9 prägende Momente
Wie der Ukraine-Krieg begann

Putins Fernseh-Ansprache, Selenskis Evakuationsweigerung, die heroischen Verteidiger der Schlangeninsel und die 64-Kilometer-lange Militärkolonne: Sie alle haben vor drei Jahren die Startphase des Krieges in der Ukraine geprägt. Ein Rückblick darauf, wie alles begann.
Publiziert: 21.02.2025 um 17:20 Uhr
Drei Jahre dauert der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine nun bereits.
Foto: AFP

Auf einen Blick

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Samuel SchumacherAusland-Reporter

Kaum jemand hat den Überfall auf die Ukraine am 24. Februar 2022 kommen sehen. Und kaum jemand hätte sich ausmalen können, dass sich der US-Präsident drei Jahre nach Wladimir Putins (72) Angriff auf das Nachbarland in einem Schock-Schachzug auf die Seite der Russen stellt. Der Ukraine-Krieg, dessen Start sich am Montag zum dritten Mal jährt, ist umrahmt von bösen Überraschungen.

Vor drei Jahren überfiel Russland die Ukraine
1:05
Am frühen Morgen:Vor drei Jahren überfiel Russland die Ukraine

Dass wir drei Jahre nach dem Einfall russischer Truppen noch immer nicht wissen, welches Ende das Grauen nehmen wird, kommt einem Wunder gleich. In den ersten Tagen des Krieges war die Befürchtung riesig, dass Russland sich die Ukraine innert kürzester Zeit einverleiben könnte. Dazu kam es nicht. Ein Rückblick auf die 9 entscheidenden Momente in der Startphase des Krieges:

24. Februar, 05:30 Uhr Ortszeit: Putin bläst zum Sturm

Wladimir Putin kündigt am russischen Staatsfernsehen den Start des Krieges an.
Foto: AFP

In einer aufgezeichneten Ansprache kündigt der Kreml-Herrscher den Start einer «militärischen Spezialoperation» an. Deren Ziel: die «Entmilitarisierung und Entnazifizierung» der Ukraine. Minuten später melden mehrere ukrainische Städte Raketeneinschläge, auch die Hauptstadt Kiew. Russische Truppen beginnen von Belarus im Norden, aus dem besetzten Donbass im Osten und von der besetzten Krim im Süden in die Ukraine vorzudringen. 

24. Februar, 07:00 Uhr: Selenski ruft Kriegsrecht aus

Wolodimir Selenski ruft in der Ukraine das Kriegsrecht aus.
Foto: AFP

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski (47) ruft das Kriegsrecht aus. Männer zwischen 18 und 60 Jahren dürfen das Land nicht mehr verlassen. Die Ukraine bricht alle Beziehungen zu Russland ab. Amerikanische Geheimdienste gehen zu diesem Zeitpunkt davon aus, dass die Ukraine binnen vier Tagen fallen wird.

24. Februar, Morgenstunden: Angriff auf das grösste Flugzeug der Welt

Beim Angriff auf den Flughafen Hostomel zerstören russische Helikopter das grösste Flugzeug der Welt.
Foto: IMAGO/ZUMA Wire

Bilder von russischen Kampfhelikoptern, die über ukrainische Dörfer hinwegdonnern, machen die Runde. Ihr Ziel: der Flughafen in Hostomel zehn Kilometer ausserhalb von Kiew. Hier steht die Antonov An-225 Mriya, das grösste Flugzeug der Welt. Die Russen wollen den Flughafen erobern, um hier ihre Soldaten für den Sturm auf Kiew hinzufliegen. Beim zweitägigen Kampf werden die Landebahnen und die Antonov zerstört.

24. Februar, 14:00 Uhr: Russen nehmen Tschernobyl ein

Am ersten Kriegstag nehmen russische Soldaten die Atomruine von Tschernobyl ein.
Foto: keystone-sda.ch

45 Tage dauert die Belagerung des stillgelegten Atomkraftwerks im Norden der Ukraine. Mehrmals kommt es fast zum Zusammenbruch der Stromversorgung, mit der die Brennstäbe gekühlt werden. Ludmilla Kozak (45), die Sicherheitsverantwortliche der Atomruine, erzählt Blick: «Die Russen hatten keine Ahnung, wo sie gelandet sind.» Sie hätten in den nuklear verseuchten Wäldern rund um den einstigen Reaktor ihre Lager aufgeschlagen. «Ihre Gesichter waren ganz geschwollen und rot. Ich wette mit dir, viele von denen sind nicht mehr am Leben.»

24. Februar, 18:00 Uhr: «Fuck you, russisches Kriegsschiff!»

Ein Wandgemälde in Kiew ehrt die Verteidiger der ukrainischen Schlangeninsel.
Foto: keystone-sda.ch

Das russische Kriegsschiff «Moskva» nimmt die Schlangeninsel vor Odessa ins Visier. Sie sollen sich ergeben, rufen die Russen den 13 ukrainischen Soldaten auf der Insel zu. Roman Hrybov, einer der Schlangeninsel-Wächter, greift zum Megafon und antwortet: «Fuck you, russisches Kriegsschiff!» Russland nimmt die Insel ein, die 13 Soldaten kommen in Kriegsgefangenschaft. Hrybov kommt später bei einem Gefangenenaustausch frei. Die «Moskva» wird am 14. April versenkt. Die Ukraine erklärt das gesunkene Wrack zum nationalen Kulturgut.

25. Februar: Spetsnaz macht Jagd auf Selenski

Wolodimir Selenski stand zuoberst auf der Todesliste der ausgesandten russischen Spezialeinheiten. Er hat die Ukraine während der ersten zehn Kriegsmonate trotzdem nie verlassen.

Soldaten der russischen Spezialeinheit Spetsnaz machen in Kiew Jagd nach Regierungsvertretern. Zuoberst auf ihrer Todesliste steht Selenski. Doch statt zu fliehen, bleibt der ukrainische Präsident in Kiew. In einer Videobotschaft, die er am Abend gemeinsam mit seinen engsten Mitarbeitern in der Innenstadt aufzeichnet, sagt er: «Wir sind alle hier, um unsere Unabhängigkeit zu verteidigen.»

26. Februar: «Ich brauche kein Taxi, ich brauche Munition»

«Ich brauche kein Taxi, ich brauche Munition.» Das war Selenskis Antwort auf das amerikanische Angebot, ihn ausser Landes bringen zu lassen.
Foto: AFP

Die USA bieten Selenski an, ihn aus dem Land zu evakuieren. Er antwortet mit den legendären Worten: «Ich brauche kein Taxi, ich brauche Munition.» Während der ersten zehn Monate des Krieges bleibt Selenski im Land und reist immer wieder persönlich an die Front. 

26. Februar, Abendstunden: Elon Musk wird aktiv

Elon Musk hat der Ukraine sein Satelliten-Internet Starlink zur Verfügung gestellt.
Foto: AFP

Die russischen Angriffe legen in manchen Teilen der Ukraine das Internet lahm. Elon Musk (53), heute ein Kritiker von Selenski, eilt zu Hilfe und schaltet die Nutzung seines Satelliten-Internets Starlink für die Ukraine frei. Er kündigt an, Empfänger-Sets zu liefern. Bis heute ist Starlink für viele ukrainische Front-Einheiten unverzichtbar.

28. Februar: Der Stau des Grauens

Die 64-Kilometer-lange russische Militärkolonne, die in den ersten Tagen auf Kiew zurollte, steht symbolisch für den Schrecken des russischen Angriffs.
Foto: AFP

Das US-Unternehmen Maxar Technologies veröffentlicht Satellitenbilder einer 64-Kilometer-langen Kolonne von russischen Militärfahrzeugen, die in Richtung Kiew rollen. Wie kein anderes Bild dieser ersten Tage bleibt der Stau des Grauens als Symbol für den russischen Angriff auf die Ukraine hängen. Die Militärkolonne kommt nie in Kiew an. Bis heute ist die Hauptstadt frei. Der Krieg dauert nicht wie von Putin geplant drei und nicht wie von den USA prophezeit vier Tage, sondern schon exakt drei Jahre.

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