Der Schlussgang
Im Schlussgang kommt es zur Revanche zwischen den Bernern Fabian Staudenmann (25) und Michael Moser (19). Vor einer Woche am Berner Kantonalen gewann Moser auf dem Weg zum Festsieg mit sechs Siegen.
Das Duell der beiden Verbandskollegen ist hart umkämpft. Nach gut vier Minuten verhindert Moser in extremis die Niederlage. Ein paar Minuten später kann er sich nicht mehr retten. Staudenmann kommt nach einer Startniederlage eindrücklich zurück und gewinnt das Fest. Michael Moser verpasst drei Tage vor seinem 20. Geburtstag das grösstmögliche Geschenk an sich selber. Doch auch der vierte Rang ist ein gutes Ergebnis für den Youngster.
Im Falle eines gestellten Schlussgangs hätte Curdin Orlik (32) den Festsieg geerbt. Da dieser Fall nicht eintritt, wird der Bündner aus dem Berner Verband Zweiter. Werner Schlegel wird nach Siegen gegen die beiden Schlussgang-Teilnehmer Dritter.
Die Siegerstimme
«Ich bin sehr stolz. Es war schon besonders. Die letzten Feste hatte ich jeweils ein bis zwei faule Gänge drin. Heute Morgen dasselbe. Werner (Schlegel, d. Red.) macht es unglaublich gut, ich unglaublich schlecht. Ich sagte mir: ‹Fünf Gänge kommen noch, hol das Maximum raus.› Dass es dann noch so aufgeht, ist unbeschreiblich», sagt Staudenmann gegenüber SRF. «Ich nehme auch den ersten Gang mit, das ist ein ‹Lehrblätz›.»
«Ich hatte einen Knorz, dann habe ich das Einlaufen angepasst. Irgendwie ist es aufgegangen. Mal schauen, ob ich das beibehalte», erklärt er weiter. Laut Staudenmann ging es darum, schon mit wenig Sauerstoff im Körper und Laktat in den Kampf zu gehen, damit «es dann einfach schwingt». Eine durchaus spezielle Taktik.
Die Schlussrangliste
Der Titelverteidiger
Armon Orlik (29) musste das Fest krankheitsbedingt kurzfristig absagen. Sein Bruder Curdin hält mit Platz zwei die Familien-Flagge hoch.
Der Finger-Schock
Sinisha Lüscher (19) startet mit zwei Siegen gegen Roman Schnurrenberger (29) und Florian Gnägi (36) in den Tag. Was zunächst nicht von den TV-Kameras eingefangen wird: Im zweiten Duell renkt sich der junge Solothurner einen Finger an der linken Hand aus. Er muss den Kampf unterbrechen und sich den Finger wieder einrenken. Den Sieg gegen den zweifachen Eidgenossen und 26-fachen Bergkranzer aus dem Berner Seeland holt sich Lüscher trotzdem. Und im weiteren Verlauf des Wettkampfs holt sich der junge Solothurner mit weiteren starken Leistungen seinen ersten Bergkranz.
«Ich hatte einen guten Start. Dann im zweiten Kampf habe ich den Finger ausgekugelt und habe dem Trainer gesagt ‹tu ihn wieder rein›, damit ich weiter schwingen kann. Unter dem Adrenalin ist es gut gegangen. Dann, ohne Adrenalin, habe ich es schon gemerkt. Der Finger hat sich immer wieder aus- und eingerenkt. Gegen Moser (Niederlage im dritten Gang, d. Red.) war er am Anfang wohl noch nicht richtig drin und ist direkt am Anfang wieder rausgefallen. Der Teamarzt hat mir geraten, aufzuhören. Das wollte ich aber nicht. Es hat sich gelohnt», erklärt Lüscher nach dem Fest gegenüber SRF.
Die Bedingungen
Nach einem sonnigen Vormittag bei angenehmen Temperaturen knapp um 20 Grad Celsius setzt am Nachmittag Regen ein und Nebel verhindert den Zuschauerinnen und Zuschauern den Blick auf die drei Sägemehl-Plätze. Der Wettkampf wird zu Beginn des fünften Gangs gar kurzzeitig unterbrochen, weil die Kampfrichter durch den quer fallenden Regen Probleme mit dem Tablet haben, das von einer auf drei Seiten geschlossenen Holzkiste geschützt wird. Nach einer guten halben Stunde stoppt der Regen und der Nebel löst sich mehrheitlich auf. Kurzzeitig kommt der Nebel zurück, doch juste zum Schlussgang zeigt sich wieder die Sonne.
Die Bergkranz-Premieren
Neben Sinisha Lüscher holt auch Marius Frank seinen ersten Bergkranz. Marcel Räbsamen (24) hatte schon deren sechs, vervollständigt mit dem Kranz aber seine Bergkranz-Sammlung – der Weissenstein hat ihm nämlich noch gefehlt.
Die Durststrecke
Seit 2014 als der Aargauer Christoph Bieri (39) zusammen mit Matthias Sempach und Kilian Wenger triumphierte, hat kein Nordwestschweizer beim Heim-Bergfest auf dem Weissenstein bei Solothurn gewonnen. Das Warten auf den Sieg geht auch im 10. Jahr (2020 wegen Corona abgesagt) weiter.
Die Enttäuschungen
Der dreifache Eidgenosse und elfmalige Bergkranzer Roger Rychen (33) kommt auf dem Weissenstein nicht auf Touren. Der für seine offensive Schwingweise bekannte Landwirt enttäuscht. Einen Monat vor dem so wichtigen ESAF im Heimkanton in Mollis GL (29. bis 31. August) stimmt die Form noch nicht.
Mit Lars Voggensberger (24), Philipp Roth (30), Florian Gnägi (36) und Martin Roth (35) beenden vier Eidgenossen den Wettkampf nicht. Martin Roth musste wegen zu wenigen Punkten nach dem vierten Gang aufhören. Bei den Ersteren ist der Grund für den Wettkampf-Abbruch noch nicht bekannt
So gehts weiter
Am Sonntag in einer Woche (27. Juli) folgt das nächste Bergkranzfest. Dann geht es auf dem Brünig um die Kränze.
Das Fest im Ticker zum Nachlesen:
Der Schlussgang – Staudenmann gelingt Revanche
Im Schlussgang kommt es zur Revanche zwischen den Bernern Fabian Staudenmann (25) und Michael Moser (19). Vor einer Woche am Berner Kantonalen gewann Moser auf dem Weg zum Festsieg mit sechs Siegen.
Das Duell der beiden Verbandskollegen ist hart umkämpft. Nach gut vier Minuten rettet sich Moser in extremis vor der Niederlage. Ein paar Minuten später kann er sich nicht mehr retten.
Im Falle eines gestellten Schlussgangs hätte Curdin Orlik (32) den Festsieg geerbt. Da dieser Fall nicht eintritt, wird der Bündner aus dem Berner Verband Zweiter. Werner Schlegel wird nach Siegen gegen die beiden Schlussgang-Teilnehmer Dritter.
6. Gang – Frank und Lüscher holen ersten Bergkranz, Räbsamen vervollständigt Bergkranz-Sammlung, Orlik lauert auf den Festsieg
Domenic Schneider (31) schlägt Reto Thöni (24) und holt sienen 92. Kariere-Kranz. , Curdin Orlik macht mit Oliver Hermann (28) kurzen Prozess. Damit schiebt er sich in Führung und könnte bei einem gestellten Schlussgang noch Festsieger werden. Das gilt für Werner Schlegel (22), der Lars Zaugg (23) nur mit 9,75 Punkten schlägt, nicht. Er bleibt 0,25 Punkte hinter Orlik zurück.
Marcel Räbsamen (24) bodigt Fritz Ramseier (26) und holt den Kranz. Damit hat der Ostschweizer an allen sechs Bergfesten einen Kranz gewonnen.
Sinisha Lüscher (19) siegt und holt seinen ersten Bergkranz. Und das, nachdem er sich im zweiten Gang einen Finger an der linken Hand ausgerenkt hat. Sein letzter Gegner, Elias Pirkheim (23), geht leer aus.
Adrian Odermatt (24) holt dank des Gestellten gegen David Lüthi fast sicher einen Kranz – sein fünfter an einem Bergfest. Für Lüthi wird es hingegen eng.
Nick Alpiger (28) schlägt Severin Staub (22) und dürfte ebenfalls einen Kranz holen.
Marius Frank (20) siegt nach der Pleite gegen Staudenmann zum Abschluss gegen Lukas Tschumi (23) und sichert sich seinen ersten Bergkranz.
Etienne Burger (21) und Christian Gerber (34) verpassen mit ihrem Gestellten ziemlich sicher die Kränze. Da haben die beiden den letzten Siegeswillen vermissen lassen.
Steinstoss-Final als Zwischenprogramm
Vor dem sechsten und letzten Gang des Schwingwettkampfs sind die Steinstosser an der Reihe. Der 66 Kilo schwere Weissenstein muss dabei möglichst weit gestossen werden. Nach je drei Versuchen kürt sich Urs Hutmacher mit 4,32 Metern zum Sieger. Bereits letztes Jahr gewann Hutmacher. Er hält auch den Rekord von 4,65 Metern (aus der Qualifikation von 2023).
Zwischenrangliste 5. Gang
5. Gang – Schlussgang steht fest
Fabian Staudenmann (25) ist seit seiner Auftaktniederlage gegen Werner Schlegel (22) unaufhaltsam unterwegs. Gegen den jungen Lokalmatatoren Marius Frank (20) gibts die vierte 10 in Folge. So steht der Berner Mittelländer im Schlussgang.
Dort trifft er auf Michael Moser (19), weil Werner Schlegel und Curdin Orlik (32) im fünften Gang stellen.
Der 19-jährige Moser ist mit 1,91 und 103 Kilo auch kein Leichtgewicht. Gegen Domenic Schneiders (31) 145 Kilo auf 1,79 Körpergrösse aber doch einiges leichter. Dies hält ihn aber nicht davon ab, das Thurgauer Schwergewicht auf den Rücken zu legen. Der junge Emmentaler nutzt seine technischen Vorteile und den Grössenunterschied – vierter Sieg im fünften Gang.
Der bereits zweimal geschlagene Eidgenosse Nick Alpiger (28; gegen Moser und Staudenmann) holt gegen Fabian Ulmann (25) den Sieg und kämpft noch um einen Kranz.
Sinisha Lüscher gibt sich trotz ausgerenktem Finger im zweiten Gang keine Blösse gegen Hanspeter Luginbühl (41).
Adrian Odermatt (24) bleibt weiter ungeschlagen und bleibt nach dem Sieg gegen Elias Pirkheim (23) Kranzkandidat.
Spitzenpaarungen 5. Gang
Zwischenrangliste 4. Gang
4. Gang – Staudenmann dreht auf, Schlegel und Orlik in Führung, Lüscher trotz Finger stark
Die 5211 Zuschauerinnen und Zuschauer (neuer Weissenstein-Rekord) sehen gegen Ende des vierten Gangs das wegweisende Duell zwischen Fabian Staudenmann (25) und Nick Alpiger (28). Der Berner bodigt Alpiger problemlos. Er hebt den Aargauer einfach so hoch und haut ihn auf den Rücken – eine Machtdemonstration des Mitfavoriten, der seit seiner Startniederlage gegen Werner Schlegel (22) drei 10er aneinanderreiht.
Michael Moser (19) startet nach drei Siegen am Vormittag gegen Schlegel in die zweite Tageshälfte. Die beiden schenken sich bis zuletzt nichts – und kurz vor Ablauf der Zeit legt der Ostschweizer Moser auf den Rücken und steht nun zusammen Spitze.
«Wenn man so starten kann gegen einen in den letzten Jahren dominanten Staudenmann, ist super. Im zweiten Gang bin ich nicht so auf Touren gekommen, aber jetzt mit dem Sieg über Moser, der taktisch war, ist alles super aufgegangen. Ich freue mich mega», sagt Schlegel nach dem 4. Gang gegenüber SRF. «Wenn einer das Berner Kantonale mit sechs siegen gewinnt, will man nicht ins offene Messer laufen. Wenn man was zulässt, nutzt er seine Chance. Am Schluss habe ich meine Chance gesehen und habe sie genutzt», erklärt er das Duell mit Moser.
Auch Curdin Orlik (32) holt gegen Christian Gerber (34) eine 10 und bleibt ein heisser Anwärter auf den Schlussgang (aktuell Platz eins mit Schlegel zusammen).
Der vierte Gang nach der Mittagspause startet auf dem TV-Platz mit drei schnellen Siegen. Fabian Aebersold (21) bodigt Michael Bernold (26) problemlos (10), Christian Biäsch (29) schlägt Samuel Brun (26) ebenfalls mit der Note 10 und Etienne Burger (21) besiegt Jonas Glutz (19) mit 9,75.
Dann endet das Duell zwischen Leandro Nägeli (22), der Werner Schlegel (22) ein Unentschieden abgerungen hat, und Dominik Schwegler (27) gestellt (8,75).
Adrian Odermatt (24) schwingt sich mit dem 10er gegen Dario Schafoth (20) wieder in Richtung Spitzengruppe. Er holt nach zwei gestellten den zweiten Sieg. Gleiches gilt nicht für Eidgenosse Roger Rychen (33), der im vierten Gang gegen Elias Pirkheim (23) den Kürzeren zieht (9,75). Eine Enttäuschung für den Glarner. Die Form ein Monat vor dem Heim-ESAF stimmt noch nicht.
Sinisha Lüscher, der sich gegen Gnägi im zweiten Gang den Finger ausgerenkt hat, stellt gegen David Lüthi (23) in einem aktiven Kampf (beide 9). Der junge Lokalmatador bleibt somit trotz der Verletzung im Rennen um den Kranz.
Kaj Hügli (28), der zur Mittagspause auf Rang zwei lag, kommt gegen Sandro Gallli (24) nur zu einem Gestellten.
Youngster Marius Frank (20), der vor einem knappen Monat das Aargauer Kantonal gewonnen hat, bleibt im Generationen-Duell gegen Thomas Sempach (40) siegreich. Der halb so alte jubelt ausgelassen über die 9,75 Punkte gegen den fünffachen Eidgenossen. Frank springt so auf den ersten Platz.
Domenic Schneider (31) hat mit Fritz Ramseier (26) gar keine Mühe, nach wenigen Sekunden steht die 9,75 fest.
Sinisha Lüscher renkt sich Finger aus – Fazit Vormittag
Vom grossen Aufreger, des zweiten Gangs bekommen die Fernsehzuschauerinnen und Zuschauer erst im Nachhinein etwas mit. Sinisha Lüscher (19) renkt sich im Kampf gegen Florian Gnägi (36) einen Finger an der linken Hand aus und muss den Kampf unterbrechen. Vom Siegen hält ihn die Verletzung aber nicht ab. Er holt sich die Bestnote trotzdem und setzt sich zwischenzeitlich an die Spitze des Klassements.
Von dort wird er im dritten Gang verdrängt, weil er gegen den ebenfalls 19-jährigen Michael Moser verliert. Der Emmentaler, der letzte Woche das Berner Kantonale gewonnen hat, steht somit zur Mittagspause alleine an der Spitze.
Von den Eidgenossen stehen Werner Schlegel (22) und Curdin Orlik (32) gut da. Fabian Staudenmann (25) verliert im Anschwingen gegen Schlegel.
Das Klassement nach dem 3. Gang
3. Gang – Lüscher unterliegt Msoer, Staudenmann auf Wiedergutmachungskurs
Sinisha Lüscher, der sich den zuvor ausgerenkten Finger verbunden hat, kämpft gegen Michael Moser (beide 19) tapfer, entgeht der Niederlage einmal hauchdünn, ehe er sich geschlagen geben muss.
Curdin Orlik holt sich in kurzer Zeit den 10er gegen Samuel Schmid (30). Damit steht der Bündner, der für den Berner Schwingverband an den Start geht, vor der Mittagspause bei zwei Siegen und einem Gestellten.
Tiago Vieira (33) wehrt sich gegen Fabian Staudenmann nach Kräften, kann die 10 Punkte für den Favoriten jedoch nicht verhindern. Der 25-jährige Berner kommt nach seiner Startniederlage gegen Werner Schlegel (22) besser rein.
Ebendieser Schlegel bodigt Adrian Klossner (32) inner Sekunden mit einer 10. Domenic Schneider (31) hat mit Lars Zaugg (23) ähnlich wenig Mühe.
Eidgenosse Nick Alpiger (28) holt nach der Startniederlage gegen Michael Moser (19) den zweiten Sieg gegen Josias Wittwer (31) gibts 9,75 Punkte.
Adrian Odermatt (24) muss auch gegen Severin Staub (22) einen Gestellten verdauen. Der Kampf wird wegen eines eingerissenen Fingernagels bei Staub rund eine Minute vor Schluss unterbrochen.