Es ist ein bedeutender Schlag im Befreiungskampf der Ukrainer gegen die russischen Besatzer: Nach Angaben von Armeechef Waleri Saluschni (50) hat das ukrainische Militär am Sonntagabend ein russisches Radar-Frühwarnflugzeug vom Typ Berijew A-50 zerstört. Der Abschuss erfolgte über dem Asowschen Meer. Saluschni feierte in einer Mitteilung auf Telegram die Luftwaffe für die «perfekt geplante und ausgeführte Operation in der Region Priasowje». Bei dem Angriff wurde auch eine russische Iljuschin Il-22 beschädigt, die offenbar als fliegende Kommandozentrale diente.
Der Verlust des Radarjets bedeutet für die Russen eine massgebliche Schwächung, gleichbedeutend mit dem Untergang des russischen Raketenkreuzers Moskwa. Die A-50 ist entscheidend für die Luftraumüberwachung und Koordination der russischen Einheiten. Sie bringt es auf eine Höchstgeschwindigkeit von 765 Kilometern pro Stunde bei einer Spannweite von rund 50 Metern und mehr als 7000 Kilometern Reichweite. Ein Modell soll laut dem Portal Military Today rund eine halbe Milliarde US-Dollar, umgerechnet 420 Millionen Franken, kosten.
So viele A-50-Jets hat Russland
Die 15 Besatzungsmitglieder haben das Schlachtfeld ständig im Blick. Sie können Luftziele auf eine Entfernung von 150 bis 230 Kilometern und Schiffe auf bis zu 400 Kilometern entdecken. Bis zu 300 Ziele gleichzeitig beobachten ist mit der A-50 ein Leichtes. Das Aufspüren von Luftverteidigungssystemen, die Lenkung von Raketen und die Koordination von Zielen für russische Kampfflugzeuge – all das wurde von der A-50 aus erledigt.
Anders als Radargeräte am Boden, für die Hügel, Bodenwellen und Berge eine Herausforderung sind, kann der Russenjet über die sogenannte Look-Down-Überwachung auch tief fliegende gegnerische Maschinen orten. Die Erkennung von Langstrecken-Drohnen und Marschflugkörper ist ebenfalls problemlos möglich.
Wann kommt die Berijew A-100?
Der Ukraine ist mit dem Abschuss vom Sonntag ein Coup gelungen, jedoch ist die zerstörte Maschine nicht die Einzige im Besitz der Russen. Laut Forbes verfügt die russische Luftwaffe noch über neun weitere Aufklärer des Typs A-50, von denen aber nicht alle einsatzfähig sein dürften. Eine A-50-Maschine soll demnach in Syrien im Einsatz sein, eine andere wurde Ende Februar 2023 von einer belarussischen Widerstandsgruppe mit Drohnen angegriffen.
Für Russland ist die A-50 auch deswegen so wertvoll, weil ihr Nachfolger noch nicht fertig ist. Mit der Berijew A-100 wird schon seit Anfang der 2010er-Jahre eine modernere Version des Überwachungsfliegers entwickelt.
Es ist unklar, wie der Flieger am Sonntagabend abgeschossen werden konnte. Für gewöhnlich operiert das Herzstück der russischen Luftwaffe ausser Reichweite der ukrainischen Luftabwehr. Eine plausible Erklärung liefert ein Bericht des Londoner Royal United Services Institute von 2022. Darin weisen die Verfasser Justin Bronk, Nick Reynolds und Jack Watling, darauf hin, dass der A-50-Jet durch elektronische Angriffe relativ leicht beeinträchtigt werden kann.