Auf einen Blick
- Ikea-Chef Jesper Brodin spricht über Nachhaltigkeit und Zukunft des Möbelhauses
- Ikea setzt auf recycelte Materialien und hilft Kunden beim Energiesparen
- Ikea senkte Preise in der Schweiz um 64 Millionen Franken
Es vergehen keine 30 Sekunden und schon sprechen wir über Möbel. Blick trifft Ikea-Chef Jesper Brodin (56) in der Lobby des Mountain Plaza Hotels in Davos. Auf die Frage, ob die Einrichtung von Ikea sei, meint er nur: «Schön wärs, aber es gibt da – im wahrsten Sinne des Wortes – einen gewichtigen Unterschied.»
Der Tisch, an dem wir sitzen, sei aus Massivholz, im Gegensatz zu Ikea-Möbeln, die innen hohl und mit Papier gefüllt seien, um Gewicht zu sparen. Das führe bei der Produktion und beim Transport zu weniger Emissionen, so Brodin. Womit wir mitten im Gespräch mit dem Ikea-Boss sind, der seit 2018 ein regelmässiger Gast am Jahrestreffen des World Economic Forum (WEF) ist.
Blick: Jesper Brodin, was führt Sie konkret nach Davos?
Jesper Brodin: Die Chance, aktiv etwas für den Klimaschutz und eine nachhaltigere Zukunft zu tun. Seit 2019 bin ich Teil der Alliance of CEO Climate Leaders. Wir wollten zuerst gar nicht mitmachen, weil viel diskutiert wurde und ich lieber handle als rede. Doch dann bekam ich einen Anruf vom WEF, mit der Bitte mich zu engagieren. Seither bin ich der Co-Vorsitzende der Alliance of CEO Climate Leaders.
Bringt das mehr als viel heisse Luft?
Absolut! Wir sind 131 der grössten Firmen der Welt. Gemessen am CO2-Ausstoss dieser Firmen wären wir unter den Ländern die Nummer 3 bei den Emissionen. Von 2018 bis 2022 haben alle Unternehmen zusammen den Ausstoss um 10 Prozent gesenkt und sind beim Umsatz trotzdem um 18 Prozent gewachsen.
Die Weltwirtschaft läuft nicht mehr so rund – wie merkt das Ikea?
Die Leute kaufen weniger Möbel. Allerdings, wenn die Zeiten härter werden, kommen auch mehr Menschen zu Ikea. Denn wir sind günstig und passen unsere Preise der Wirtschaftslage unserer Kunden an. Das heisst, global haben wir für über zwei Milliarden Franken die Preise gesenkt, in der Schweiz für 64 Millionen Franken.
Sie verzichten auf Gewinn?
Ja, denn das ist eine Investition in die Zukunft. Es kamen noch nie so viele Leute in unsere Möbelhäuser wie im letzten Jahr. Wir verzichten auf Marge, verkaufen aber mehr Möbel.
À propos Zukunft – wie werden wir in fünf oder zehn Jahren wohnen?
Dieselbe Frage habe ich einmal Ikea-Gründer Ingvar Kamprad (1926 - 2018) gestellt. Seine Antwort: Da kann sich vieles ändern, aber auch in 200 Jahren werden die Menschen einen Tisch, Stühle, ein Bett und eine Küche haben. Die Welt der Möbel ändert sich nicht so rasant.
Jesper Brodin (56) steht seit 2017 an der Spitze der Ingka Gruppe, der Holding, die den Möbelkonzern Ikea kontrolliert. Der Schwede begann seine Karriere beim schwedischen Möbelbauer 1995 als Einkaufsmanager in Pakistan. Er arbeite jahrelang als Assistent von Ikea-Gründer Ingvar Kamprad (1926 - 2018), ging für Ikea nach China und hatte vor seiner Ernennung zum CEO die Verantwortung für das Ikea-Sortiment inne. Brodin ist verheiratet und Vater von drei Kindern. In seiner Freizeit segelt er gerne oder macht Musik.
Jesper Brodin (56) steht seit 2017 an der Spitze der Ingka Gruppe, der Holding, die den Möbelkonzern Ikea kontrolliert. Der Schwede begann seine Karriere beim schwedischen Möbelbauer 1995 als Einkaufsmanager in Pakistan. Er arbeite jahrelang als Assistent von Ikea-Gründer Ingvar Kamprad (1926 - 2018), ging für Ikea nach China und hatte vor seiner Ernennung zum CEO die Verantwortung für das Ikea-Sortiment inne. Brodin ist verheiratet und Vater von drei Kindern. In seiner Freizeit segelt er gerne oder macht Musik.
Aber sie ändert sich?
Ja, wir sehen zwei grosse Trends: Energiesparen und Abfallvermeidung. Wir nennen das nachhaltiges Wohnen – ein Bereich, der so schnell wächst wie kein anderer. Das heisst, wir helfen unseren Kunden, weniger Geld für Energie auszugeben, durch LED-Leuchten, wir verkaufen Solarpanels oder auch Wärmepumpen. Dazu kommt: So wie wir gestern Möbel produziert haben, werden wir es morgen nicht mehr tun.
Das heisst?
Wir setzen viel mehr recycliertes Material ein. Das spart Kosten bei der Produktion. Und senkt die Preise für unsere Möbel. Wir tun etwas für das Portemonnaie – und für das Klima.
Die billigen Möbel von Ikea gelten aber nicht gerade als langlebig und nachhaltig.
Das ist ein Mythos. Auf Wiederverkaufsplattformen wie Ebay ist unser Marktanteil grösser als im Direktverkauf. Gebrauchte Ikea-Möbel verkaufen sich sogar noch besser als neuwertige.
Jesper Brodin (56) steht seit 2017 an der Spitze der Ingka Gruppe, der Holding, die den Möbelkonzern Ikea kontrolliert. Der Schwede begann seine Karriere beim schwedischen Möbelbauer 1995 als Einkaufsmanager in Pakistan. Er arbeite jahrelang als Assistent von Ikea-Gründer Ingvar Kamprad (1926 - 2018), ging für Ikea nach China und hatte vor seiner Ernennung zum CEO die Verantwortung für das Ikea-Sortiment inne. Brodin ist verheiratet und Vater von drei Kindern. In seiner Freizeit segelt er gerne oder macht Musik.
Jesper Brodin (56) steht seit 2017 an der Spitze der Ingka Gruppe, der Holding, die den Möbelkonzern Ikea kontrolliert. Der Schwede begann seine Karriere beim schwedischen Möbelbauer 1995 als Einkaufsmanager in Pakistan. Er arbeite jahrelang als Assistent von Ikea-Gründer Ingvar Kamprad (1926 - 2018), ging für Ikea nach China und hatte vor seiner Ernennung zum CEO die Verantwortung für das Ikea-Sortiment inne. Brodin ist verheiratet und Vater von drei Kindern. In seiner Freizeit segelt er gerne oder macht Musik.
Wie kommt das?
Wir haben unsere Philosophie umgestellt. Die Leute bauen unsere Möbel gerne zusammen, nehmen sie aber genauso gerne wieder auseinander, um sie an einem anderen Ort aufzubauen oder sie nach Gebrauch weiterzuverkaufen. Dazu waren die Möbel ursprünglich nicht gemacht, da brauchte es einiges an Weiterentwicklung.
Wird es nicht langsam langweilig, immer nur Möbel verkaufen? In welche Geschäftsfelder könnte Ikea noch einsteigen – Holzhäuser bauen?
(Lacht). Diese Frage hat mir so noch niemand gestellt. Wir lieben unser Geschäft. Aber alle paar Jahre stellen wir uns schon die Frage, ob wir in den Hausbau einsteigen sollen. Aber das ist ein ganz anderes Geschäft, das überlassen wir den Spezialisten. Doch wir arbeiten eng mit ihnen zusammen, um unsere Möbel weiterzuentwickeln oder noch platzsparendere Lösungen zu finden.
Viel Platz brauchen die riesigen Ikea-Möbelhäuser ausserhalb der Städte – sind die noch zeitgemäss?
Ja, das bestätigen immer wieder Kundenumfragen. Die Kundinnen und Kunden lassen sich beim Gang durch das Möbelhaus gerne inspirieren. Und sie nehme die Möbel gerne ohne Wartezeiten sofort mit nach Hause. Andererseits sind auch die kleineren Filialen in der City erfolgreich, wo die Leute sich frei bewegen können.
Und nicht erst durchs Schlafzimmer und das Kinderzimmer laufen müssen, bevor sie in der Küchenabteilung landen?
Genau. Aber viele Kundinnen und Kunden haben sich auch darüber beklagt, wo denn in diesen neuen Läden die alte Ikea geblieben sei. Offenbar wollen die meisten alles sehen. Es stresst sie, wenn sie das Ikea-Einkaufsfeeling nicht haben.
Wie wichtig ist die Schweiz für Ikea?
Sehr wichtig! In der Schweiz haben wir ja das erste Möbelhaus ausserhalb Skandinaviens eröffnet. Wir wollten schauen, ob sich unsere Möbel auch in einem Land verkaufen, dass bezüglich Inneneinrichtung sehr traditionell war. Und es hat funktioniert!
So gut, dass Ikea im letzten Jahr in Riddes im Wallis nur eines von zwei neuen Möbelhäusern weltweit eröffnet hat. Wie läuft das Geschäft?
Das ist noch etwas zu früh, um das wirklich beurteilen zu können. Es braucht ein paar Jahre, um zu sehen, ob ein neues Möbelhaus ein Erfolg ist. Aber spannend ist etwas anderes: Im Wallis hat es viele Ferienwohnungen und wir wollen testen, wie gut sich schwedische Möbel für Schweizer Chalets verkaufen.
Werden wir bald auch ein Ikea-Möbelhaus in Graubünden sehen? Hier gibt es ja auch viele Ferienwohnungen.
Das ist noch zu früh, um darüber zu sprechen. Aber klar ist, wir suchen immer wieder neue Wege, um näher bei unseren Kundinnen und Kunden zu sein, um ihnen den Einkauf bei uns so bequem wie möglich zu machen. In der Churer Innenstadt haben wir vor 2 Jahren ein Ikea-Planungsstudio eröffnet.
Schweizerinnen und Schweizer stehen nicht nur auf gut und günstig, sondern lieben auch Premiumprodukte. Was ist in diesem Segment von Ikea zu erwarten?
Dafür haben wir etwa die Stockholm-Kollektion. Erstmals 1985 lanciert, erhält die Serie dieses Jahr ein Upgrade. Sie wird im Frühling an der Möbelmesse in Mailand präsentiert und kommt zeitgleich in die Läden. So viel kann ich schon verraten: Es wird eine tolle Mischung aus Tradition und Moderne. Da wir in grossen Stückzahlen produzieren, gibt es diese Designermöbel günstiger als vergleichbare Modelle bei der Konkurrenz.