. Sein Neffe Nicolas behauptet, dass er in einem der Häuser seines Onkels 20 Millionen Dollar in bar gefunden habe. Gegenüber dem lokalen Sender «Red+Noticias» sagte er, dass er eine Vision gehabt habe, die ihn zum Versteck führte. Dieses befand sich in einer Aussenwand einer Überbauung mit Appartementen im kolumbianischen Las Palmas.
Die Millionen waren in Plastiksäcke gestopft und schon etwas vergammelt. Der Neffe, der seit fünf Jahren in einem der Appartements wohnt, fand neben dem Geld auch einen goldenen Stift, Satellitentelefone, eine Schreibmaschine, eine Kamera und eine unentwickelte Filmrolle.
Über seine angebliche Vision sagte er: «Jedes Mal, wenn ich im Esszimmer sass und zum Parkplatz schaute, sah ich einen Mann, der vor der Wand entlang ging und verschwand.» Er selber habe an dieser Stelle immer einen merkwürdigen Geruch festgestellt. Der Neffe: «Der Gestank war hundert Mal schlimmer als etwas, das gestorben war.»
Vater ist entsetzt
Nur, Pablo Escobars Neffe scheint die Welt mit seiner Geschichte an der Nase herumzuführen. Sein Vater Roberto Escobar (73), der ältere Bruder von Pablo, ist über ihn voller Kummer: «Was er sagt, ist völlig falsch, es ist nicht wahr. Ich bitte Nicolas um den Gefallen, dass er keine Menschen täuscht und keine Lügen erzählt.»
In einem Video, das von der Zeitung «El Tiempo» veröffentlicht wurde, sagt er weiter: «Ich möchte Ihnen das angebliche Versteck zeigen, mit dem Nicolas die Welt täuscht, indem er sagt, er habe es auf einem Grundstück in Las Palmas gefunden.» Er fügt an, dass sich das angebliche Versteck in einem Museum befinde.
Robin Hood Kolumbiens
Wegen Escobars Drogen-Geschäften starben Tausende von Süchtigen, Hunderte von Gegnern löschte er durch Auftragsmord aus. Bei seinen Landsleute aber war er ein Robin Hood. Er galt als Wohltäter, weil er mit seinem Dreckgeschäft Arbeitsplätze schuf, Vereine unterstützte und das Geld auch sonst grosszügig verteilte. Einmal soll er zwei Millionen Dollar in bar im Kamin verbrannt haben, nur weil seine Frau Maria Victoria Henao (59) kalt hatte.
Immer noch wird gerätselt, wo er sein Bargeld versteckt haben könnte. Sein Neffe, der mit dieser Geschichte zweifelhafte Berühmtheit erlangt hat, weiss es wohl ebenso wenig wie die Polizei. (gf)