Gräuel-Strafen sorgen für Angst und Schrecken
Das bedeutet die Taliban-Scharia für Afghanistan

Mit dem Sieg der Taliban hält auch die Scharia wieder Einzug in Afghanistan. Die Islamisten sind gefürchtet für ihre brutale Interpretation der religiösen Rechtssprechung.
Publiziert: 19.08.2021 um 15:36 Uhr
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Aktualisiert: 23.08.2023 um 11:32 Uhr
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Nach der Machtübernahme durch die Taliban soll in Afghanistan wieder die Scharia eingeführt werden.
Foto: keystone-sda.ch

Als die Taliban nach ihrem Triumphzug am Mittwoch ihre erste Pressekonferenz in Kabul abhielten, gewährten sie auch einen Einblick, was die Menschen in Afghanistan in den kommenden Monaten erwartet.

Insbesondere für Frauen bedeutet die Machtübernahme der Islamisten ein Rückschritt in ein dunkles Kapitel. Man werde Frauen Rechte zusichern, beteuerte Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid in die Mikrofone. Allerdings folgte sogleich der Zusatz: «und zwar im Einklang mit der Scharia». Doch was bedeutet das überhaupt?

«Hadd» – Die Horror-Strafen der Taliban

Übersetzt wird Scharia als der «Weg zur Quelle». Sie ist ein auf dem Koran und weiteren prophetischen Überlieferungen basierendes Werte- und Rechtssystem. Allerdings können diese religiösen Quellen unterschiedlich interpretiert werden. Und die Taliban stehen – selbst in konservativen Kreisen – für eine besonders radikale Auffassung der Scharia. 

Das äussert sich vor allem in den blutigen Bestrafungen, welche die afghanische Bevölkerung schon jetzt in Angst und Schrecken versetzen – «Hadd» genannt. Es sind jene Gräuel-Strafen, für die die Islamisten so gefürchtet sind: Abgehackte Hände für Diebstahl, Steinigungen für Homosexuelle, Peitschenhiebe und öffentliche Hinrichtungen für andere Vergehen gegen ihre radikale Lesart des Islam. 

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Gemässigte Islamisten oder doch alles nur Fassade?

Als die Taliban 1996 schon einmal Afghanistan unter ihre Kontrolle gebracht hatten, überzogen sie Städte und Dörfer mit ihrem Terror. Die Unterdrückung von Frauen wurde durchgesetzt. Obwohl der Koran Bildung und Berufstätigkeit für Frauen keineswegs verbietet, wurden sie von den Extremisten praktisch unter Hausarrest gestellt. Öffentliche Darstellungen von Frauen zum Beispiel auf Plakaten wurden untersagt, Mädchen ab acht Jahren zudem zum Tragen einer Burka gezwungen.

Zwar gaben sich Taliban-Vertreter in ihren öffentlichen Auftritten jüngst zurückhaltend und teilweise sogar gemässigt. Doch es gibt schon jetzt viele Anzeichen dafür, dass dies nur Fassade ist. Bereits verbreiten sich Meldungen von ersten öffentlichen Hinrichtungen von pro-westlichen Kollaborateuren, Jagden auf vermeintliche Landesverräter und Todeslisten in den Händen der Islamisten. (cat)

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