Sie schimmert braun-rötlich. Dass die rostige Masse, die sich in einem Behälter der russischen Armee befindet, mal Munition gewesen ist, ist schwer zu erkennen. Und damit sollen Putins Soldaten den Krieg gegen die Ukraine gewinnen?
Bilder, die am Mittwoch in den sozialen Medien aufgetaucht sind, zeigen, dass die russischen Kämpfer in der Ukraine offenbar nur noch rostige Munition geliefert bekommen.
Der deutsche Sicherheitsexperte Nico Lange (47) meint, dass sich der Munitionsmangel schon seit längerer Zeit andeutete. «Zunächst war die Munition für die Ausbildung knapp. Russische Artilleristen mussten an die Front, ohne dass sie vorher einen Schuss abgefeuert hatten», schreibt er auf Twitter. Jetzt sei die Munitionsknappheit auf der russischen Seite auch an der Front zu spüren. Darum werde offenbar nun der letzte Rest zusammengekratzt.
Wagner-Chef wütend wegen Munition
Moskau hat sich bislang nicht zu dem Munitionsmangel geäussert. Dass die Aufnahmen tatsächlich russische Munition zeigen, ist nicht bestätigt. Was allerdings auffällig ist: In den letzten Tagen beklagte sich der Chef der russischen Söldnertruppe Wagner seine Kämpfer würden keine Munition geliefert bekommen. «Die Kacke dampft, und Blut wird vergossen – aber sie liefern keine Munition», beschwerte sich Jewgeni Prigoschin (61). Und das habe üble Folgen für die Soldaten an der Front.
«Im Moment sterben doppelt so viele Menschen, wie sterben müssen», so Prigoschin weiter. Bei den Anschuldigungen kann es sich aber auch um einen Trick des Söldnerführers handeln. Seit Monaten kritisiert er die russische Militärführung. Er erhöht so den Druck auf Verteidigungsminister Sergei Schoigu (67). Prigoschins Ziel ist laut den US-Militärexperten vom Institute for the Study of War: Er möchte ein unabhängiges Waffensystem für seine Truppen.
In einem Punkt war Prigoschins Gemecker auf jeden Fall erfolgreich. Am Donnerstag er: «Heute um 6 Uhr morgens wurde bekannt gegeben, dass die Lieferung von Munition begonnen hat.» Wie es mit den konventionellen russischen Kämpfern aussieht, ist unklar.
Rekruten müssen Ausrüstung selbst kaufen
Berichte über die mangelhafte Ausrüstung von Putins Armee gibt es seit Beginn des Kriegs in der Ukraine. Im Oktober 2022 schimpften einige Soldaten bereits über mangelnde Verpflegung und die «absolut unmenschlichen Bedingungen».
Doch damit nicht genug: Die mobilisierten Rekruten erhalten offenbar uralte Ausrüstung – wenn überhaupt. «Das ist kein schönes Bild, wenn unsere mobilisierten Bürger Helme aus dem Jahr 1941 erhalten und einen Tornister aus der gleichen Ära. Das zeichnet ein unangemessenes Bild», kritisierte etwa der Militärexperte Michail Chodarjonok (68) in einer Talk-Show im russischen TV.
Mehr zum Krieg in der Ukraine
Putins Soldaten müssen sich ihre Ausrüstung teilweise selbst kaufen. Das Problem: Militärische Ausrüstung ist grösstenteils ausverkauft. Und die Preise sind wegen der hohen Nachfrage enorm angestiegen.