Wer braucht gleich drei staatliche Fluggesellschaften? Natürlich, Saudi-Arabien!
Das Land am Golf investiert im Rahmen seiner «Vision 2030» Milliarden für den Umbau seiner Wirtschaft weg vom Öl hin zu neuen Ertragsquellen. Tourismus spielt dabei eine zentrale Rolle.
Erst vor wenigen Tagen kündigte Kronprinz Mohammed Bin Salman die Gründung einer zweiten staatlichen Fluggesellschaft namens «Riyadh Air» an. Diese ergänzt die bestehende Saudia Airlines, die unter anderem Zürich und Genf anfliegt. Das reicht offenbar nicht: Bis Ende 2024 entsteht mit «Neom Airlines» nochmals eine saudische Fluggesellschaft.
Vier Flughäfen für die neue Planregion
Der Name bezieht sich auf die Planstadt Neom, das neue Tourismusziel im Nordwesten des Landes, dessen Bau 500 Milliarden Dollar verschlingt. Dazu gehörende Megaprojekte wie «The Line» oder die Luxusinsel Sindalah sind im Bau. Der Flughafen von Neom Bay ist bereits seit 2019 in Betrieb, dafür wurde ein bestehender Militärflugplatz aufgepeppt. Bislang sind nur saudische Ziele sowie Dubai und London auf dem Flugplan, bedient von Saudia.
Doch Neom Airlines soll künftig Touristen aus aller Welt nach Neom befördern. In der Projektstadt, deren Fläche der Hälfte der Schweiz entspricht, sind dafür drei weitere Flughäfen geplant. Darunter der Mega-Flughafen Neom International, der bis 2030 stehen soll.
Nur das Beste vom Besten
Warum es für Neom eine eigene Fluggesellschaft braucht, ist nicht ganz klar. Der Aufbau einer Fluggesellschaft ist teuer. Neom Airlines will spätestens ab 2026 auf neue und eigene statt geleaste Flugzeuge setzen. Dazu kommen Marketing-, Personal- und Betriebskosten. Aber in Saudi-Arabien wird kein Aufwand gescheut, um die Vorherrschaft am Luftfahrt-Himmel zu erreichen. Saudia und Riyadh Airlines haben Mitte März schon mal 121 Boeing 787 Dreamliner bestellt. Und in der Hauptstadt Riad entsteht mit dem King Salman International Airport gerade ein neuer Mega-Flughafen, der ab 2050 jährlich 185 Millionen Fluggäste bewältigen soll.
Über Neom Airlines ist bislang wenig bekannt. CEO ist der Deutsche Klaus Goersch (57), der zuvor COO bei Air Canada und British Airways war. Ihm zufolge soll die neue Fluggesellschaft «etwas nie Dagewesenes» sein, wobei er in einem Statement nur Allgemeinplätze bietet: Catering von lokalen Produzenten, nachhaltige Materialien im Flugzeug, möglichst viel Einsatz von Bio-Treibstoffen, modernste Technologie sowie 6G Wifi an Bord.
Ob das reicht, die aktuellen Platzhirsche Emirates, Etihad und Qatar Airways zu verdrängen? Den Saudis ist es, allen Imageproblemen des Landes zum Trotz, zuzutrauen.