Hier starten Kampfjets von der Strasse aus
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Taktik der Ukrainer:Hier starten Kampfjets von der Strasse aus

Schweizer Kampfjet-Landungen auf der A1 sind keine Science-Fiction
Wie die Ukrainer dank Autobahnen die Russen übertölpeln

Die Schweizer Armee will Autobahnen wieder als Not-Landepisten benützen können. Auch andere Luftwaffen trainieren auf Strassen. Denn die Strategie bewährt sich, wie sich im Ukraine-Krieg zeigt.
Publiziert: 11.01.2024 um 00:21 Uhr
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Aktualisiert: 11.01.2024 um 08:47 Uhr
Start im Donbass: Ein Video zeigt einen ukrainischen Kampfjet, der die Strasse als Piste benützt.
Foto: Screenshot
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Guido FelderAusland-Redaktor

Wegen der wachsenden Bedrohung will die Schweizer Luftwaffe Autobahnen wieder als Start- und Landebahnen für Kampfjets benützen können. Schon im Sommer sollen die ersten Manöver auf der A1 zwischen Bern und Lausanne stattfinden.

Wie wichtig alternative Landebahnen sind, zeigt sich im Verteidigungskrieg der Ukrainer gegen Russland. Nachdem die Russen bei der Invasion 2022 mit Bombenangriffen auf Flugplätze Teile der ukrainischen Luftwaffe ausgeschaltet hatten, begannen die Ukrainer, ihre Jets zu reparieren und auf andere Standorte zu verteilen. Autobahnen eignen sich dabei gut als Startpiste. Zum Frust der Russen – denn kriegen die Ukrainer die Jets erstmal in die Luft, knallts beim Feind.

Immer wieder greifen sie Stellungen der Russen an, und teilweise mit grossem Erfolg. So hat die ukrainische Luftwaffe Ende 2023 das russische Landungsschiff Nowotscherkassk der Schwarzmeerflotte in der Hafenstadt Feodossija zerstört.

Die einzigen Anforderungen für die Nutzung von Strassen als Pisten sind eine rund drei Kilometer lange gerade Strecke mit genügend Durchfahrtshöhe. Solche Abschnitte gibts in der Ukraine einige, denn noch zu Zeiten der Sowjetunion hatte Moskau Strassen und übrige Infrastruktur immer unter Berücksichtigung eines Kriegsszenarios entwickelt – so auch in der Ukraine.

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Start im Donbass: Ein Video zeigt einen ukrainischen Kampfjet, der die Strasse als Piste benützt.
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Ein Video vom April 2023 zeigt, wie ukrainische SU-27 und MiG-29 eine Strasse als Landebahn benützen. Wo und wann das Video aufgenommen wurde, bleibt unklar. Beobachter gehen davon aus, dass die Starts von der Strasse in der Region Donbass durchgeführt wurden. Auch russische Medien bestätigten, dass die Ukrainer in der Nähe der Frontlinie alternative Start- und Landeplätze benützten.

Auch andere Länder trainieren

Denis Trubetskoy (30), politischer Korrespondent in Kiew, sagt gegenüber Blick: «Weil Russland, etwa mit Kinschal-Raketen, Mittel hat, um Ziele binnen weniger Minuten zu erreichen, kann die Notwendigkeit von spontanen, flexiblen Lösungen akut werden. Den Luxus, zum nächsten Flugplatz zu fliegen, hat man ja unter solchen Umständen nicht zwingend.»

Nach wie vor gehörten die ukrainischen Flugplätze zu den Hauptzielen Russlands. «Gerade der wichtige Militärflugplatz im westukrainischen Bezirk Chmelnyzkyj wird immer wieder massiv angegriffen – zuletzt war das am 6. Januar», sagt Trubetskoy.

Als direkte Nachbarn von Russland haben auch die Polen und Finnen die Autobahn-Trainings intensiviert. Auch Grossbritannien und weitere Länder planen die Wiederaufnahme solcher Manöver.

Der bekannteste Angriff auf Flugbasen fand im Sechstagekrieg 1967 statt. Um einem Angriff der arabischen Staaten zuvorzukommen, verübte Israel einen überraschenden Präventivschlag gegen ägyptische Luftwaffenbasen. Die meisten der 385 Flugzeuge wurden am Boden zerstört und die Pisten der Flugplätze schwer beschädigt.

Deutsches Lob für die Schweiz

Im Kalten Krieg übte auch Deutschland Landungen auf Autobahnen. So fand 1984 die letzte derartige Übung statt. Ralph D. Thiele (70), Vorsitzender der deutschen Politisch-Militärischen Gesellschaft und Präsident von EuroDefense Deutschland, sagt gegenüber Blick: «Die deutsche Luftwaffe hat Notlandungen auf der Autobahn schon seit Jahrzehnten nicht mehr geübt, hat geeignete Abschnitte allerdings identifiziert.»

Der ehemalige Direktor Lehre an der Führungsakademie der Bundeswehr nimmt die Schweizer Pläne anerkennend zur Kenntnis. «Die Schweizer sind gut beraten, sich auf Eventualitäten vorzubereiten. Es ist ein Ausweis von Professionalität in einer rauer werdenden Welt.»

Denn es stehe fest, dass Flugplätze des Gegners im Krieg zu den ersten und wichtigsten Ziele gehörten. Thiele: «Gelingt die Bekämpfung, sind die teuren Flugzeuge und aufwendig ausgebildeten Piloten nutzlos und die eigenen offensiven Einsätze viel erfolgsversprechender.»

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