Darum gehts
- Sinisha Lüscher kämpfte trotz ausgekugeltem Finger auf dem Weissenstein weiter
- Am Abend durfte er sich seinen ersten Bergkranz aufsetzen lassen
- Am Montag folgen weitere Abklärungen
Sinisha Lüscher (19) lieferte auf dem Weissenstein einmal mehr den Beweis, dass die Schwinger besonders harte Typen sind. Im zweiten Gang gegen Eidgenosse Florian Gnägi kugelte er sich den kleinen Finger aus. «Passiert ist es, als er sein Bein nach hinten ausschlug, um meinen Griff zu lösen», so Lüscher.
Der Kampfrichter unterbrach den Gang. Lüscher lief zu seinem Trainer Jürg Monhart, der ihn wieder einrenkte. «Es sah schrecklich aus. Sein Finger hing nach unten», erklärt dieser. Zurück im Sägemehl dauerte es nicht lange, bis der Finger erneut draussen war. «Ich habe ihn mehrfach selbst wieder eingerenkt», so Lüscher.
Das Adrenalin unterdrückte die Schmerzen, sodass der KV-Absolvent den Eidgenossen trotz Verletzung auf den Rücken legte – ein Teufelskerl! Mit jeder Minute, die nach diesem heroischen Sieg verstrich, wurden die Schmerzen grösser. Die Sanitäter renkten ihm den Finger einmal mehr ein.
Dank einer Willensleistung zur Premiere
Im dritten Gang erhielt er dann ausgerechnet eine der schwierigsten Aufgaben zugeteilt. Lüscher sollte als Einheimischer das Berner Supertalent Michael Moser bremsen. Bereits beim ersten Mal Greifen kugelte der kleine Finger erneut aus. «Das tat sehr weh.»
Mit Tape hatten sie ihn an den Ringfinger gebunden. Nebst den Schmerzen behinderte die Verletzung Lüscher auch beim Greifen. Angeschlagen musste er nach etwas mehr als zwei Minuten Moser zum Sieg gratulieren. Danach drängte sich im Team Lüscher eine Frage auf: Geht es weiter oder nicht?
Trainer Monhart hatte dazu eine klare Meinung. «Er wollte, dass ich aufhöre», so Lüscher. Nach zwei Siegen das Schwingfest abzubrechen, kam für ihn aber nicht infrage. Dank einer gewaltigen Willensleistung holte sich Lüscher am Nachmittag zwei Siege und sicherte sich damit seinen ersten Bergkranz.
Vorbereitung auf ESAF
Eine Premiere, die er nie vergessen dürfte. Der grosse Jubel darüber blieb bei Lüscher aber aus. «Es ist ein Kranz. Das ist cool, aber ich möchte mehr.» Sein Blick richtet sich bereits in Richtung ESAF Ende August. Dort strebt er den eidgenössischen Kranz an.
Wie sein Weg nach Mollis GL genau aussieht, werden die nächsten Tage zeigen. Eine erste Untersuchung im Notfall am Samstagabend ergab, dass der Knochen nur leicht beschädigt sei. «Die Sehnen und Nerven sollten auch ziemlich stabil sein», teil Monhart mit.
Am Montag sollen genauere Abklärungen folgen. Diese werden zeigen, wie es für Lüscher in den kommenden Wochen weitergeht. Mit dem Brünig am Sonntag und dem Nordwestschweizer in drei Wochen stehen grosse Feste an.