In voller Montur mit Leuchtuniform und Helm nimmt er auf dem Interview-Sessel Platz: Niclas M.* aka der Anzeigenhauptmeister. Tausende Falschparkierer hat er in Deutschland schon zur Anzeige gebracht. Mit seinem ungewöhnlichen Hobby spaltet der 18-Jährige seit Monaten die Bevölkerung und sorgte schon mehrfach für Schlagzeilen – auch über die Landesgrenzen hinaus.
Doch mit Knöllchen verteilen verdient er kein Geld. Und Kohle machen; das hat bei Niclas M. neben seiner Jagd auf Verkehrssünder Priorität. «Ich drehe jeden Cent dreimal um und schaue, wo ich etwas einnehmen kann», sagt er in einem Podcast.
«Ich mache das nicht zum Spass»
Nun hat der Hilfssheriff einen lukrativen Nebenjob gefunden. Eine Firma habe sich bei ihm gemeldet, die Clubbuchungen durchführe. «So geizig, wie ich bin, habe ich nicht Nein gesagt», erklärt M. Seither mischt er sich auf Partys unter die Feierwütigen. Posiert mit Betrunkenen für Selfies vor der Linse.
Und das scheint sich zu lohnen: «Ich mache das nicht zum Spass, mein Konto ist explodiert.» Für seine Auftritte kassiert er nach eigenen Angaben fünfstellige Summen. Freude scheint dem Anzeigenhauptmeister sein Nebenjob aber nicht zu bereiten. Pragmatisch spricht er darüber, dass er sich als «Maskottchen» zur Verfügung stelle. «Fürs Geld mache ich es gern, ich werde quasi fürs Nichtstun bezahlt.»
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Nächste Station: Dschungelcamp
Auch Reality TV schliesst der Hilfssheriff nicht aus. «Dschungelcamp» etwa stehe bereits auf seinem Programm für die nächsten Monate. Der Anzeigenhauptmeister scheint ein gefragter Mann zu sein: «Die meisten Anfragen lasse ich von meiner Verwaltung bearbeiten, ich habe eine eigene Verwaltungseinheit», sagt er. Auf Nachfrage des Moderators erklärt M., es handle sich um eine Managementagentur.
Pragmatisch blickt der Anzeigenhauptmeister auch seinem Karriereende in der Öffentlichkeit entgegen. «Nach meiner Prognose wird sich im nächsten Jahr kaum noch jemand für mich interessieren.» Deshalb müsse er den Hype um seine Person jetzt nutzen, um Kohle zu scheffeln. Seinem Hobby will er aber weiterhin treu bleiben – und andere animieren, es ihm gleichzutun. Die Zahlen sind nach seinen Angaben bereits «explodiert». «Ich würde gerne alle Leute motivieren, Falschparkierer anzuzeigen», sagt er.
Nachahmer müssen sich aber auf Gegenwind gefasst machen. Denn Niclas M. schlug in den vergangenen Monaten viel Abneigung entgegen. Er wurde vom Velo geschubst, angegriffen, ausgeraubt. Dass der Anzeigenhauptmeister nicht überall auf Wohlwollen stösst, stört den 18-Jährigen nicht. Konfrontiert mit Hasskommentaren meint er: «Ich lass mich nicht kleinkriegen, egal, was kommt.»
*Name bekannt