Angriffe mit verbotenen Waffen
Putins Truppen setzen auf neue Gas-Taktik

Putins Truppen setzen laut einem Bericht systematisch verbotene Chemieangriffe gegen ukrainische Soldaten ein. Das ist die Gas-Taktik der Russen.
Publiziert: 07.04.2024 um 14:02 Uhr
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Aktualisiert: 07.04.2024 um 14:54 Uhr
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Russlands Truppen setzen in der Ukraine zunehmend auf Gasangriffe.
Foto: Anadolu via Getty Images
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Marian NadlerRedaktor News

In den Schützengräben der Ukraine offenbart sich ein erschütterndes Bild: Der britische «Telegraph» berichtet von einer systematischen Kampagne verbotener Chemieangriffe, die russische Truppen gegen ukrainische Soldaten führen.

Schockierende Zeugenaussagen von der vordersten Frontlinie enthüllen, dass nahezu täglich Tränengas und andere chemische Substanzen durch Drohnen abgeworfen werden – ein kriegsrechtlicher Verstoss gegen die Chemiewaffenkonvention. Ihor, der Kommandant eines ukrainischen Aufklärungsteams, schildert gegenüber dem «Telegraph», wie seine Stellung nahe der Stadt Tschassiw Jar in der Oblast Donezk regelmässig mit Gasgranaten beschossen wird. «Jede Position in unserem Frontbereich wird mit ein oder zwei Gasgranaten pro Tag beworfen», erzählt er.

Bei der Bekämpfung eingegrabener ukrainischer Truppen stelle Gas für die Russen die effektivste Angriffsoption dar. Diese Gasangriffe lösen oft Panik aus. Die betroffenen Soldaten flüchten instinktiv und werden dann Ziel konventionellerer Angriffe.

Die häufige Verwendung von Chemiewaffen durch Russland hat dazu geführt, dass ukrainische Soldaten speziell für den Umgang mit solchen Angriffen ausgebildet werden. Ein Schulungsdokument, das dem «Telegraph» vorliegt, empfiehlt Soldaten, trotz der ersten Minuten der Tränengasexposition auszuharren, anstatt ihre Positionen zu verlassen.

Blausäure in der Ukraine eingesetzt?

Michail, ein Infanteriekommandant in der Oblast Saporischschja, betont die Notwendigkeit von Gasmasken, die seine Soldaten nun ständig bei sich tragen müssen. Bloss: Oft erhalten die ukrainischen Soldaten keine oder nur schlechte Schutzausrüstung. Wie Kommandant Ihor mitteilt, sind viele der ihnen zur Verfügung stehenden Gasmasken veraltet und ineffektiv.

Die amerikanische Kriegsärztin Rebekah Maciorowski, die als Freiwillige in der ukrainischen Armee dient, beschreibt die Angriffe als «systematisch». Neben Tränengas werden auch andere chemische Substanzen eingesetzt, wie Maciorowski berichtet. Sie erinnert sich an einen Vorfall mit einem Gas, das sie als Blausäure vermutet, ein tödliches Gas aus dem Ersten Weltkrieg.

Eine russische Drohne setzte zwei Geschosse mit einem unbekannten Gas frei, das nach «zerkleinerten Mandeln» roch und zwei Menschen tötete sowie zwölf weitere verletzte. Der Einsatz von Chlor und Chlorpikrin – eigentlich ein Pestizid, aber im Ersten Weltkrieg als Chemiewaffe eingesetzt – wurde ebenfalls berichtet.

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Russische Soldaten prahlen mit Einsatz chemischer Waffen

Offiziell verzeichnet die ukrainische Armee 626 Gasangriffe seit Beginn der russischen Grossoffensive, doch Maciorowski bezweifelt diese Zahlen. Sie seien zu gering.

Die russischen Streitkräfte verbergen die Verwendung von Chemiewaffen nicht. Die 810. Marineinfanteriebrigade der Schwarzmeerflotte prahlte auf Telegram mit dem Einsatz chemischer Waffen und veröffentlichte ein Video, in dem K-51 Gasgranaten auf ukrainische Positionen abgeworfen wurden.

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