Wie gefährlich ist die indische Corona-Variante?
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77 Fälle in Grossbritannien
Wie gefährlich ist die indische Corona-Variante?

In Indien steigen die Corona-Zahlen rasant. Nicht zuletzt wegen einer neuen Virus-Variante. B.1.617 ist mittlerweile auch in Europa angekommen. Wissenschaftler in Grossbritannien untersuchen nun, wie ansteckend und impfresistent die Mutante ist.
Publiziert: 20.04.2021 um 16:19 Uhr
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Aktualisiert: 28.04.2021 um 17:34 Uhr
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In Indien steigen die Corona-Infektionen rasant an. Auch wegen der neuen Variante B.1.617.
Foto: keystone-sda.ch

Nach der britischen, der südafrikanischen und der brasilianischen Corona-Variante ist nun die indische Mutante im Anmarsch.

In Indien selbst wurden in den letzten sechs Tagen jeweils stets über 200'000 Neuinfektionen registriert. Am Dienstag waren es 250'000 Fälle. Zudem starben an einem Tag 1761 Menschen im Zusammenhang mit Covid-19.

Die Coronazahlen nehmen in Indien seit Wochen immer schneller zu. Schuld daran dürfte unter anderem eine verbreitete Sorglosigkeit sein. Hinzu kommen Massenveranstaltungen für anstehende Regionalwahlen, bei denen Menschen keine Masken tragen und keinen Abstand halten. Weitere Infektionstreiber sind religiöse Feste. Und dann ist da noch die Virusmutation B.1.617.

Variante breitet sich bereits im Land aus

Die «indische Variante» hat es mittlerweile auch über den Teich nach Grossbritannien geschafft. Bis Sonntag wurden 77 Fälle entdeckt. Darunter sind auch Personen, die davor nicht in Indien waren, wie Susan Hopkins, Epidemiologin bei der britischen Gesundheitsbehörde NHS, sagt. Das bedeutet, dass sich die Virusvariante bereits innerhalb des Landes verbreitet hat. Der britische Premier Boris Johnson verzichtet nun auch auf eine Reise nach Indien.

Wie gefährliche die neue Variante ist, ist noch unklar. Sie wird derzeit genau beobachtet. Ein britisches Kabinettsmitglied sagte am Sonntag, es gebe keine Hinweise darauf, dass sie ansteckender als die bisher bekannten Varianten sei oder nicht auf Impfstoffe reagiere.

Zwei besorgniserregende Mutationen

Allerdings enthält das Genom der indischen Variante mehrere Mutationen, darunter E484Q und L452R, schreibt der «Tagesanzeiger». Diese Mutationen betreffen das Spikeprotein. Veränderungen an der Stelle 484 ermöglichten es vermutlich auch der südafrikanischen und der brasilianischen Variante, den Antikörpern – durch eine Impfung oder nach einer überstandenen Infektion – zu entkommen. Ähnlich sieht es auch bei der britischen Variante aus.

Die zweite Mutation L452R erleichtert die Weitergabe des Virus, so wie man das bereits von der kalifornischen Variante kennt. Weil die beiden Mutationen in einer Variante vereint sind, spricht man in diesem Fall auch von der «indischen Doppelmutante».

Jedoch würden Mutationen alleine nicht für eine aussagekräftige Beurteilung reichen, sagt der Experte für die Evolution von Viren an der Universität Basel, Richard Neher, dem «Tagesanzeiger». Wichtiger für die Bewertung sei die Analyse der Ausbreitung des Virus in der Bevölkerung. Dafür sei die Datenmenge aber noch zu klein.

Noch keine Fälle in der Schweiz

In der Schweiz ist die indische Variante noch nicht angekommen. BAG-Sprecherin Simone Buchmann bestätigt gegenüber Blick: «Derzeit sind in der Schweiz noch keine Fälle bekannt.»

An der Pressekonferenz am Dienstag sagte Patrick Mathys, Leiter Sektion Krisenbewältigung und internationale Zusammenarbeit beim BAG: «Es gibt in Indien eine neue Virusvariante, die potenziell immun-invasiv ist.»

«Man weiss darüber aber im Moment noch zu wenig, um bereits Massnahmen zu evaluieren». Als Massnahme stehe etwa ein Einreiseverbot zur Diskussion. Von internationalen Behörden sei diese Virusvariante auch noch nicht bewertet worden.

Derzeit dominiere die britische Mutation das Geschehen in der Schweiz, sagte Mathys. Ein Anstieg der Fallzahlen nach Ostern sei allerdings nicht beobachtet worden. Mathys ruft die Bevölkerung gleichzeitig aber dazu auf, weiter vorsichtig zu bleiben: «Versuchen Sie, Ihren Beitrag zu leisten, dass die Situation zumindest so bleibt, wie sie ist.»

Jüngere warten zu lange, bis sie zum Arzt gehen

Sorgen bereitet Mathys der Fakt, dass immer mehr junge Menschen von Covid-19 betroffen sind. Der Rückgang bei den älteren Menschen könne mit der steigenden Durchimpfungsrate zu tun haben, sagt Mathys. «Die Verschiebung hat Ende Jahr begonnen», sagt er. «Es ist eine Verschiebung zur mobilen, jüngeren Bevölkerung. Ein Teil davon könnte auf die britische Variante zurückzuführen sein.»

Auch würden vermehrt schwere Krankheitsverläufe festgestellt. Dies liege allenfalls daran, dass Jüngere der Generation um die 40 Jahre oft einen nur leichten Krankheitsverlauf erwarten und dann zu lange warten würden, bis sie sich in medizinische Betreuung begeben. (man/SDA)

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