«Putin ist paranoid und krank»
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Russland-Kenner Peter Gysling:«Putin ist paranoid und krank»

Entführungen, Pseudo-Abstimmungen, Prügel-Truppen
Wie Putin sein Marionetten-System für die Ukraine aufzieht

Putin will die Macht in der Ukraine an sich reissen. In Melitopol zeigt er nach der Eroberung nun, wie er die Ukrainer umpolen will. Seine Marionetten-Bürgermeisterin gibt dem Volk schon die ersten Befehle durch.
Publiziert: 13.03.2022 um 14:33 Uhr
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Aktualisiert: 13.03.2022 um 15:17 Uhr
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Führt Putins Befehle aus: Die von den Russen eingesetzte Verwalterin der Stadt Melitopol, Halyna Daniltschenko.
Foto: Twitter
Guido Felder
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Cherson, Melitopol und weitere Städte: Nach zwei Wochen Krieg ist es den Russen gelungen, in einigen ukrainischen Orten die Macht zu übernehmen. Tausende Menschen sind bisher bei der Invasion ums Leben gekommen.

In diesen eroberten Gebieten macht sich der Kreml nun daran, die Regierungen auszutauschen und Marionetten-Regierungen einzusetzen. Als Erstes geschah dies in der 150’000 Einwohner zählenden Stadt Melitopol im Südwesten.

Dort wurde laut ukrainischen Angaben am Freitag der Bürgermeister Iwan Fedorow entführt. Ein Video zeigt, wie ihn Soldaten mit einem Sack über den Kopf wegführen. Es heisst, dass er sogar gefoltert werde.

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Demonstrationen verboten

An Fedorows Stelle haben die Russen die prorussische Abgeordnete Halyna Daniltschenko als Statthalterin Putins eingesetzt. Kaum im Amt, gab sie der verbliebenen ukrainischen Bevölkerung unmissverständlich den Tarif durch: «Passt euch an die neue Realität an», sagte sie in einer Videobotschaft.

Zugleich verlangte sie, die Einwohner sollten nicht mehr gegen die russischen Besatzungstruppen demonstrieren. «Trotz unserer Anstrengungen, gibt es noch immer Leute in der Stadt, die versuchen, die Situation zu destabilisieren und euch zu extremistischen Handlungen auffordern», sagte Daniltschenko. Sie wolle ein «Komitee der Volksdeputierten» schaffen, das die Stadt leitet.

«Gauleiterin im Rock»

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski (44) drohte Daniltschenko mit dem Tod. Örtliche Medien bezeichneten die Abgeordnete am Sonntag in Anlehnung an die SS-Besatzungstruppen im Zweiten Weltkrieg als «Gauleiterin im Rock».

Am Wochenende soll auch der Bürgermeister von Dniprorudne, Jewhenij Matwjejew, wurde entführt worden sein. Dniprorudne ist eine Kleinstadt mit knapp 20’000 Einwohner am Fluss Dnipro, der an dieser Stelle zum Kachowkaer Stausee gestaut ist.

«Abstimmung» in Cherson

Auch in der erstürmten Stadt Cherson mit 200’000 Einwohnern soll es laut dem ukrainischen Aussenminister Dmytro Kuleba (40) eine russischfreundliche Regierung geben. Offenbar plant Putin, eine «Abstimmung» zur Gründung einer «unabhängigen Volksrepublik» durchzuführen. Auf gleiche Art annektierte er 2014 die ukrainische Halbinsel Krim.

Da es für eine Volksrepublik keinerlei Unterstützung in der Bevölkerung gebe, werde das Referendum komplett gefälscht werden, sagte Kuleba. Sollte Russland dies umsetzen, müssten scharfe Sanktionen folgen. «Cherson ist und wird immer in der Ukraine sein.»

Selenski warf russischen Soldaten vor, lokale Politiker zu erpressen und Druck auf Abgeordnete auszuüben. Damit wiederholten sie die «traurige Erfahrung der Bildung von Pseudo-Republiken», sagte der Präsident, unter anderem mit Blick auf die besetzte Krim-Halbinsel.

Demonstranten leben gefährlich

Es ist zu erwarten, dass die Russen auch in andern eroberten Städten – so auch in der Hauptstadt Kiew – nach ähnlichem Muster vorgehen werden. Russlandkenner Peter Gysling (72) sagte auf Blick TV: «Putin versucht, regionale Abgeordnete für sich zu gewinnen, um eine Parallelregierung zu bilden. Oder er zwingt sie dazu.»

Sobald eine Stadt in russischer Hand sei, werde die russische Nationalgarde geschickt, welche die Bevölkerung drangsalieren würde. Gysling: «Wer dann noch demonstrieren geht, lebt in grosser Gefahr.»


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