In Deutschland scheint sich nach Beobachtungen des staatlichen Robert-Koch-Instituts die Rolle von Kindern und Jugendlichen bei der Ausbreitung des neuen Coronavirus zu ändern.
Die Corona-Fallzahlen stiegen in allen Altersgruppen an, besonders stark jedoch bei Kindern und Jugendlichen, heisst es im jüngsten Online-Lagebericht des RKI. Ausbrüche beträfen momentan insbesondere private Haushalte, zunehmend aber auch Kitas, Schulen und das berufliche Umfeld, während die Anzahl der Ausbrüche in Alters- und Pflegeheimen abgenommen habe.
Bei Kindern bis 14 Jahren haben sich die 7-Tage-Inzidenzen nach den RKI-Daten in den vergangenen vier Wochen deutschlandweit mehr als verdoppelt - auf zuletzt mehr als 100 Fälle pro 100'000 Einwohner. Für Kinderärzte kann neben dem zunehmenden Öffnen von Kitas und Schulen dabei aber auch vermehrtes Testen eine Rolle spielen.
Zunahme zeigte sich früh bei Kleinkindern
Die Öffnungen seien natürlich Anlässe für Eltern, ihre Kinder testen zu lassen, sagte Reinhard Berner, Mitglied des Vorstands der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin, dem Berliner «Tagesspiegel». «Das ist vorher einfach oft nicht geschehen, wenn das Kind zuhause im Lockdown gehockt hat und Schnupfen hatte.»
Besonders frühzeitig zeige sich die Zunahme der registrierten Infektionsfälle in der Altersgruppe bis fünf Jahre, heisst es beim RKI. Das betreffe auch die Daten zu Ausbrüchen in Kitas. Sie stiegen rasch an. Eine ähnliche Entwicklung deute sich auch nach der Öffnung der Schulen an. Bei dieser Entwicklung spiele die zunehmende Ausbreitung der leichter übertragbaren Variante B.1.1.7 eine Rolle.
Patienten sind in Brasilien so jung wie nie zuvor
Nicht nur in Deutschland ist zu beobachten, dass immer mehr Jüngere sich mit Corona infizieren. Auch in Brasilien werden die Patienten jünger. Besonders erschreckend: Die schweren Verläufe nehmen zu. Auch hier im Verdacht: Die sogenannte P.1-Variante der E484K-Mutation.
Sie ist gemäss einer kürzlich durchgeführten Studie um bis zu 2,2-mal leichter übertragbar – und sorgt somit für viele Neuansteckungen. In acht brasilianischen Bundesstaaten gehen mehr als die Hälfte aller Corona-Fälle auf «besorgniserregende Varianten» zurück. Das berichtete das nationale Gesundheitsforschungsinstitut Fiocruz am 4. März. In dieser Studie spielt die P.1-Variante eine grosse Rolle, aber auch die britische und die Südafrika-Variante wurden gefunden.
Spitäler im ganzen Land melden, dass immer mehr junge Menschen wegen des Coronavirus auf der Intensivstationen liegen – und viele davon auch dort sterben. Die Patienten sind in der aktuellen Infektionswelle in Brasilien so jung wie nie zuvor. (SDA/jmh)