Die Gouverneurswahl im kleinen US-Bundesstaat Virginia sind mehr als ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen dem Demokraten Terry McAuliffe (64) und dem Republikaner Glenn Youngkin (54). Sie wird auch zum Duell zwischen Joe Biden (78) und Donald Trump (75).
Die Wahl im knapp neun Millionen Einwohner zählenden Virginia am Dienstag gilt für die Zwischenwahlen in einem Jahr als Stimmungstest. Deshalb engagieren sich auch der amtierende US-Präsident Biden und der abgesetzte Präsident Trump, der mit den Republikanern in Senat und Repräsentantenhaus die Mehrheit zurückerobern will.
Der an Washington angrenzende Bundesstaat hatte seit 1874 nur sechs Mal einen republikanischen Gouverneur, sonst wurde er demokratisch regiert, so von 2014 bis 2018 von Terry McAuliffe. Im Virginia können Gouverneure nicht für zwei aufeinanderfolgende Amtszeiten kandidieren.
Auch im vergangenen Jahr herrschten die Demokraten vor: Bei der US-Präsidentschaftswahl hatte Biden in Virginia mit einem Zehn-Punkte-Vorsprung auf Trump gewonnen. Im Sommer lag McAuliffe in Umfragen klar vor Youngkin.
Republikaner holt auf
Doch inzwischen wendet sich das Blatt. Jüngste Umfragen räumen beiden je 45 Prozent Gewinnchancen ein, teilweise hat Youngkin sogar die Nase vorn.
Dass der republikanische Kandidat dermassen aufgeholt hat, hat zu einem weiten Teil mit der schwindenden Beliebtheit Bidens zu tun, die in die Regionen ausstrahlt. Zu Beginn seiner Amtszeit lag Bidens Zufriedenheitswert noch bei 52 Prozent, inzwischen ist er auf 41 Prozent abgesackt. 52 Prozent sind unzufrieden.
Die Gründe: der missratene Abzug aus Afghanistan, die erneut verschärften Corona-Regeln und auch seine blasse Vizepräsidentin Kamala Harris (57), von der man sich viel mehr erhofft hatte.
Selbst in den eignen Reihen formiert sich Widerstand. Bidens ehrgeizige und teure Klimaschutzpläne drohen wegen des Vetos des demokratischen Senators Joe Manchin (74) aus West Virginia zu scheitern.
Angriff auf Trump
Bidens sinkende Beliebtheit reisst auch McAuliffe in den Strudel. Zusammen versuchen sie Boden gutzumachen, indem sie Trump angreifen. Biden nannte Youngkin einen «Gefolgsmann von Donald Trump». McAuliffe selber schrieb auf Twitter, dass die Gouverneurswahl Konsequenzen weit über Virginia haben werde. Er twitterte: «Dies ist unsere Chance, eine Botschaft an die Nation zu senden: Hier in Virginia gehen wir nicht zurück.»
Entscheidend wird die Wahlbeteiligung der Schwarzen sein, denn die favorisieren McAuliffe gegenüber Youngkin mit 81 zu 8 Prozent.
Die Wahllokale in Virginia sind am Dienstag von 6 bis 19 Uhr Ortszeit geöffnet. Die Ergebnisse der Gouverneurswahl werden am Mittwoch Schweizer Zeit erwartet. Sie werden einen Hinweis darauf geben, in welche Zukunft die USA bei den kommenden nationalen Wahlen steuern könnten.