Die Zahlen sind weder gesichert noch unabhängig zu verifizieren. Klar ist: Die Zwangsmobilisierung von Hunderttausenden von Russen für den Krieg in der Ukraine hat einen Exodus an Flüchtlingen aus Russland ausgelöst. Ausserhalb Russlands entsteht eine neue russische Diaspora aus vorwiegend jungen Menschen und Angehörigen der städtischen Mittelschicht.
Allein nach Georgien sollen rund 700'000 Russen eingereist sein, wie die georgische Präsidentin Salome Surabischwili (70) zu «Radio France» sagte. Rund 100'000 Russen seien in ihrem Land verblieben und 600'000 weitergereist, so nach Armenien oder in die Türkei und weiter nach Europa.
Weitere beliebte Ziele von russischen Flüchtlingen sind Serbien, Israel und die Arabischen Emirate. Laut Surabischwili seien die meisten eingereisten Russen jung oder gehörten der Mittelschicht an.
Kreml dementiert
Hinzu kommen rund 200'000, wieder zumeist junge Russen, die nach Kasachstan einreisten, wie die russische Zeitung «Komsomolskaja Prawda» vor einem Monat berichtete – die meisten von ihnen offenbar auf der Flucht vor Zwangsmilitärdienst in der Ukraine.
Kreml-Sprecher Dmitri Peskow (55) wies entsprechende Berichte schon anfangs Oktober zurück. «Ich habe keine genauen Zahlen, aber sie sind natürlich weit von dem entfernt, was behauptet wird», zitierte ihn die Nachrichtenagentur «Reuters».
Hinzu dürfte eine Dunkelziffer an Zehntausenden von Flüchtlingen kommen, die über andere Routen ausreisten oder noch über ein gültiges Schengen-Visum verfügten. Mitte September haben die Schengen-Staaten Visa-Erleichterungen für Russen ausgesetzt. (kes)