Bündnis-Mitgliedschaft gegen Abtreten von Gebieten an Russen?
Die Nato könnte einen brisanten Ukraine-Friedensplan erwägen

USA und Nato äusserten sich eben deutlich zu einer Bündnispakt-Mitgliedschaft Kiews. Die italienische Zeitung «La Repubblica» wittert dahinter eine Strategie: Hinter verschlossenen Türen werde ein brisanter Ukraine-Kompromiss erwogen, der Frieden bringen soll.
Publiziert: 06.04.2024 um 00:37 Uhr
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Aktualisiert: 06.04.2024 um 11:04 Uhr
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US-Aussenminister Antony Blinken am Donnerstag beim Nato-Treffen in Brüssel.
Foto: Anadolu via Getty Images
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Daniel KestenholzRedaktor Nachtdienst

Spekulationen schiessen ins Kraut nach dem April-Treffen der Nato in Brüssel. US-Aussenminister Antony Blinken (61) sagte dort am Donnerstag zu Reportern, dass die Ukraine früher oder später der Nato beitreten werde. Die Unterstützung für das Land sei unter den Mitgliedstaaten weiterhin «felsenfest»: «Die Ukraine wird Mitglied der Nato», so Blinken. «Unser Ziel bei diesem Treffen ist es, dabei zu helfen, eine Brücke zu dieser Mitgliedschaft zu schlagen.»

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg (65) äusserte sich schon am Mittwoch im Vorfeld des Gipfels ähnlich. «Die Ukraine wird Mitglied der Nato werden», so Stoltenberg. «Die Frage ist nicht ob, sondern wann.»

Was wie ein Aufwärmen früherer lauwarmer Zusagen anmuten mag, deute in Wahrheit auf einen Geheimplan für Friedensverhandlungen mit Moskau hin, analysierte die italienische Zeitung «La Repubblica». «Gebiete im Austausch für Sicherheit», so das angebliche Grundkonzept. Die Ukraine gebe die von Russland besetzten Gebiete auf, mit der Garantie, dass das Land sofort der Nato beitrete.

Diskussion hinter vorgehaltener Hand

Die Zeitung betont, dass das Abtreten ukrainischer Landstriche an die Russen beim Nato-Bündnistreffen in Brüssel nicht offiziell diskutiert worden sei. Aber der Vorschlag «taucht in allen informellen Gesprächen immer wieder auf – auch in den letzten Tagen», berichtet der Brüssel-Korrespondent der Zeitung.

Hinter verschlossenen Türen werde seit längerem über die Gebietsabtretung gesprochen. «La Repubblica» wittert in den klaren Aussagen von Blinken und Stoltenberg den Hinweis auf eine neue Strategie zur Beendigung des Ukraine-Krieges. Laut der Zeitung werde ein solcher Handel «von vielen Experten als eine der möglichen Lösungen zur Beendigung des Krieges angesehen».

Ähnlich wie Teilung von Nachkriegsdeutschland

Der Plan bestünde im Wesentlichen darin, die besetzten Gebiete dem Kreml zu überlassen, also die Krim und die weiteren vier Regionen, die in den letzten Jahren erobert wurden. Der Rest der Ukraine werde Nato-Mitglied.

Ein solcher Tausch von Gebieten sei nach dem Zweiten Weltkrieg auch mit Deutschland geschehen. Der östliche Teil ging faktisch an die damalige Sowjetunion über. 1955, zehn Jahre nach der deutschen Kapitulation, trat Westdeutschland dem Nordatlantikpakt bei.

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