100 Tage ist es her, seit die russischen Truppen in die Ukraine einmarschiert sind und grosses Leid angerichtet haben. Ein Ende des Krieges ist nicht in Sicht. Stattdessen dauert der Vorstoss der russischen Streitkräfte im Donbass an – und die Situation spitzt sich Tag für Tag zu. Doch auch die Truppen von Kreml-Chef Wladimir Putin (69) müssen Verluste hinnehmen – sogar die Elite-Einheit, die Gruppe Wagner. Sie gilt als Putins Schattenarmee.
Offiziell existiert die Truppe gar nicht. Söldnertum ist in Russland nämlich verboten. Laut Christo Grozev, der Chefredaktor der Enthüllungsplattform Bellingcat, befinden sich 8000 Söldner der Wagner-Gruppe in der Ukraine. Sie wurden geschickt, um den ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski (44) und hochrangige Beamte zu töten. Zudem sollen sie die russische Armee an der Front unterstützen.
Doch die Elite-Einheit soll nun hohe Verluste verzeichnen, wie ein abgehörtes Telefonat eines russischen Soldaten zeigt. 3000 Söldner sollen schon gefallen sein. In der Aufnahme ist zu hören, wie der Mann seine Frau anruft und sich darüber beklagt, dass die «Elite-Einheit» zerschlagen wurde. Das berichtet der «Mirror». Bei aktuellen Kämpfen im Osten habe die Einheit weitere Hunderte Soldaten verloren. Die herben Verluste sollen sich laut dem ukrainischen Geheimdienst SBU massiv auf die Moral der Kämpfer auswirken.
Putins Schattenarmee wird für geheime Operationen eingesetzt
Der Soldat berichtet in dem Telefonat weiter: «Selbst gut ausgebildete Söldner schaffen es nicht, ihre Aufgaben zu erfüllen.» Nur noch «kümmerliche Reste» seien von den mehreren Tausend Söldnern der Elite-Einheit übrig. Diese seien zur Verstärkung der regulären Truppen an die Front geschickt worden. Denn «normale» Soldaten hätten Angst vor dem Kampf. Daraufhin bittet ihn seine Frau darum, nach Hause zu kommen.
Die Gruppe Wagner ist ein privates Militärunternehmen und bekannt dafür, vom Kreml für geheime Operationen eingesetzt zu werden. So haben die Soldaten bereits in Bürgerkriegen in Syrien, Libyen, der Zentralafrikanischen Republik und Mali gekämpft.
Gegründet wurde die Truppe von Dmitri Utkin (51), einem ehemaligen Oberstleutnant der Spezialkräfte des russischen Militärgeheimdienstes und Veteran beider Tschetschenienkriege. Den Truppennamen übernahm er von Hitlers Lieblingskomponisten Richard Wagner. 2016 zeichnete Putin Utkin für seinen Einsatz in der Ukraine mit einem Orden aus.
Wagner rekrutiert vor allem Männer mit Militärerfahrung
Finanziert wird die Gruppe Wagner offenbar vom russischen Unternehmer und Putin-Freund Jewgeni Prigoschin (60), der als Caterer die russische Armee versorgt und daher «Putins Koch» genannt wird.
Wagner rekrutiert vor allem Männer mit Militärerfahrung. Sie sollen bei Einsätzen in den Gefechten umgerechnet bis zu 3100 Franken im Monat verdienen können – für russische Verhältnisse viel Geld. Zum Vergleich: Der Durchschnittslohn in Russland liegt umgerechnet bei etwa 700 Franken.
Die Wagner-Söldner stehen mit zahlreichen Kriegsverbrechen in Verbindung. So sollen sie vor einigen Wochen in Mali rund 400 Bewohner eines Dorfes aus einem Helikopter getötet haben. In Syrien haben sie für Russland, ähnlich wie im ukrainischen Butscha, Kriegsgefangene gefoltert, ermordet und verbrannt. (dzc)