Auf einen Blick
- Selenski in Davos angekommen, hält Rede und trifft Bundespräsidentin Keller-Sutter
- Trump schaltet sich online zu, war während erster Amtszeit dreimal in Davos
- 55. Weltwirtschaftsforum bringt zahlreiche Staats- und Regierungschefs in die Schweiz
Selenski verlässt die Bühne
Das war der Auftritt des ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski beim WEF in Davos. Selenski nahm Europa in die Pflicht und signalisierte Verhandlungsbereitschaft – zu den richtigen Bedingungen.
«Wir möchten, dass der Krieg dieses Jahr beendet wird»
«Solange die Ukraine nicht in der Nato ist und entsprechende Garantien nicht existieren, entsteht dieser Teufelskreis», mahnt Selenski. Mit Blick auf Trump sagt er: «Wir haben gute Beziehungen.» Trump habe Selenski gesagt, dass er alles tun werde, um diesen Krieg in diesem Jahr zu beenden. «Wir möchten, dass der Krieg dieses Jahr beendet wird», sagt jetzt auch Selenski.
«Wenn es keine Sicherheitsgarantien gibt, kommt Putin mit grösserer Armee zurück»
Selenski wählt aber auch mahnende Worte. «Unsere Produktion hat sich vervielfacht und nicht die in Europa. Putin hat seine Militärproduktion ebenfalls vervielfacht», sagt er. «Europa investiert nicht ausreichend», bemängelt der ukrainische Präsident. «Die USA und Europa müssen Bündnispartner sein, wenn es keine Sicherheitsgarantien, Langstrecken, Artilleriewaffen gibt, dann kommt Putin mit einer zehnmal grösseren Armee zurück», warnt Selenski.
Selenski bedankt sich für westliche Unterstützung
Was im kommenden Jahr passieren werde, wird Selenski gefragt. «Ich möchte, dass jeder klar versteht, wo die Ukraine und Russland 2022 standen und wo wir heute stehen», beginnt Selenski seine Antwort. «Damals bestand das russische Kontingent aus 200'000 Truppen. Sie kamen aus dem Norden und Osten. Es war sehr schwierig für uns ohne Unterstützung damals». Anschliessend bedankt sich Selenski für die Unterstützung des Westens.
«Benötigen einen starken, gerechten Frieden»
«Wir benötigen einen starken, gerechten Frieden für die Ukraine, für Europa und die gesamte Welt», sagt Selenski. Wenn die Sicherheitsgarantien für die Ukraine nur leere Worte seien, werde es wieder zum Krieg kommen, so Selenski.
Selenski: Russische Operation in Charkiw fehlgeschlagen
Selenski wird gefragt, wie der derzeitige Stand an der Front ist. «Das ist keine einfache Frage», gibt der Staatschef zurück. «Derzeit haben wir mehr als 60'000 Truppen in der Region», sagt Selenski. Er kommt erneut auf die nordkoreanischen Soldaten zu sprechen, die an der Seite der Russen gegen die Ukrainer kämpfen. Putin habe damit ein weiteres Land in den Krieg gezogen.
Die Region Charkiw sei weiterhin unter ukrainischer Kontrolle. «Die Menschen wollen die Region nicht verlassen.» Die russische Operation in Charkiw sei fehlgeschlagen.
«Im Osten ist die Situation sehr schwierig», fügt Selenski hinzu. «Wir hatten sehr grosse Schwierigkeiten», räumt er ein. «Unsere Truppen kämpfen dort täglich.»
Fragerunde mit Selenski beginnt
«Wie viele Fragen haben Sie?», fragt Selenski scherzhaft. «Hängt von Ihren Antworten ab», feixt der WEF-Präsident zurück.
Selenski: «So bleibt Europa relevant und grossartig»
Selenski fordert abermals Sicherheitsgarantien. «Europa muss in der Lage sein, sich zu verteidigen. Millionen träumen davon, so zu leben, wie die Europäer», betont Selenski. «So bleibt Europa relevant und grossartig», beendet Selenski seine Rede.
Selenski fordert Technologiewende in Europa
Jetzt spricht Selenski über Technologie. Der ukrainische Präsident sieht Europa im Hintertreffen. «Europa ist nicht mehr führend im globalen Technologierennen», stellt Selenski fest. «Wir sollten maximale technologische Entwicklung in Europa sicherstellen», fordert Selenski. Ein Seitenhieb auf das regulierungswütige Brüssel?
Selenski kritisiert slowakischen Premier
Selenski wirbt um Investitionen in die ukrainische Drohnenproduktion. «Wir müssen gemeinsam Luftverteidigungssystemen bauen», fordert Selenski und bringt eine eigene Version des Iron Dome ins Spiel. «Wir müssen sicherstellen, dass kein einziges Land von Russland abhängig ist», ergänzt Selenski mit Blick auf die Energieversorgung. Selenski kritisiert in diesem Zuge den Premierminister der Slowakei, Robert Fico.
Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski (46) ist am Dienstag in Davos angekommen. Gegen 14.30 Uhr wird er eine Rede am WEF (World Economic Forum) halten. Im Anschluss trifft er sich mit Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter (61).
Bereits im vergangenen Jahr hatte der ukrainische Präsident auf der Bühne des Weltwirtschaftsforums eine viel beachtete Rede gehalten. Damals warnte er eindringlich vor einem möglichen «Einfrieren» des Kriegs, kündigte eine Friedenskonferenz an und kritisierte lückenhafte Sanktionen gegen Russland. Den russischen Präsidenten Wladimir Putin bezeichnete Selenski als «Raubtier». Mit dem Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump (78) könnte dies Befürchtung Selenskis, der Krieg könne eingefroren werden, in nächster Zeit Realität werden. Dennoch dürfte Selenski nichts unversucht lassen, um weitere Unterstützung für sein Land einzufordern.
Trump reist nicht an
Trump wird sich am Donnerstag online für seine Rede zuschalten lassen. Während seiner ersten Amtszeit war Trump dreimal nach Davos gereist.
Das 55. Weltwirtschaftsforum bringt eine Vielzahl an Staats- und Regierungschef in die Schweiz, darunter unter anderem der argentinische Präsident Javier Milei (54). Zudem werden diverse Chefs globaler Unternehmen und mächtiger Nichtregierungsorganisationen erwartet. Sie diskutieren über globale Herausforderungen, etwa geopolitische Spannungen, wirtschaftliche Fragmentierungen und der sich beschleunigende Klimawandel.