Damit die Luftwaffe für den Notfall üben kann
Armee will Autobahn A1 sperren!

Die Schweizer Luftwaffe will Autobahnen wieder als temporäre Landebahnen nutzen können. Schon im Sommer soll eine erste Übung stattfinden. Dafür muss die A1 zwischen Bern und Lausanne teilweise gesperrt werden.
Publiziert: 10.01.2024 um 00:37 Uhr
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Aktualisiert: 10.01.2024 um 10:56 Uhr
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Kampfjets sollen bald wieder auf Schweizer Autobahnen starten und landen wie dieser Tiger 1985 auf der Autobahn bei Mels SG.
Foto: VBS/DDPS

Seit dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs ist alles anders. Die Schweizer Armee will möglichst rasch wieder fähig werden, das Land verteidigen zu können. Und doch hatte Luftwaffenchef Peter Merz (56) alle überrascht, als er im vergangenen Frühling davon sprach, die Armee plane, «hie und da wieder» Kampfjets auf den Autobahnen zu starten und zu landen.

Will das Militär zu Übungszwecken ganze Autobahnabschnitte sperren? Das Verteidigungsdepartement (VBS) versuchte damals, den Ball flach zu halten und sprach von Eventualplanungen, damit in Verteidigungsfällen Autobahnen als dezentrale Einsatzorte genutzt werden können. Gleichzeitig aber versicherte man, «dass in naher Zukunft keine Übungen der Luftwaffe auf Autobahnabschnitten stattfinden werden».

Autobahn A1 soll bei Payerne gesperrt werden

Blick-Recherchen zeigen nun aber: Schon für Mitte Jahr ist eine Sperrung der Autobahn A1 zwischen Bern und Lausanne geplant, unmittelbar neben dem Militärflugplatz in Payerne VD. Noch im Januar wird sich der Bundesrat über das Geschäft beugen. Gemäss dem Strassenverkehrsgesetz ist für eine Vollsperrung ein Entscheid der Landesregierung nötig, der derzeit verwaltungsintern vorbereitet wird.

Die Idee, dass Kampfjets auch auf Autobahnen starten und landen können, ist nicht neu. Schon Ende der 1950er-Jahre – also mitten im Kalten Krieg – wurde das Nationalstrassennetz entsprechend geplant. Die damaligen Bedrohungsszenarien sahen die Landebahnen der Flughäfen als wunden Punkt an. Bei deren Zerstörung hätten die Jets ansonsten weder starten noch landen können und wären somit nutzlos geworden.

Bundesamt befürchtet «veritables Verkehrschaos»

Mehrere Autobahnabschnitte wurden so gebaut, dass sie als Notlandepiste dienen können. Auf Strecken von rund zwei Kilometern wurden sie exakt gerade gebaut und mit einfach zu entfernenden Mittelleitplanken ausgestattet. Auch wurde auf eine Begrünung in der Mitte verzichtet. Die Pisten befanden sich bei Münsingen BE, Oensingen SO, Alpnach OW, Lodrino TI, Sitten VS und Flums SG.

1970 fand auf dem A1-Abschnitt Oensingen–Härkingen eine erste Übung statt. Die Flieger starteten und landeten zwischen den beiden Brücken von Oensingen nach Kestenholz und von Ober- nach Niederbuchsiten. «Die für die Übung notwendige beinahe ganztägige Vollsperrung der A1 hätte heute wohl ein veritables Verkehrschaos zur Folge», kommentiert das Bundesamt für Strassen (Astra) auf seiner Webseite.

Auch beim Bau der A1 Bern–Lausanne Ende der 1990er-Jahre wurde der Abschnitt parallel zum Flugplatz Payerne noch als Notlandepiste gebaut. So ist der Haupthangar auch heute noch über einen Rollweg direkt mit der Autobahn verbunden. Die Pläne sahen vor, dass der Abschnitt innerhalb von acht Stunden hätte umfunktioniert werden können.

Konzept wurde mit Armeereform 95 aufgegeben

Eine Übung fand dort aber nie statt. Die letzte wurde 1991 im Tessin durchgeführt. Bereits im Zuge der Armeereform 95 wurde das Konzept der Autobahnlandepisten aufgegeben. Bis jetzt.

Derzeit ist die Armee landesweit auf der Suche nach Standorten, die in kurzer Zeit wieder zu temporären Militärflugplätzen umgerüstet werden könnten. Welche Ortschaften betroffen sind, wird nicht verraten – sie würden auch nur im Verteidigungsfall aktiviert. Luftwaffenchef Merz aber hat versprochen: «Wir werden keine Tower an der Autobahn aufstellen.»

Die Abläufe muss die Armee erst wieder lernen. Dazu sei der Aufbau von mobilen Flugplatzabteilungen geplant, die eine Autobahn in eine Start- und Landebahn verwandeln, betreiben und diese dann auch bewachen können. Und nicht vergessen: Jemand muss für die Flieger dann noch eine Autobahn-Vignette besorgen.

Hier starten F-35-Kampfjets von einer Autobahn
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Übung in Finnland:Hier starten F-35-Kampfjets von einer Autobahn
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