Es waren die pure Verzweiflung und die Angst vor dem Terror-Regime der Taliban, die ihn angetrieben haben. Anders ist nicht zu erklären, warum Zaki Anwari seinen letzten Ausweg aus Afghanistan darin sah, sich mit blossen Händen an ein in Kabul startendes US-Militärflugzeug zu klammern und abzuheben.
Anwari ist nie der Freiheit angekommen. Der Afghane wurde tot auf der Landebahn des Hamid Karzai International Airports gefunden. Er wurde nur 19 Jahre alt.
«Du bist der Maler deines Lebens»
Zaki Anwari war ein talentierter Fussballer, schaffte es sogar in die Jugend-Nationalmannschaft Afghanistans. Auf Facebook, wo die Nachricht vom Tod des jungen Mannes rasch die Runde machte, ist die Trauer gross. Der afghanische Sportverband schrieb dazu: «Möge er im Himmel ruhen, wir beten zu Gott für seine Familie, Freunde und Sportsfreunde.»
Noch am 29. Juni, als die Taliban weit weg schienen von Anwaris Heimat Kabul, schrieb der Fussballer auf Facebook vielsagend: «Du bist der Maler deines Lebens. Gib den Pinsel niemals aus der Hand.» Der Post hat nun eine tragische Wendung genommen.
Leichenteile in Flugzeug-Reifen gefunden
Der Nachwuchsfussballer ist bei weitem nicht das einzige Opfer, das sein Leben aus Furcht vor der Gewaltherrschaft der Taliban lassen musste. Wie die «Washington Post» schreibt, legte die US-Maschine, an der sich Anwari und noch weitere Verzweifelte festgeklammert hatten, wenig später in Katar wegen Problemen mit dem Fahrwerk einen unfreiwilligen Zwischenstopp ein. Dabei wurden noch weitere Reste menschlicher Körper in den Reifen des Flugzeugs gefunden.
Am Flughafen in Kabul ist der kommerzielle Flugverkehr noch immer lahmgelegt. Für Hilfesuchende, die Afghanistan verlassen wollen, sind die Evakuierungsflüge von westlichen Ländern darum die letzte Hoffnung auf ein Entkommen vor den Taliban. (cat)