Trotz Einreiseverbot
Fand Vortrag von Martin Sellner wirklich in der Schweiz statt?

Rechtsextremist Martin Sellner behauptet, seinen angekündigten Vortrag vor rund 100 Schweizern trotz Einreiseverbot gehalten zu haben. Weder Fedpol noch Kantonspolizei haben Kenntnis davon, dass dieser in der Schweiz stattgefunden hat.
Publiziert: 21.10.2024 um 15:00 Uhr
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Aktualisiert: 21.10.2024 um 15:07 Uhr
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Sellner posiert mit seiner Anhängerschaft.
Foto: Screenshot X

Auf einen Blick

  • Martin Sellner trotz Einreisesperre in der Schweiz verhaftet
  • Sellner wollte in Zürich einen Vortrag halten
  • Sellner behauptet, Vortrag vor Schweizer Publikum gehalten zu haben
  • Videos zeigen über 100 Teilnehmer bei Sellners Vortrag
  • Unklar, ob der Vortrag in der Schweiz stattfand
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Der österreichische Rechtsextremist Martin Sellner (35) überschritt am Samstag trotz einer Einreisesperre bei Konstanz (D) die Grenze zur Schweiz. Der 35-Jährige wollte im Kanton Zürich einen Vortrag halten, der von der rechtsextremen Schweizer Gruppierung Junge Tat organisiert wurde. 

Weit kam er nicht: Auf Videos ist zu sehen, wie sich der Österreicher direkt an der Grenze zwischen Konstanz und Kreuzlingen aufhält. Dann kommen Schweizer Polizisten und nehmen ihn mit. Aber warum? «Sie befinden sich in der Schweiz», sagt ein Beamter. Der Österreicher wurde anschliessend für weitere Abklärungen auf einen Polizeiposten mitgenommen und anschliessend mit der Fähre Richtung Deutschland begleitet. Denn: Das Bundesamt für Polizei (Fedpol) legte Sellner ein Einreiseverbot für die Schweiz auf. Dieses gilt seit dem 11. und noch bis zum 27. Oktober.

«Begeistertes Schweizer Publikum»

Am Tag nach dem Polizeieinsatz äussert sich der 35-Jährige in einem Video auf X zum Vorfall. Dabei behauptet Sellner, dass er seinen Vortrag offenbar trotz der Ausweisung habe halten können. «Wir haben es geschafft, den Vortrag in voller Länge zu halten, vor einem begeisterten Schweizer Publikum.» Rund 100 Personen seien anwesend gewesen. 

Auf dem X-Account der Jungen Tat finden sich Videos, die den Anlass dokumentieren. Es ist zu sehen, wie Dutzende Personen in einem Raum sitzen. Vor ihnen spricht Martin Sellner. Nach dem Vortrag schossen einige Besucher gar Selfies mit Sellner. Die Organisatoren schreiben zum Beitrag: «Mit Tricklis zum vollen Erfolg! Trotz zahlreicher Bemühungen der Behörden, ihn daran zu hindern, konnte Martin Sellner seinen Vortrag über Remigration und Metapolitik vor über 100 Personen ungestört halten.» 

Schweizer Behörden: Keine Hinweise zu Einreise

Aber: Ob der Anlass auf Schweizer Boden stattfand, ist fraglich. Sowohl das Fedpol (Bundesamt für Polizei) wie auch die Kantonspolizei Thurgau schreiben auf Anfrage von Blick, «keine Kenntnis von einer erneuten Einreise» zu haben. Gäbe es Hinweise, dass «eine Widerhandlung begangen werden sein könnte», würde dies von den zuständigen kantonalen Strafverfolgungsbehörden von Amtes wegen verfolgt werden, so der Fedpol-Mediensprecher. Stand jetzt liegen aber keine Hinweise vor. Sollte Sellner sich dennoch dem Einreiseverbot widersetzt haben, droht ihm eine Geldstrafe oder eine Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr. 

Sellner ist ein Befürworter der sogenannten «Remigration» – er möchte, dass Migranten im grossen Stil zurückgeführt werden können. Die Junge Tat wollte bereits im März dieses Jahres eine Veranstaltung mit Sellner durchführen, die jedoch von der Kantonspolizei Aargau abgebrochen wurde. Diese erteilte Sellner eine befristete Wegweisung für das Gebiet des Kantons Aargau.

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