Auch Schweizer daran beteiligt
Psychologen versuchen, Putin mit Brief zu stoppen

Mit einem gemeinsamen Brief versuchen Psychologen weltweit den Kreml-Chef Putin davon zu überzeugen, den Krieg gegen die Ukraine endlich zu beenden. Auch zwei Schweizerinnen sind daran beteiligt.
Publiziert: 11.03.2022 um 08:50 Uhr
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Aktualisiert: 11.03.2022 um 16:35 Uhr
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Wladimir Putin führt weiter Krieg gegen die Ukraine. Mit einem offenen Brief wollen Psychologen aus rund 20 Ländern den Kreml-Chef endlich stoppen.
Foto: keystone-sda.ch

Psychologen aus rund 20 Ländern wollen mit einem Offenen Brief den russischen Präsidenten Wladimir Putin (69) zum Umdenken bewegen. «Wir schreiben an Sie, um unser wissenschaftliches und praktisches Wissen über die Konsequenzen eines Krieges für denjenigen, der den Krieg beginnt, mit Ihnen zu teilen und einen Ausweg aus dieser gefährlichen Situation aufzuzeigen», beginnt das Schreiben.

Initiiert wurde das Schreiben von den Sozialpsychologen Rolf van Dick (54) von der Uni Frankfurt und Ulrich Wagner (70) von der Uni Marburg. Unterschrieben haben mehr als 50 Kollegen, darunter finden sich auch zwei Schweizer Psychologinnen.

Mit dem Brief wollen sie Putin über «negative Effekte» seiner Politik in Kenntnis setzen, wie sie schreiben. Mit Verweis auf wissenschaftliche Fachliteratur erklären sie, welche Prozesse der Krieg gegen die Ukraine im Einzelnen in Gang setzt. Letztendlich führe all das «zur Ablehnung, Isolation und physischer Bedrohung» der als verantwortlich geltenden politischen Führungspersonen.

«In einer Blase von ‹Ja-Sagern›»

Bürger auf beiden Seiten eines Krieges erlebten «nationale Isolierung», heisst es in dem Brief. Das führe zu einem Streben nach Veränderungen. Aus ökonomischen Krisen entstehe das Gefühl, benachteiligt zu sein «und dieses Gefühl ist häufig der Auslöser für Widerstand, Protest und Revolutionen gegen staatliche Institutionen».

Die Erschaffung eines Weltbildes, in dem man selbst positiv und der Feind negativ erscheint, «bindet Ressourcen und führt dazu, dass die politischen Führungspersonen sich isolieren und in einer Blase von ‹Ja-Sagern› enden - und sie sind immer der Gefahr ausgesetzt, dass ihre Lügen enttarnt werden», schreiben die Autoren.

Wenn keinerlei Sicherheit mehr bestehe, entwickelten Bürger ein starkes Bedürfnis nach Erklärungen: «Dies führt letztlich zu einer Wahrnehmung der Situation wie sie wirklich ist: Die Menschen werden erkennen, wer für den Kriegsausbruch und all sein Leiden, Verletzungen und Tod verantwortlich ist.»

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«Bleiben Sie offen für Verhandlungen!»

«Aus unserer psychologischen Perspektive ist die wichtigste Empfehlung, unverzüglich mit Kriegshandlungen aufzuhören», raten die Wissenschaftler Putin. «Denken Sie noch einmal darüber nach, welche Ziele Sie mit dem Krieg verfolgen wollten und was Sie tatsächlich mit der Gewalt erreichen werden: für die russische Bevölkerung und für Sie persönlich!» Der Brief schiesst mit dem Appell: «Bleiben Sie offen für Verhandlungen!»

Prof. van Dick hält es nicht für völlig ausgeschlossen, dass der Brief Putin erreicht, wie er der Deutschen Presse-Agentur sagte. Das Schreiben sei unter anderem auf einem Internetportal hochgeladen worden, über das russische Bürger dem Präsidenten schreiben können. Die Unterzeichner wollen auch die kritische Opposition in Russland erreichen und ein Signal an die Ukraine senden. (SDA/jmh)

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