Der frühere Chef der Credit Suisse, Tidjane Thiam (62), will Präsident der Elfenbeinküste werden. Nun hat er einen herben Rückschlag erlitten. Ein Gericht im westafrikanischen 30-Millionen-Einwohner-Staat hat ihn aufgrund seiner früheren doppelten Staatsbürgerschaft von der Kandidatur ausgeschlossen. Die Präsidentschaftswahlen sind für den 25. Oktober 2025 geplant.
Thiams Reaktion? Der Ex-Banker akzeptiert nicht, dass er einfach so abgesägt wurde, spricht von einem politisch motivierten Urteil. Und sagt seinem Gegenspieler, dem amtierenden Präsidenten Alassane Ouattara (83), den Kampf an!
Der frühere Banken-Boss entstammt einer einflussreichen ivorischen Familie. Er ist in der Hafenmetropole Abidjan geboren, wo am Dienstag der Gerichtsentscheid fiel. 1987 hatte er zusätzlich den französischen Pass erworben. Diesen hatte er im Februar abgegeben, um als Präsident zu kandidieren.
Konkret entschied das Gericht, dass Thiam durch die Annahme der französischen Staatsbürgerschaft seine ivorische Staatsbürgerschaft verloren habe. Somit könne er nicht antreten. Erst vor einer Woche war er als Präsidentschaftskandidat der Demokratischen Partei der Elfenbeinküste (PDCI) bestätigt worden.
Politisches Urteil zugunsten des Amtsinhabers?
Es gibt starke Hinweise darauf, dass das Urteil politisch motiviert ist. Es dient primär dem amtierenden Präsidenten, der voraussichtlich für eine vierte Amtszeit kandidieren wird.
Thiam selbst bezeichnete das Urteil als «demokratischen Vandalismus». «Die Regierungspartei hat die Gerichte benützt, um ihren grössten Rivalen zu beseitigen», erklärte Thiam. Drei weitere prominente Oppositionelle, darunter der ehemalige Präsident Laurent Gbagbo (79), wurden schon zuvor von der Wahl ausgeschlossen.
«Ich bin kein Rebell»
In einem Video, das am Dienstagabend auf Youtube veröffentlicht wurde, sagte Thiam, er wolle gegen die Entscheidung vorgehen. «Ich werde diesen Ausschluss nicht akzeptieren, weil er ungerecht, ungerechtfertigt und unverständlich ist», sagte er. «Ich bin fest entschlossen, dafür zu kämpfen, dass die Ivorer ihren nächsten Präsidenten frei wählen können.»
In einem Interview mit Reuters sagte Thiam, seine Partei werde keinen alternativen Kandidaten aufstellen und ihr politisches Gewicht auf nationaler und internationaler Ebene einsetzen, damit die Vernunft siege. «Ich bin ein Geschäftsmann. Ich bin kein Kämpfer, ich bin kein Rebell. Ich trage keine Kalaschnikow. Ich habe in einem sehr gemässigten Ton gesprochen und um Versöhnung und Frieden gebeten, und das wurde nur mit Aggression beantwortet», sagte er.
Das Urteil ist nicht direkt anfechtbar. Dennoch will Thiam die Entscheidung nicht akzeptieren. Thiam rief die internationale Gemeinschaft und politische Kräfte im Land auf, seine Kandidatur weiter zu unterstützen.
Thiam klar aussichtsreichster Herausforderer
Der ivorische Politikanalyst Geoffroy-Julien Kouao betonte gegenüber «TableBriefings», dass die Wahlen trotz Thiams Ausschluss «noch lange nicht entschieden» seien. Er erwartet, dass die Opposition andere Wege finden könnte, Ouattara herauszufordern.
Insgesamt scheint jedoch der Weg für Ouattaras vierte Amtszeit geebnet, da kein anderer Oppositionskandidat derzeit ähnliches Potenzial wie Thiam hat. Allerdings könnte die Wahrnehmung eines manipulierten Wahlprozesses die Spannungen im Land erhöhen, insbesondere nach der umstrittenen Wahl von 2020, die zu Gewalt führte.
Die Elfenbeinküste galt in den vergangenen Jahren gleichzeitig als afrikanisches Erfolgsmodell. Das Land hat nach zwei Bürgerkriegen 2002 und 2011 zu wirtschaftlichem Wachstum und grösserer politischer Stabilität gefunden. Es ist unter anderem der weltweit wichtigste Kakaoproduzent.
Der Ausschluss Thiams und anderer Oppositionsführer verstärkt den Eindruck eines politischen Stillstands im Land. Ohne glaubwürdige Wahlen könnte die Legitimität von Ouattaras Regierung weiter erodieren, was langfristig zu Instabilität führen könnte.