Auf einen Blick
- Selenski nimmt sich kurz Zeit für Blick
- Er hat eine klare Botschaft an die Ukrainer in der Schweiz
- Deren Situation verschlechtert sich bald
Für Interviews hat Wolodimir Selenski (46) während seiner beiden WEF-Tage keine Zeit. Dutzende bilaterale Treffen (auch mit dem Ukraine-kritischen serbischen Präsidenten Aleksandar Vucic) und zu Hause ein Krieg, der weiterhin heftig tobt: Da ist wenig Raum für nette Gespräche.
Für Blick aber macht Selenski auch dieses Jahr wieder eine kleine Ausnahme. Auf dem Weg zu einem Termin nimmt er sich rasch Zeit für unsere Frage. Wie lautet Ihre Botschaft an die rund 70'000 Ukrainerinnen und Ukrainer in der Schweiz, Herr Präsident?
«Wir tun unser Allerbestes, um den Krieg zu beenden und um Putin zu stoppen», sagt Selenski im Treppenhaus des Davoser Kongresszentrums zu Blick. Er trägt seinen zum Symbol gewordenen schwarzen Pullover mit dem ukrainischen Dreizack und braune Militärschuhe (obwohl der ukrainische Präsident mit seiner Sicherheitsentourage keinen Meter zu Fuss über das glitschige Eis draussen gehen muss).
Situation für Ukrainer in der Schweiz verschlechtert sich
«Und natürlich erwarten wir sie alle bald wieder zu Hause», sagt Selenski. Erst im Dezember hat das Schweizer Parlament entschieden, dass der spezielle Schutzstatus S bald nicht mehr für alle Ukrainer gelten soll, sondern nur noch für jene aus direkt vom Krieg betroffenen Gebieten im Osten und Süden des Landes. Der Status S erlaubt es Geflüchteten aus der Ukraine bislang, ohne Wartezeit einer Erwerbstätigkeit nachzugehen und in ihrem Heimatkanton gratis Zug und Bus zu fahren.
Selenskis Botschaft richtet sich auch an die Tausenden ukrainischen Männer im wehrfähigen Alter, die sich – teils aus gutem Grund – in der Schweiz aufhalten. Die Ukraine hat mit 800'000 Soldaten derzeit zwar keinen Notstand bei den eigenen Truppen. Russlands brutaler Angriffskrieg fordert aber immer noch täglich Hunderte Opfer auf ukrainischer Seite.
Nicht zuletzt deshalb wird die Ukraine ihre Rekrutierungsstrategie bald ändern. Auch die Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen, die bislang vom Militärdienst verschont geblieben sind, soll bald mit attraktiven Verträgen in die Armee geholt werden, wie Selenskis Sprecher Sergej Nikiforow gegenüber Blick bestätigt.