Aus Wut über Ukraine-Schlappe
Putin soll acht Generäle gefeuert haben

Der russische Präsident Wladimir Putin hat nach ukrainischen Angaben etwa acht Generäle gefeuert und ist wütend auf den Geheimdienst, der ihn über die Verhältnisse im südlichen Nachbarland nicht richtig aufgeklärt habe.
Publiziert: 11.03.2022 um 12:41 Uhr
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Aktualisiert: 11.03.2022 um 17:02 Uhr
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Angeblich unzufrieden mit Geheimdienst und Militär: der russische Präsident Wladimir Putin.
Foto: keystone-sda.ch

Der Krieg in der Ukraine dauert jetzt schon länger als zwei Wochen. Ein Ende ist nicht in Sicht. Laut westlichen Experten hat der russische Präsident Wladimir Putin (69) sich das anders vorgestellt.

Dass seine Armee das Land nicht innerhalb weniger Tage komplett einnehmen konnte, ist offenbar eine grosse Enttäuschung für Putin. Philip Ingram, Sicherheitsexperte und ehemaliger hochrangiger britischer Geheimdienstoffizier, sagt zur «The Times», der Kreml-Chef sei offensichtlich «sehr wütend» und gebe seinen Geheimdiensten die Schuld.

Auch die Generäle bekommen die Wut des Präsidenten angeblich zu spüren. Oleksi Danilow (59), Chef des ukrainischen Sicherheitsrats, sagt, etwa acht russische Kommandeure seien seit Beginn des Konflikts entlassen worden. Moskau würde sich nach der gescheiterten Blitz-Eroberung bemühen, seine Strategie zu ändern.

Falsche Ratschläge, schlechte Entscheidungen

Den Geheimdiensten soll Putin vorwerfen, ihn mit falschen Informationen versorgt zu haben, wonach die Ukraine schwach sei und bei einem Angriff leicht aufgeben würde. Ingram: «Er wirft ihnen vor, ihn mit den Ratschlägen versorgt zu haben, die zu den schlechten Entscheidungen in der Ukraine geführt haben.»

Diese Fehlentscheidungen sollen dazu geführt haben, dass Russland bei seinem Angriff mehr Opfer zu beklagen hat als erwartet.

Zuverlässige Zahlen über die Anzahl gefallener Soldaten sind schwer zu bekommen. Die ukrainische Regierung sagt, Russland habe innerhalb von zwei Wochen 12'000 Mann verloren. Europäische Nachrichtendienste gehen von 6000 bis 9000 aus. Die USA schätzt die Zahl der getöteten russischen Soldaten auf 3000.

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«Sie sind verzweifelt»

Nach der Entlassung der Generäle seien neue ernannt worden. Dass die Russen in Kiew einmarschieren, glaubt Danilov nicht. Er gibt sich zuversichtlich. «Wir wissen genau, welche Pläne der Feind jetzt hat. Ausserdem kann ich sagen, dass sie verzweifelt sind.»

Über den Grund für die offenbar schlechten Geheimdienstinformationen im Vorfeld der Invasion rätseln Experten. Andrei Soldatow (46), der die russischen Sicherheitsdienste seit zwei Jahrzehnten beobachtet, sieht eine Möglichkeit in dem Umstand, dass der Geheimdienst FSB seiner Aufgabe schlicht nicht gewachsen sein könnte.

Trauen sie sich nicht, die Wahrheit zu sagen?

Die meisten russischen Agenten würden diesen Beruf nur ausüben, weil ihre Eltern oder Grosseltern bereits Agenten waren. Im Gegensatz dazu würden westliche Geheimdienste in der Regel an Eliteuniversitäten rekrutieren, um sicherzustellen, dass sie «die Besten der Besten» bekommen.

Eine andere Erklärung könnte sein, dass der FSB zwar gute Informationen sammle, aber Angst davor habe, Putin die Wahrheit zu sagen. Deshalb würden die Verantwortlichen ihre Berichte manipulieren. «Das Problem ist, dass es für die Vorgesetzten zu riskant ist, Putin das zu sagen, was er nicht hören will, also schneiden sie ihre Informationen zurecht», so Soldatow. (noo)

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