Er ist einer der Helden in der Ukraine im Krieg gegen Russland: der beste Scharfschütze der Welt mit dem Spitznamen Wali (40). Bekannt wurde der Kanadier durch einen Tötungsschuss auf einen IS-Terroristen aus 3,5 Kilometern Entfernung – ein Weltrekord.
Anfang März dieses Jahres reiste er in die Ukraine, um das Land gegen Russland zu unterstützen. Nach fast zwei Monaten und mehreren Einsätzen kehrte er zurück nach Kanada zu seiner Frau und seinem Sohn. Jetzt geht die Sniper-Legende wieder zurück in die Ukraine – mit einer neuen Aufgabe.
Vom Kämpfer zum Kommandant
«Diesmal werde ich eine Kompanie aus Scharfschützen ausbilden und kommandieren», sagt er zu «Bild». «Das letzte Mal war ich in der Ukraine, um bei der Verteidigung des Landes zu helfen. Jetzt hoffe ich, eine Rolle bei der Offensive zu finden.» Gebiete wie Butscha oder Irpin, in denen er und seine Soldatenkameraden nur haarscharf dem Tod entgingen, sind jetzt befreit. «Das ist ein wirklich gutes Gefühl!»
Neben seiner Zielgenauigkeit hat Wali weitere Erfahrungen im Krieg gesammelt und kann so aus der Vogelperspektive den Krieg analysierend beobachten. «Die Ukraine hat genug Soldaten, aber viele sind sehr unerfahren – und sie brauchen Anführer mit Kriegserfahrung.»
«Ich will aus einem Wali viele Walis machen!»
Genau diese Lücke möchte der Kanadier schliessen: Er soll eine Führungsrolle innerhalb einer Brigade übernehmen. «Die Hauptaufgabe dieser Militäreinheit soll sein, die Frontlinien zu durchbrechen – und eingebettet in diese Brigade ist eine Sniper-Kompanie, so 150 Leute, die ich dann kommandieren werde!» Sein Fokus liege dabei auf der Ausbildung: «Ich will aus einem Wali viele Walis machen!»
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Ein derartiger Aufstieg vom Kämpfer zum Kommandanten sei höchst selten für einen ausländischen Kämpfer. «Sie vertrauen mir, sind so dankbar, dass ich mithelfe – diesmal in einer kommandierenden Position!», sagt er zu «Bild».
Er hofft auf baldiges Kriegsende
Trotzdem warnt er davor, die russischen Streitkräfte zu unterschätzen. Zu Putins Drohungen eines Atomkriegs sagt er: «Wir müssen das leider sehr ernst nehmen. Das könnte Putins letzte Karte sein, die er ausspielt.»
Er ist auch der Ansicht, dass bei den Russen oft der Wille zum Kampf fehlt. Die von Putin verordnete Teilmobilmachung werde hierzu keinen positiven Beitrag leisten.
Jetzt wartet Wali aber zunächst auf seinen Einsatzbefehl. Wann er genau einrücken muss, wisse niemand genau. «Das ist typisch Armee, die sagen dir zwei Monate und dann geht es den nächsten Morgen los!», sagt der Scharfschütze. Dann muss er sich auch wieder von seiner Familie verabschieden. Das sei das Schwierigste, sagt der Familienvater. «Vor dem Ukraine-Einsatz war ich stets im Krieg ohne Frau und Sohn, das war um einiges einfacher …» (hei)