Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski (44) hat alle Ausländer dazu aufgerufen, die Ukraine im Krieg gegen Russland zu unterstützen. Diesem Aufruf ist nun auch ein ehemaliger Scharfschütze der kanadischen Eliteeinheit Royal 22e Regiment of Canada gefolgt, wie die «New York Post» berichtet.
Der Mann, der sich Wali nennt, ist kampferprobt. Er hat bereits im Irak und in Afghanistan gedient. Ausserdem kämpfte er vor einigen Jahren an der Seite von Kurden gegen die Terror-Miliz Islamischer Staat. Trotzdem sei es eine surreale Erfahrung in der Ukraine, wie der erfahrene Scharfschütze berichtet.
Wali war vor kurzem noch als Programmierer in Kanada tätig. Dann griff Russland die Ukraine an. «Ich muss helfen, weil es Menschen gibt, die bombardiert werden, nur weil sie Europäer und nicht Russen sein wollen», sagte er zu «CBC News».
Er verpasst den ersten Geburtstag seines Sohnes
Es ging alles sehr schnell. Inzwischen ist er schon in der Ukraine. Er konnte über Polen ins Land einreisen. Wali weiter: «Vor einer Woche habe ich noch Sachen programmiert. Jetzt schnappe ich mir in einem Lagerhaus Panzerabwehrraketen, um echte Menschen zu töten. Das ist meine Realität im Moment.»
Während der Kanadier in der Ukraine ist, wird er den ersten Geburtstag seines Sohnes verpassen. Das sei besonders hart für ihn. Seine Frau wäre auch gegen die Entscheidung gewesen, dass er in den Krieg zieht. Aber er konnte nicht anders.
In der Ukraine wurde der Sniper laut eigener Angabe mit offenen Armen empfangen. «Sie waren so froh, uns zu haben. Es war, als wären wir sofort Freunde gewesen.» Mit ihm seien noch rund fünf andere Kanadier in die Ukraine gereist, um gegen die Russen zu kämpfen. Er und die anderen Veteranen hätten in einem teilweise renovierten Haus Unterschlupf gefunden. Sie sind bereits in Kontakt mit den Behörden. Wo sie genau zum Einsatz kommen, ist noch unklar.
Immer mehr Ausländer mit Kriegserfahrung schliessen sich im Kampf gegen Russland dem ukrainischen Militär an. So entschied sich auch ein 74-jähriger Brite, der ehemals als Oberst tätig war, für die Ukrainer wieder eine Waffe in die Hand zu nehmen. Seiner Familie erzählte der Senior, dass er auf Geschäftsreise geht. (obf)