Darum gehts
Stefan Riesen hat als mehrfacher Ironman-Finisher bereits einige aussergewöhnliche Leistungen vollbracht. Doch was ihm mit Fabian Staudenmann gelang, verdient besonders grossen Respekt. Riesen formte aus dem unsportlichen Berner einen Athleten. «Als Kind hatte Fäbu ein, zwei Kilo zu viel auf den Rippen», erklärt er.
Inzwischen verkörpert Königsfavorit Staudenmann den modernen Schwinger: durchtrainiert und sehr beweglich. Letzteres sei er schon immer gewesen. «Fäbu ist wie aus Gummi. Dieses Talent bekam er in die Wiege gelegt.» Deutlich mehr Mühe hatte der letztjährige Saisondominator im Kraftbereich.
Kreative Kraftraum-Lösung
Unvergessen für Riesen bleibt das erste gemeinsame Training mit dem damals 10-Jährigen: «Fäbu konnte keine einzige Liegestütze. Wir mussten auf die Frauenvariante ausweichen.» Seine schlechte körperliche Verfassung fiel Riesen bei einem Bubenschwinget auf. «Wenn aus dir etwas werden soll, musst du beginnen, richtig zu trainieren», sagte er danach zu Staudenmann.
Von da an schwitzte er zweimal pro Woche bei Riesen und seiner Gotte auf deren Bauernhof. Eine Scheune wurde zum Kraftraum umfunktioniert. Schnell einmal sah Riesen den gewaltigen Ehrgeiz seines Schützlings. «Fäbu machte jeden Tag Liegestütze. Zudem richtete er sich zu Hause eine Stange für Klimmzüge ein.»
Der Name des Chats war Programm
Die verschiedenen Übungen liess sich Staudenmann bis ins letzte Detail erklären. «Er war und ist bis heute sehr wissenshungrig.» Neben den klassischen Krafteinheiten gingen die beiden auch Biken oder Langlaufen. Als «Killer-Training» bezeichnete Riesen den Interval-Circuit: 30 Sekunden Vollgas, 30 Sekunden Pause.
Danach sassen sie jeweils gemeinsam beim Abendessen. Schliesslich hiess ihr gemeinsamer Chat auch «Kraft & Essen». Wenn Riesen kochte, gab es Hörnli mit Thonsalat. «Eines der Lieblingsessen von Fäbu.» Auf die Frage, was zu dieser Zeit typisch für Staudenmann war, sagt Riesen lachend: «Er vergass immer etwas – egal, ob ein Bidon oder einen Pullover.»
Supertalent als Leichtathlet?
In dieser Phase machte Staudenmann grosse Fortschritte. Seine verbesserte Athletik wusste er im Sägemehl gewinnbringend einzusetzen. Staudenmann entwickelte sich zu einer festen Grösse im Berner Nachwuchs. «Viele Muskeln hatte er aber auch da noch nicht. Die kamen erst, als er ausgewachsen war.»
Mittlerweile setzt Staudenmann auf die Dienste von Schwingerkönig Matthias Glarner. Genauso wie das Berner Supertalent Michael Moser. Dieser trainierte ebenfalls eine Zeit lang unter der Leitung von Riesen. Besonders in Erinnerung geblieben ist ihm Mosers Sprungkraft. «Er wäre bestimmt auch ein guter Leichtathlet geworden.»
Am Samstag auf dem Weissenstein muss Moser im ersten Gang die Hürde Nick Alpiger überspringen. Staudenmann hat nach der Absage von Armon Orlik einen neuen Gegner bekommen. Er trifft auf Werner Schlegel. Gut möglich, dass sich die beiden Berner Teamleader im Schlussgang gegenüberstehen. Für Riesen wäre das ein ganz besonderer Moment.