Die bevorstehende Fussball-WM in Katar rückte vermehrt die Rechte von Frauen und der LGBTQ-Community in den Fokus. Menschenrechtsorganisationen kritisieren das Emirat. Es stellte sich die Frage: Wie wird Katar während der WM mit Kritik und Fans umgehen?
Der Emir von Katar beschwichtigte – immer wieder. Er hat im Vorfeld der Fussballweltmeisterschaft mehrmals bekräftigt, dass «alle Menschen willkommen seien». Auch LGBTQ-Menschen. Tamim bin Hamad al-Thani (42) sagte allerdings auch: «Wir erwarten Respekt gegenüber unserer Kultur.»
Das lässt Raum für Spekulationen. Wie strikt die katarischen Behörden während der Fussballweltmeisterschaft der Männer eingreifen werden, war bisher schwierig abzuschätzen.
Regenbogenflagge wird toleriert
Nun wurde Blick diese Woche ein neunseitiges Dokument zugespielt. Es ist eine Instruktion für Polizei und Sicherheitspersonal. Und es regelt offensichtlich, wie mit Fans umzugehen ist. Darin werden auch für uns im Westen scheinbar normale Dinge verhandelt.
So steht im Dokument etwa: «Personen, die die Regenbogenflagge oder andere Flaggen mit sexueller Identität tragen, werden weder angesprochen noch festgenommen oder strafrechtlich verfolgt.» Gleiches gilt für Personen, die öffentlich protestieren oder kritische Banner zeigen. Weiter steht auch: «Frauen werden nicht angezeigt, wenn sie Vergewaltigung oder sexuelle Belästigung oder Gewalt zur Anzeige bringen.» Fans ist es laut der Weisung auch erlaubt, sich unabhängig von Geschlecht oder Zivilstand im gleichen Hotelzimmer aufhalten zu können.
Auch zu Fragen des Dresscodes gibt das Dokument Antworten: So sollen auch keine Fans, die im Thawb, der katarischen Nationaltracht, oder sonstigen Kostümen herumlaufen, angesprochen oder festgenommen werden. Nur Zuschauer, die sich ausziehen, um intime Körperteile zu enthüllen, können aufgefordert werden, die Kleidung wieder anzuziehen.
Keine Toleranz bei Alkohol
Fangesänge in den Strassen oder Einkaufszentren werden toleriert. Verwarnt soll bloss werden, wer in Wohngebieten lauthals singt. Was hingegen gar nicht toleriert wird: sexuelle Belästigung, Rassismus, Gewalt unter Fans. Es wird auch darauf hingewiesen, dass kein Alkohol ins Land eingeführt werden darf. Wer Alkohol illegal verkauft, muss mit einer Strafverfolgung rechnen oder wird gar des Landes verwiesen.
Wer genau das Dokument verfasst hat, ist unklar. Es dürfte sich dabei aber um eine Einigung der Fifa und des katarischen Safety & Security Operations Committee handeln. Auf Anfrage heisst es bei der Fifa: «Die Fifa kommentiert dieses Dokument nicht.» Ein Link im Dokument führt aber zu einer unabhängigen Seite, auf der sich die Möglichkeit bietet, der Fifa potenzielle Vorfälle von Menschenrechtsverletzungen im Zusammenhang mit der Fussball-WM zu melden.