Auf einen Blick
- Neonazi Sven Liebich ändert Geschlecht und Namen zu Marla-Svenja
- Liebich hetzte zuvor gegen Trans-Personen und verkaufte transphobe T-Shirts
- Selbstbestimmungsgesetz seit 1. November 2024 in Deutschland in Kraft, ermöglicht einfache Geschlechtsänderung
Der bekannte ostdeutsche Neonazi Sven Liebich (53) liess im Dezember auf dem Standesamt in Schkeuditz sein Geschlecht und seinen Vornamen ändern. Er heisst jetzt Marla-Svenja.
Für die Aktion waren keine psychologischen Gutachten nötig, Gründe musste der Rechtsextremist auch nicht angeben. Denn: Seit dem 1. November 2024 sind in Deutschland Geschlechtsanpassungen sehr einfach möglich. Sie beruhen hauptsächlich auf Selbsterklärung. Möglich macht dies das sogenannte Selbstbestimmungsgesetz.
Liebich hetzt an Christopher-Street-Day-Parade
Warum Liebich jetzt eine Frau sein will, weiss nur er selbst. Die Medien sind ihm zuwider. So verwundert es nicht, dass er ausser den Worten «Ich habe Angst vor Diskriminierung», geäussert gegenüber der «Mitteldeutschen Zeitung», keinen Kommentar zum Geschlechts- und Namenswechsel abgab.
Deutlich wortreicher fielen in der Vergangenheit seine Äusserungen gegenüber trans Personen und Homosexuellen aus. Im September 2023 beleidigte er am Rande eines Christopher-Street-Day-Umzugs Teilnehmer als «Schwuletten» und «Parasiten der Gesellschaft». Zudem beklagte er einen «Transfaschismus» in Deutschland. Im März 2024 legte Liebich in Halle an der Saale nach, wo er Linken öffentlich vorwarf, sie würden Kinder «indoktrinieren» und ihnen «die Köpfe vergiften», bis diese nicht mehr wüssten, welches Geschlecht sie gerade hätten.
Was will Liebich damit erreichen?
Seit 2011 verkauft Liebich in einem von ihm gegründeten Shop ein T-Shirt mit der Aufschrift «Es gibt keine Transkinder. Es gibt nur Arschlocheltern.» Marla-Svenja Liebich droht mittlerweile eine Gefängnisstrafe.
Im August des vergangenen Jahres wurde er wegen Volksverhetzung und weiteren Straftaten zu einer Haftstrafe von eineinhalb Jahren verurteilt. Liebich legte Berufung ein, noch ist das Urteil nicht rechtskräftig. Hat Liebich die Geschlechtsanpassung nur vorgenommen, weil er lieber im Frauenknast einsitzen will?
Wird deutsches Gesetz missbraucht?
Die bekannte deutsche Politikerin Sahra Wagenknecht (55) sprach gegenüber dem TV-Sender Welt von einer «gezielten Provokation». Sie machte sich für eine Abschaffung des Selbstbestimmungsgesetzes stark, weil es zu Missbrauch einlädt.
Schon bevor das Selbstbestimmungsgesetz in Kraft getreten war, hatten konservative Politiker vor einem möglichen Missbrauch gewarnt. Die Befürchtung: Kriminelle Männer könnten es ausnutzen, um im Frauenknast Frauen zu belästigen. Einem Bericht der Zeitung «Welt» zufolge, soll es in den vergangenen Jahren mindestens fünf Fälle gegeben haben, in denen trans Frauen andere Frauen belästigt hätten. In Spanien konnten Männer, die wegen Gewalt gegen Frauen vor Gericht standen, durch den Wechsel ihres Geschlechts höheren Strafen entgehen.
Der deutsche Staat hat sich für besondere Fälle eine Hintertür in das Selbstbestimmungsgesetz eingebaut. Sollte ein Strafgefangener seinen Geschlechtseintrag in «weiblich» ändern, könnten die Persönlichkeitsrechte und Sicherheitsinteressen anderer Strafgefangener der Verlegung in ein Frauengefängnis entgegenstehen. Eine Frau auf dem Papier müsste dann im Männerknast bleiben.