Ausser das Wetter wird wieder mies
Darum bleibt die Schweiz von Putins Kornkrieg verschont

Putin hat mit der Blockade von Getreide der Welt den Kornkrieg erklärt. Der Schweiz schadet das nicht gross: Sie hat weder von der Ukraine noch von Russland viel Getreide importiert. Nun legt der Bund auch die Agrar-Zusammenarbeit mit Russland auf Eis.
Publiziert: 20.05.2022 um 17:33 Uhr
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Die Schweiz ist zu einem weiten Teil Selbstversorgerin. Sogar Reis wird in Ascona TI angepflanzt.
Foto: Keystone
Guido Felder

In vielen Ländern droht eine grosse Hungersnot. Grund sind einerseits Dürren, mitverantwortlich ist aber auch der Krieg in der Ukraine, der dafür sorgt, dass in der Kornkammer Europas massiv weniger geerntet werden kann.

Zudem verschärft der russische Präsident Wladimir Putin (69) die Hungerkrise mit eigener Hand: Seine Truppen blockieren in der Ukraine die Ausfuhr von 20 Millionen Tonnen Getreide. Die deutsche Aussenministerin Annalena Baerbock (41) bezeichnet die Blockade als «Kriegswaffe» und spricht von einem «Kornkrieg».

Die Schweiz allerdings spürt von diesem Kornkrieg nicht viel. Grund: Sie weist mit 80 Prozent einen hohen Selbstversorgungsgrad beim Getreide auf. Markus Spörndli, Mediensprecher beim Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF), sagt gegenüber Blick: «Die Schweiz ist in Bezug auf die Nahrungsmittelversorgung nur in geringem Umfang von Importen aus Russland und der Ukraine abhängig. Importiert werden aus den beiden Ländern nur zwei Prozent der Getreide.» Spörndli ergänzt: «Die Versorgung der Schweiz mit Getreide ist sichergestellt.»

Hoffen auf gute Ernte

Allerdings könnte es eng werden, wenn die inländische Getreideernte dieses Jahr witterungsbedingt schlecht wie 2021 ausfallen würde. «Dann wären umfangreichere Ergänzungsimporte erforderlich», sagt Spörndli. Die wegen des Krieges und der Sanktionen hohen Preise an internationalen Märkten würden in der Schweiz über einen niedrigeren Grenzschutz abgefedert.

Den Endpreis dürfte sich aber dennoch erhöhen, weil die Situation auf dem Düngermarkt angespannt und Russland ein bedeutender Exporteur von mineralischen Düngemittel sei. «Angesichts der ungewissen Entwicklung bleibt die Freigabe der Pflichtlager für Stickstoffdünger in Kraft», sagt Spörndli.

Bund bricht kritisierte Zusammenarbeit ab

Mitte Januar, nur wenige Wochen vor Kriegsbeginn, hatte das WBF verkündet, dass die Schweiz und Russland den Austausch im Agrarbereich intensivieren wollten. In einer Absichtserklärung ging es um drei Themen: bilateralen Handel, die Zusammenarbeit im Pflanzengesundheitsbereich sowie im Veterinärwesen.

Im Interview mit Blick ärgerte sich der ukrainische Botschafter Artem Rybtschenko (38) damals. Er sagte diplomatisch: «Für mich als Botschafter wäre es angenehmer, wenn die Schweiz im Agrarsektor mit der Ukraine zusammenarbeiten würde.»

Dieser angekündigte Austausch mit Russland hat aber gar nie stattgefunden. Das WBF teilt Blick auf Anfrage mit: «Aufgrund der militärischen Aggression in der Ukraine ist eine Ausweitung der Zusammenarbeit mit Russland auch im Bereich der Landwirtschaft derzeit kein Thema. Die Unterzeichnung der gemeinsamen Absichtserklärung ist auf unbestimmte Zeit verschoben.»


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